Blütenzauber und Liebeswunder: Roman (German Edition)
ja, mindestens drei Jahren werden. Vor drei Jahren, als Joseph Mason ihr das Herz gebrochen, ihr Leben ruiniert und ihre Träume zerstört hatte, hätte sie nicht gedacht, dass sie so viel Widerstandsfähigkeit besäße, sich wieder aufzurappeln und nicht nur sich selbst, sondern auch ihre gesamte Zukunft neu aufzubauen.
Sie zog die Nase kraus. Sie hatte es selbst so weit gebracht. Niemand würde ihr das jemals wegnehmen können. Nicht noch einmal. Jetzt zählte nichts anderes mehr als der Erfolg von Francesca’s Fabulous Frocks.
Frankie ging durch den Laden und sah voller Freude zu den beiden riesigen dekorierten Schaufenstern hin. In Ermangelung richtiger Schaufensterpuppen, auch wenn sie noch immer danach suchte, hatte sie alles mit rotem Krepppapier ausgelegt, und mehrere Kaskaden aus langen Lamettafäden drehten sich kreiselnd in der aufsteigenden Warmluft. Rote, grüne und goldene Partykleider aller Epochen waren künstlerisch über festliche Kartons drapiert, die wie die verheißungsvollsten Weihnachtsgeschenke verpackt waren. Die Fenster glitzerten in Silber und Gold und waren umrahmt von Christbaumkugeln und noch mehr Lametta und Unmengen funkelnder Lichterketten.
Wenn man bedachte, dass alle Dekorationsgegenstände aus ihrer und Lillys Sammlung zu Hause entliehen waren – sogar der uralte künstliche Weihnachtsbaum hatte einen Ehrenplatz bekommen –, fand Frankie, sah es doch beinahe professionell aus.
Und es hatte aufgehört zu regnen.
Ach, und von Gespenstern keine Spur.
Allerdings, dachte Frankie jetzt, als sie auf den Marktplatz hinausspähte, sah heute ganz Kingston Dapple ziemlich gespenstisch aus. Wind und Regen waren einer kalten, dunklen Düsternis und einem vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung wabernden Nebel gewichen, der so dick war wie Erbsensuppe. Die Weihnachtsbeleuchtung auf der anderen Seite des Platzes schimmerte nur schwach durch die wogenden grauen Schwaden, und die Einkaufenden waren nichts als geisterhafte Gestalten, die im Dunkeln auftauchten und wieder verschwanden.
Einige Meter Kopfsteinpflaster entfernt hatte auch Dexters Blumenstand eine gewisse Verwandlung erfahren. Dort sah es aus, fand Frankie, wie in der Höhle des Weihnachtsmanns, mit Kaskaden von Lichterketten, üppigen glänzenden Büscheln von Stechpalmenzweigen, Efeu und Misteln überall, auf den Bodendielen hoch aufgestapelten prächtigen Adventskränzen mit purpurnen Bändern und leuchtend roten Christsternen und Eisbegonien, die zwischen dem dunkelgrünen Blattwerk wie Rubine funkelten. Für die Innenausstattung hatte Dexter Rays Kontakte gut genutzt und große Vasen mit winterharten Schnittblumen und Farnwedeln aufgestellt. Wenn man von draußen hereinkam, duftete es wie in einer ländlichen Kräuterkosmetik-Filiale von Lush.
Frankie lachte vor sich hin. Innerhalb kürzester Zeit war es Dexter gelungen, weitaus mehr Kundschaft anzuziehen, als Ray sich je hätte träumen lassen. Weibliche natürlich.
Die Neuigkeit von Dexters Eintreffen hatte sich, wie grundsätzlich alles im Dorf, wie ein Lauffeuer verbreitet, und der Blumenstand war beinahe rund um die Uhr von Frauen umlagert: Da waren Kingston Dapples junge Mütter mit ihren Babys, warm eingemummelt im Kinderwagen, die schauten, kicherten, auf ihren Handys herumtippten, aber nichts kauften, da waren die feinen Damen vom Lande, die anscheinend plötzlich das Bedürfnis hatten, ihre Häuser in botanische Gärten zu verwandeln, und sämtliche anderen Arten weiblicher Wesen dazwischen.
Dexter flirtete und plauderte mit allen von ihnen und – auch wenn er sich mit seinen Waren nicht besonders gut auskannte, dachte Frankie mit einem Anflug von Neid – verkaufte weitaus mehr Blumen, als Ray es jemals getan hatte.
Sie fragte sich, wie schon so manches Mal, was Dexter wohl früher beruflich gemacht hatte. Eigentlich hätte sie gerne genau gewusst, was in Dexters Vergangenheit denn eigentlich geschehen war. Bis jetzt hatte er sich darüber charmant ausgeschwiegen, wie an jenem Abend im Toad , und war sämtlichen Fragen, die sie oder Lilly gestellt hatten, geschickt ausgewichen.
Worüber, dachte sie nun, sie sich nicht beschweren durfte, da auch sie es erfolgreich vermieden hatte, seine Fragen nach ihrer Person zu beantworten. Sich geheimnisvoll zu geben konnte man auch zu zweit spielen. Und außerdem war es doch ganz egal, wie viel sie übereinander wussten, sie würden ja ohnehin nie anders als geschäftlich miteinander zu tun haben. Das Einzige, was
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