Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
seltsam, denn wer hereinkommen darf, kommt einfach herein und alle anderen werden angekündigt. »Herein.«
Es ist Francesca. Sie macht nur einen Schritt ins Zimmer und bleibt dann stehen. »Hast du zu tun?«
Ich will schon antworten, dass ich immer zu tun habe, sage aber dann lieber: »Nichts Dringendes.«
»Ich muss mit dir reden.« Sie sieht auf die Uhr. »Wenn du nur wenig Zeit hast, dann reden wir bei einem Happen zu essen und einem Kaffee.«
»Ich sage Anselmi Bescheid.«
Als wir draußen sind, lege ich ihr die Hand an den Arm, so als würde ich sie führen: »Wir könnten doch einmal auch richtig essen gehen, Fisch vielleicht … Ich hole das Auto, und wir nutzen die Fahrt zum Reden.«
»Das dauert zu lange. In knapp zwei Stunden habe ich eine wichtige Sitzung.«
»Dann also Tavola calda ?«
Sie nickt.
»Deine Mutter hat mich angerufen. Du weißt, dass sie eine starke Frau ist, alles andere als hysterisch, aber gerade deshalb. Ich habe ihre Besorgnis rausgehört, als sie mir von dem Päckchen erzählt hat, von dem Päckchen, das für dich an ihre Adresse gerichtet war.«
»Verstehe.«
»Und über deine Reaktion ist sie noch besorgter.«
»Ich konnte gar nichts anderes machen, konnte es doch nicht vor ihren Augen öffnen, bevor die Verpackung untersucht und fotografiert worden war.«
»Aber ein Anruf mit ein paar beruhigenden Worten hätte dich nun wirklich nicht viel gekostet.«
»Ist es hier für dich in Ordnung?« Ich zeige auf eine Tavola calda , wo ich essen gehe, wenn ich von der Kantine die Nase voll habe.
Sie nickt, lässt aber nicht locker. »Warum hast du deine Mutter nicht angerufen? Ich weiß ja, dass ich dir egal bin, aber deiner Mutter gegenüber könntest du ruhig ein bisschen einfühlsamer sein.«
Ich nehme sie am Arm und führe sie zu meinem gewohnten Platz, einem Tisch in der Ecke. »Wer hat dir denn gesagt, dass du mir egal bist?«
Sie fasst sich mit der einen Hand an die Nase, mit der anderen gibt sie mir einen Klaps auf die Wange. »Der Geruch von anderen Frauen, den du zusammen mit deinem eigenen mit nach Hause bringst. Doch darüber wollte ich eigentlich nicht mit dir reden.«
»Was nimmst du?«
»Was du immer nimmst, ist egal.«
Ich bestelle die übliche Torta pasqualina , eine mit Artischocken und Eiern gefüllte Gemüsetorte, und eine halbe Flasche trockenen Weißwein.
Die Ellbogen aufgestützt, das Kinn auf die verschränkten Hände gelegt - ihre gewohnte Haltung -, fängt Francesca an: »Was hast du herausgefunden? Erzähl mir das bitte ausführlich, in der richtigen Reihenfolge und ohne Auslassungen.«
»Warum denn? Warum sollte ich dir etwas über meine Arbeit erzählen?«
»Weil es nicht mehr nur deine Arbeit ist. Da hat jemand ein Päckchen an uns und an die Adresse unserer Nachbarn geschickt. Und jetzt an deine Mutter. Dieser jemand spielt mit dir, mit Antonio Mariani, nicht mit irgendeinem Kommissar. Und in dieses Spiel zieht er auch noch deine ganze Familie mit rein.«
Die Ankunft des Kellners bewahrt mich vor einer sofortigen Antwort, ich nutze die Gelegenheit, um über ihre Worte nachzudenken. Wahrscheinlich hat sie Recht, wenn sie sagt, dass meine Familie mit hineingezogen wird. Aber …
»Angenommen, das stimmt, warum sollte ich dich aber über meine Arbeit informieren?«
Francesca attackiert energisch ihr Stück Torta pasqualina , mit einem beherzten Schnitt trennt sie den Rand aus geflochtenem Blätterteig von der Füllung. Ich weiß jetzt schon, dass sie das weiche Innere bis zum letzten Krümel mit Messer und Gabel aufessen wird, dann wird sie den knusprigen Teig in die rechte Hand nehmen und verputzen, ohne dass auch nur das winzigste Stückchen herunterfällt.
Während sie säbelt, antwortet sie in einem Tonfall, den sie bei einem nicht allzu aufgeweckten Kind angewendet hätte: »Man betrachtet mich als eine Expertin für Simulationsfragen, erinnerst du dich?«
Ich nicke. Für mich ist sie meine Frau und die Mutter von Manu, manchmal vergesse ich, dass ihr Leben auch noch andere Seiten hat.
»Wenn mir also jemand Daten gibt, dann versuche ich, die Ereignisse vorherzusehen. Natürlich dienen mir dafür meine ganzen Computerprogramme, aber je nachdem, wer mich bezahlt, nutze ich vor allem mein Einfühlungsvermögen. Eine technologisierte und computerisierte Handleserin. Wenn du also jetzt nicht wie üblich das Arschloch spielst …«
»Danke!«
»Bitte, … und auch nicht den Idioten und mir die Informationen gibst, die du gesammelt
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