BLUFF!
entlarven kann man diese machtvollen Fälschungen nur, wenn man für sich selbst einigermaßen klar hat, wo man herkommt, wo man eigentlich steht und was die existenzielle Welt, was also Liebe, was Gut und Böse und was der Sinn des Lebens wirklich ist. Die Ideologen wussten das immer schon. Deswegen haben sie ihre Fälschungen der Welt immer auch mit einer Geschichtsfälschung begleitet, damit nicht aus der wirklichen Geschichte die Kräfte aufstehen können, die ihre menschenverachtenden Konstruktionen als einen einzigen zynischen Bluff entlarven.
2. Entdeckungen –
Das wirkliche Leben und die wahre Welt
I m amerikanischen Science-Fiction-Film »Matrix« ist die Erde von Maschinen erobert, die den Menschen eine künstliche Welt vorgaukeln, eine »computergenerierte Traumwelt«, um ihnen in Wirklichkeit die Freiheit zu rauben und in komplizierten Melkmaschinen buchstäblich alle Kräfte auszusaugen. Die Welt existiert bloß als Simulation, und Milliarden Menschen leben, eingelullt in die angenehmen Eindrücke dieser gefälschten Welt, gleichgültig vor sich hin. Als dann doch einige aufbegehren gegen diese machtvollen Manipulationen, heißt es am Ende auch hier: »Ich kann dir nur die Tür zeigen, durchgehen musst du selber.«
Die Fälschung der Welt, von der in diesem Buch die Rede ist, ist keine Fiktion, sondern sie ist reale Gegenwart, kein Stoff für einen Actionfilm, sie ist viel subtiler als die »Matrix« und doch in ihrer Wirkung nicht weniger dramatisch. Wenn uns nur diese kurze Zeit von unserer Geburt bis zu unserem Tod zur Verfügung steht, dann wäre es natürlich eine wirkliche Katastrophe, wenn uns in dieser Zeit unser unverwechselbares eigentliches existenzielles Leben aus Versehen entgehen würde, weil wir gutgläubig auf all die machtvollen Fälschungen der Welt hereinfallen, die sich uns Tag für Tag aufdrängen.
Freilich können wir auch nicht so ohne weiteres aus all diesen wichtigtuerischen Welten aussteigen. Uns steht keine Tür offen, wie Truman Burbank oder den »Matrix«-Bewohnern. Unentrinnbar leben wir in diesen Welten. Und trotz aller böswilligen Fälscher, die da geschäftstüchtig am Werke sind, das große Welttheater hat ja zweifellos auch sein Gutes. Wer wollte die Segnungen der Wissenschaften missen, die uns die Augen geöffnet haben für die Weite der Welt, wer wollte auf die vielen Hilfen der Psychologie verzichten, die Leid lindern und Hoffnung geben, wer wollte nicht die große Leistung der Medien preisen, die unsere Freiheit verteidigen und mehr Verbindung unter den Menschen ermöglichen, wer wüsste nicht auch um die Verdienste moderner Finanzwirtschaft für unser aller Wohlstand, ganz zu schweigen von den bewundernswerten Höchstleistungen medizinischen Fortschritts, und wer wäre schließlich nicht all den unermüdlichen Historikern dankbar für das umfangreiche Wissen, das sie in mühsamer Arbeit uns Menschen über uns selbst verschaffen?
Das Problem entsteht erst dann, wenn diese Welten übermächtig werden, wenn sie sich als die einzig wahre Welt aufdrängen, wenn sie keinen Platz mehr lassen für das eigentliche Leben des Menschen. Erst dann entfremden sie den Menschen von sich selbst.
Besonders gefährlich werden solche Welten dann, wenn sie sich zu Glaubenssystemen aufblasen. Aber seriöse Wissenschaftler sind nie wissenschaftsgläubig, seriöse Psychoexperten betreiben keinen »Psychokult«, Medienprofis sind nicht medienhörig, gute Banker beten den schnöden Mammon nicht an, und Ärzte, die Gesundheit tatsächlich für das höchste Gut halten würden, wären eine Gefahr für ihre Patienten. Gerade diejenigen Menschen also, die diese Welten von innen heraus kennen, lassen sich nicht so schnell von ihnen gefangen nehmen, denn als unfreiwillige Bühnenbildner im großen Welttheater blicken sie, wenigstens in ihrem Bereich, hinter die Kulissen der gefälschten Welt.
Sie tun das, weil sie ihre Grenzen kennen. Gute Wissenschaftler wissen, dass die Evolutionstheorie, was den Sinn des Lebens betrifft, nichts beweist und nichts widerlegt, dass die Mythen der Wissenschaft nur andere Mythen sind, aber auf die existenziellen Fragen systematisch die Antwort schuldig bleiben. Gute Psychologen glauben nicht, dass die Wahrheit umstandslos in Psychologie löslich ist, dass, wer sich bei Liebesgefühlen auskennt, noch lange nicht weiß, was Liebe ist, und es gibt natürlich auch moderne brillante Psychoanalytiker, die nicht daran denken, ihre Methode als Heilslehre zu
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