Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
zählte, war, dass ihre Boutique ein Erfolg würde und dass sie Rita nicht enttäuschte.
Also, sie sah sich in dem hübsch beleuchteten Innenraum um, was nun? Kaffee, beschloss sie. Danach würde sie sich noch um die letzten Preisschilder kümmern. Und dann könnte sie heute Abend vielleicht noch vor Mitternacht nach Hause gehen und ein bisschen dringend benötigten Schlaf nachholen.
Schlotternd öffnete sie die Tür, und als es ihr bei dem Dämmerlicht und dem kaltfeuchten Nebel endlich gelungen war, Dexters Aufmerksamkeit zu gewinnen, bedeutete sie ihm mit aussagekräftigen Handbewegungen, dass sie jetzt Wasser aufsetzte.
Da es in Rays Kiosk keine Kochgelegenheit gab, hatte Rita ihn immer in ihre Stärkungspausen mit einbezogen und im Lauf dieser Woche hatte Frankie diese Gewohnheit fortgeführt und jedes Mal, wenn sie sich etwas Heißes zu trinken machte, auch Dexter vorsichtig eine Portion davon über das Kopfsteinpflaster hinübergebracht.
Er grinste ihr zu und reckte den Daumen hoch. Mehrere Mädchen, die sich bibbernd um die Stechpalmen- und Mistelzweige scharten, funkelten sie zornig an.
Einige Minuten später eilte sie mit einem dampfenden Becher über den Marktplatz, und die Blicke der Mädchen funkelten noch zorniger.
»Prima, danke.« Dexter umschloss den Becher mit den Händen und sah Frankie über den Rand hinweg eindringlich an. »Und du siehst ja sehr, ähm, festlich aus. Wirklich hübsch. Das ist ein fantastisches Kleid. Trägst du deine eigene Ware? Falls ja, bist du selbst die beste Reklame, die dein Geschäft nur kriegen kann.«
Frankie, an Komplimente nicht gewöhnt, wurde rot und schüttelte schnell den Kopf. »Äh, danke, aber nein, das ist mein eigenes. Aus einem anderen Secondhand-Shop. Schon uralt. Öhm …«
Dexter, der ihr Unbehagen offenbar spürte, lächelte freundlich und wechselte zu einem allgemeinen und unverfänglicheren Thema über. »Dieser Kaffee ist spitze. Ganz schön kalt heute, nicht wahr?«
»Mmm.« Frankie schauderte. »Ich glaube, mir war der Regen lieber als dies hier. Ein Wetter wie in einem Roman von Charles Dickens. Bei diesem Nebel kann man sich richtig vorstellen, wie Kingston Dapple in alten Zeiten gewesen sein muss, nicht wahr?«
»Voller Gespenster?« Dexter lachte. »Ja.«
Frankie zog eine Grimasse. »Dieses Wort will ich nie wieder hören. Hoffentlich gerät das alles bald in Vergessenheit. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Maisie noch einmal wiederkommt.«
»Nein, wird sie bestimmt nicht.«
»Du … Du glaubst doch nicht an solche Spukgeschichten, oder?«
Dexter schüttelte den Kopf. Seine seidigen Haarsträhnen flogen hin und her. »Nicht die Spur. Was all diesen Gespensterkram betrifft, bin ich ganz deiner Meinung. Von den meisten Leuten, die behaupten, mit den Toten sprechen zu können, halte ich wirklich nicht viel. Sicher mag es den einen oder anderen richtigen Hellseher und möglicherweise auch manch echtes Medium geben. Ich bin nur noch nie einem begegnet, und bis dahin bleibe ich auf Seiten der Zweifler. Aber ich finde es abstoßend, wenn Scharlatane einfach nur versuchen, aus der tiefen Trauer Hinterbliebener Kapital zu schlagen. Das ist ganz schön grausam.«
»Stimmt«, bestätigte Frankie. »Auch wenn ich nicht glaube, dass Maisie so etwas macht. Vermutlich glaubt sie einfach, Geister sehen zu können. So wie wir überall lebendige Leute sehen, sieht sie vielleicht Tote. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie auf gut Glück Sätze herausposaunt wie: ›Ich habe für jemanden hier im Raum, dessen Name mit A beginnt, eine Botschaft von jemandem, dessen Name mit B beginnt, und gebe sie gegen zwanzig Pfund weiter.‹«
Dexter lachte. »Nein, ich auch nicht. Verrückt mag sie ja sein, aber Maisie wirkt auf mich wie ein freundlicher Mensch mit guten Absichten.«
»Auf mich auch. Allerdings habe ich derzeit wesentlich Wichtigeres im Kopf als das mittelmäßige Medium Maisie. Allem voran, morgen meine Boutique zu eröffnen und mindestens eine Kundin durch die Ladentür zu locken.«
»Das wird schon.« Dexter sah zum Laden hinüber. »Die Fenster sehen großartig aus, und mit der Werbung habt ihr euch ja mächtig reingehängt, Lilly und du.«
Frankie lachte. »Ach, Lilly war einsame Spitze. In dem Kosmetiksalon, in dem sie arbeitet, drückt sie allen Kunden unsere Flyer in die Hand und hat unsere übrigen Freundinnen dazu gebracht, es genauso zu machen. Clemmie betreibt mit ihrem Mann zusammen eine Feuerwerksfirma und verteilt
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