Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
mir nur nicht, Zugang zu ihr zu finden. Vielleicht könnte Francesca das ja … Sie hätte Polizistin werden sollen. Wir sind ein ungleiches Paar. Ein zerbrochenes Paar …
»Haben Sie sich über den Auftrag mit dem zerbrochenen Brautpaar nicht gewundert?« Stimmt, das habe ich schon einmal gefragt, aber es kann doch nicht sein, dass sie nicht einen Hinweis für mich hat!
»Wir wundern uns nie. Außerdem haben wir einen solchen Auftrag schon einmal bekommen. Auch mehr als einmal. Wie ich Ihnen schon gesagt habe, feiern einige Ehepaare ihre Scheidung oder Trennung.« Sie rückt ihr Häubchen zurecht. »Merkwürdig war ein anderer Wunsch, und da mussten wir ein bisschen schummeln.«
Wäre ich nicht so hartnäckig gewesen, dann hätte sie mir das nicht erzählt.
»Wissen Sie, Signor Mariani«, sinnlos, sie zu korrigieren, sie hat mich jetzt schon als Privatmann abgespeichert. Eine Privatsache und ein Gefühl der Übelkeit. »Wir dekorieren Hochzeitstorten immer mit Zuckerblüten.«
Sie hält inne. Ich nicke. Blüten, schon wieder Blüten.
»Sie wollte Kamelien darauf haben. Ich habe den Chefkonditor gefragt. Der hat eine Weile überlegt, dann hat er Ja gesagt. Doch er hat kleine weiße Rosen genommen und hat sie als Kamelien ausgegeben.«
Die Mörderin wollte mir also eine mit Kamelien dekorierte Torte schicken.
Wieso diese Kamelien-Manie?
Ich bedanke mich und gehe.
Was bedeuten sie ihr? Oder gefallen sie ihr einfach? Oder verabscheut sie sie?
Schließen wir die letzten beiden Möglichkeiten einmal aus. Nicht, weil sie weniger wahrscheinlich wären, sondern weil sie für die Ermittlung nichts bringen.
Obwohl: Wüsste man, warum sie ihr gefallen oder warum sie sie verabscheut, wäre das schon eine Spur. Eine Liebe oder ein tief verwurzelter Hass.
Die Gedanken kommen und gehen und prallen aufeinander, bevor sie noch ganz fertig sind.
Unter den vielen Menschen auf der Via Venti in der Stoßzeit - eigentlich ein Dauerzustand - komme ich mir vor wie eine Billardkugel, die zwischen den Banden hin und her rollt.
Aber nehmen wir einmal an, die Kamelien hätten eine Bedeutung.
Eine absolute oder eine auf jemanden bezogene Bedeutung?
Das heißt, für alle gültig oder nur für sie? Wenn das Zweite zutrifft, habe ich keine Chance.
Doch für den ersten Fall habe ich das Buch über die Sprache der Blumen. Während ich denke und mich wie eine Billardkugel bewege, lasse ich mich automatisch in Richtung Foce zur Questura weiterschieben.
Kehrtwendung. Feltrinelli ist auf der anderen Straßenseite und in Richtung Piazza De Ferrari.
Ich gehe hinein und verlange, mit dem Filialleiter zu sprechen, nachdem ich meinen Dienstausweis vorgezeigt habe.
»Der Filialleiter ist auf einer Fortbildung. Vielleicht können wir Ihnen trotzdem behilflich sein …«
Der Mitarbeiter führt mich in ein Büro und bittet mich, einige Minuten zu warten. Es werden nicht mehr als fünf, und es lohnt sich. Ein Mann Ende dreißig kommt herein, er sieht aus, als habe er viel Geduld.
In aller Ruhe erkläre ich ihm, dass ich für eine Ermittlung einige Bücher zu Rate ziehen müsse - ich könne auch größte Vertraulichkeit garantieren, er nickt -, die von Blumen handeln, aber nicht davon, wie man sie anpflanzt, sondern von ihrer Bedeutung, und ich führe das übliche Beispiel an: Rosen bedeuten Leidenschaft.
»Wenn etwas zu diesem Thema publiziert wurde, dann haben wir es möglicherweise auch da, in diesem Fall können wir es in kürzester Zeit heraussuchen und Ihnen zur Verfügung stellen. Wenn Sie noch einige Minuten warten würden, dann rufe ich den Kollegen, der diesen speziellen Bereich betreut.«
Wieder nicht mehr als fünf Minuten. Auch dieser Mann, jünger, größer und kräftiger als der andere, macht ein geduldiges Gesicht. Ich spule meine schöne kleine Rede ab und schließe mit der rituellen Floskel: »Das würde mir wirklich sehr helfen.«
»Wir haben ein sehr umfassendes Buch zu diesem Thema. Es ist kürzlich erst erschienen, und man findet sich gut darin zurecht. Italienisch?«
Und er sieht mich fragend an.
»Bleiben wir fürs Erste bei italienischen Büchern.« Ich habe keinen Hinweis darauf, dass sie andere Sprachen spricht. Emma war die italienische Ausgabe, und auch der Follett. Vielleicht kann sie ja Deutsch oder Spanisch. Doch man muss sich ja erst einmal eine Arbeitshypothese zurechtlegen.
»Den Florario von Cattabiani, bei Mondadori erschienen.«
Das ist das Buch, das mir Francesca gegeben hat.
»Haben schon
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