Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
beieinander, sie legt mir einen Arm über den Bauch.
»Wir reden später weiter.«
Später
Es ist schon fast Morgen. Ich sollte bald aufstehen.
»Arbeitest du heute?«, fragt Francesca. Ich habe nicht gemerkt, dass sie wach ist.
»Ja. Die Sache scheint Konturen anzunehmen.«
»Wie ich dir gesagt habe. Der Zeigefinger, die Anklage, die Blüten.«
»Ich merke es mir. In Ordnung.« Pause. »Und du, was machst du?«
»Ich hatte zwei oder drei Aufträge laufen, doch ich habe sie erledigen können beziehungsweise sie Gabrieli aufgehalst. Ich nehme Urlaub.«
Panik! Sie verlässt mich, und diese Nacht war ihr Abschied. »Wo fährst du hin?« Ich bekomme kaum noch Luft.
»Wo soll ich denn hinfahren? Manu hat Schule. Ich habe nur beschlossen, mir ein paar Tage Ruhe zu gönnen und die Wohnung ein bisschen auf Vordermann zu bringen.« Ich habe mich aufgesetzt, und sie fährt mir mit dem Zeigefinger die Wirbelsäule hinunter. »Gib doch diese fixe Idee auf, dass ich dich verlasse.«
»Ich muss jetzt eigentlich gehen.«
»Ich mache dir einen Kaffee.« Sie steht auf und schlüpft, auf einem Bein balancierend, in die Schlafanzughose. Dann nimmt sie das Oberteil. »Geh unter die Dusche, vielleicht wirst du dann richtig wach.«
»Wir haben doch noch ein bisschen Zeit.«
Sie knüllt das Schlafanzugoberteil zu einem Ball zusammen und bewirft mich damit.
Einen Augenblick später ist sie wieder bei mir.
KAPITEL 3
Montag
Am Samstag und Sonntag nichts Neues. Die Verkäuferin hat das, was sie mir im Geschäft gesagt hat, in ihrer Aussage wiederholt. Der Botanikprofessor ist noch immer nicht erreichbar.
Die größte Neuigkeit ist jedoch, dass die Stimmung zwischen Francesca und mir so gut ist wie schon lange nicht mehr.
Heute hat sie mich mit einem Kuss und einem Lächeln ins Büro geschickt.
Wir haben das Phantombild, sowohl in weiblicher als auch in männlicher Version, den Nachbarn gezeigt, doch ohne Resultat. Aber Samstag und Sonntag sind auch nicht die besten Tage. Die Menschen haben weniger zu tun und wollen sich unbeschwert langweilen: mit Fußball, Fernsehen und Familienstreitigkeiten. Meine Mutter zum Beispiel verbringt ihre Sonntage mit einer Schicht im Krankenhaus und ein paar Partien Canasta. Jegliche Störung dieses Ablaufs - abgesehen von Notwendigkeiten, die mit Manu zu tun haben - macht sie missmutig. Dann ärgert sie sich, dass sie schlechte Laune hat, und alles wird noch schlimmer. Also habe ich das Vorhaben, ihr das Phantombild des/der Verdächtigen zu zeigen, auf heute, Montag, verschoben. Ich überlege, zur Mittagszeit auf einen Sprung zu ihr zu fahren. Ich werde sie aus dem Büro anrufen, wenn abzusehen ist, wie sich der Tag entwickelt.
Telefonat mit Professor Manlio Borgese, ich stelle mich vor, entschuldige mich für die Störung. »Ich brauche einen Spezialisten für Botanik, und da wurden Sie mir als unangefochtene Autorität genannt …« Bauchpinseln hilft immer. Und so bekomme ich einen Termin um fünfzehn Uhr bei ihm zu Hause. Er nennt mir die Adresse, nicht weit vom Park Villetta Dinegro. Ich kann also gut auf dem Rückweg von meiner Mutter dort vorbeifahren.
Die Tür geht einen Spalt auf, und Iachino steckt den Kopf herein: »War die Aussage der Verkäuferin in Ordnung?«
Alle wissen, dass ich immer etwas an Protokollen, Niederschriften und anderen Sachen zu bemängeln habe. Ich verlange, dass sie vollständig, knapp und gut geschrieben sind.
Eines Tages habe ich sie hinter meinem Rücken reden hören: »Soll er sich doch Biagi oder Montanelli holen.«
Die Aussage der Verkäuferin. Ich nicke und bekunde ihm so, dass nichts daran auszusetzen war. Iachino strahlt.
Ich habe die Niederschrift nur überflogen, um zu sehen, ob wirklich alles drinsteht, was sie mir erzählt hat. Zwei Stunden habe ich noch, da könnte ich sie ja in Ruhe lesen. Jedoch lese ich Zeugenaussagen höchst ungern. Schiebe es immer auf, das ist eine der Sachen, die mir Serra permanent vorwirft, er würde sagen »vorhält«.
Und so bewegt sich der Tag in den ruhigen Bahnen des Alltagstrotts. Leandri hat Recht: Wozu eigentlich die Fälle lösen? Wichtig ist doch nur, dass man weiterkommt und dass sie einem einen erträglichen Arbeitsrhythmus bescheren.
Serra ist auf einem Kongress über organisierte Kriminalität. Die unorganisierte, die auf oberflächliche und ordinäre Weise tötet, die interessiert niemanden.
Das Telefon klingelt. Ich nehme ab, ohne Furcht und im Einklang mit der Welt. Heute ist nicht der
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