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Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani

Titel: Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Masella Birgitta Hoepken
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der ja der Ältere ist. Viertens: Er hasst Büroarbeit. Genau wie ich.
    Anselmi beobachtet das Ganze, registriert es, vielleicht billigt er es auch. Sollte er es nicht billigen, dann behält er das jedenfalls für sich. Das ist das Einzige, worin er sich von dem ehemaligen Staatspräsidenten Ciampi unterscheidet. Er sieht ihm nämlich ziemlich ähnlich, nur dass er sich nicht so gut kleidet. Außerdem hat er eine andere Gehaltsstufe.
    Iachino kommt nach einer Stunde zurück, seine Beute hat er in einer versiegelten Plastiktüte, die er der Spurensicherung bringen will, damit sie den Inhalt auf eventuelle Fingerabdrücke untersucht. Er hat auch eine Mappe dabei. »Sie hatten es mir zwar nicht aufgetragen, aber ich habe mir erlaubt, von allen im Büro Beschäftigten und von allen, die den Umschlag in der Hand gehabt haben könnten, die Fingerabdrücke zu nehmen. Wenn es nötig ist, dann kommen sie für die Formalitäten auch hierher. Nur damit wir etwas haben, womit wir arbeiten können.« Das gefällt mir an Iachino: Er hat Initiative. Er macht Fehler, wie alle, aber er versucht es jedenfalls. Nicht wie dieser Schlappschwanz Ravazzi.
    »Sehr gut, Iachino. Bring alles … Ach, nein, ich komme mit dir. Ich bin sehr neugierig auf die Buchstaben.«
    »Wie die für Kinder. Meine kleine Nichte ist verrückt nach diesen Klebebuchstaben mit … sie nennt es Glitzer.«
    »Nichte?«
    »Die Tochter meiner Schwester.«
    Ja, er hat Recht, das sind wirklich Buchstaben mit Glitzer, als ich sie vor mir habe, kann ich das bestätigen. Auch Manu ist verrückt danach. Auch Manu nennt sie so.
    Und jetzt die Fingerabdrücke. Doch auf die Ergebnisse muss ich warten. Vor heute Nachmittag höre ich da nichts.
    Als ich bei meiner Mutter ankomme, ist Francesca schon da, obwohl ich ziemlich früh dran bin. Nun, das übliche Problem ist ja, dass sich Schwiegermutter und Schwiegertochter in den Haaren liegen. Das Problem in meiner Familie ist gegenteiliger Natur.
    Nach dem Kaffee hole ich das Phantombild hervor und zeige es meiner Mutter: »Erinnert dich das an jemanden, den du vielleicht hier in der Gegend gesehen hast? Es kann ein Mann oder eine Frau gewesen sein.« Ich deute zuerst auf die Zeichnung, die nach Nandos Angaben gemacht wurde, dann auf die veränderte.
    »Nein, ich glaube nicht.« Doch sie macht einen verwirrten Eindruck.
    »Hör zu, Ma, es scheint, dass sie sich gerne verkleidet.«
    »Ich weiß nicht«, sie fährt sich durch die Haare, »hast du vielleicht noch eine Kopie?«
    »Willst du sie jemandem zeigen?«
    »Nun, wenn sie sich gerne verkleidet, dann ist ja nicht gesagt, dass das …« - und sie zeigt auf den Mann mit der Mütze und dem übergroßen Schaffellmantel - »… die einzige Verkleidung war. Kann ja sein, dass keine von beiden das Original ist.«
    »Es sieht so aus, dass die Gualtieri, das ist die erste Ermordete, sie schon lange gekannt hat.«
    »Sie kann sich verändert haben. Das Leben verändert einen. Vielleicht hat sie eine Veränderung noch betont. Eine erklärbare Veränderung. Lalla, du weißt schon, die Tochter von Laura …« - Ma schaut mich an, und ich nicke, auch wenn mir Lalla und Laura völlig unbekannt sind - »sie ist erst im sechsten Monat, aber für mich sieht sie aus, als wäre sie im neunten.« Pause. »Also, hast du noch eine Kopie übrig?«
    Ich habe noch drei Kopien und lege sie auf den Tisch.
    »Ich weiß nicht.« Sie schweigt. Meine Mutter unsicher - eine Seltenheit. Ich spüre Francescas Blicke, sie will unbedingt mitmischen. Ihrem Wesen und ihren Gewohnheiten nach ist sie keine Zuschauerin, auch im Theater leidet sie.
    »Die Augen sind interessant, stimmt’s Ma?« Sie nennt sie »Ma« wie ich. »Augen wie eine Blinde.«
    »Das ist ein sehr typischer Effekt bei diesen Zeichnungen.« Was sie jetzt wohl denken mögen, die beiden?
    Doch Francesca lässt sich nicht einschüchtern. »Wenn ich solche Augen einmal gesehen hätte, würde ich sie nie vergessen.«
    Meine Mutter steht auf, zieht die Schublade auf und schließt sie wieder: »Nino, ich habe keine Zigaretten mehr, hast du eine?« Meine Mutter hat immer ein Päckchen Zigaretten für ihre Freundinnen, von denen keine raucht, und sie steckt sich nur eine an, wenn sie sehr angespannt ist wie beim Ausfüllen der Steuererklärung oder bei Wahlen. In diesen Fällen zieht sie einmal, drückt die Zigarette wieder aus und verkündet: »Ekelhaft, ich verstehe die Raucher nicht, und der Staat verdient auch noch daran.« Vielleicht benutzt sie

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