Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
Geschichte mit dem dreizehnten Exemplar.«
»Nein. Nur eines vielleicht. Nicht immer stimmt die offizielle Adresse einer Institution mit der Lieferadresse überein. Wissen Sie, Commissario, wenn es eine kleine Einrichtung ist, dann ist das Büro oft nicht besetzt. Also nehmen sie die Privatadresse eines Mitarbeiters. Das erklärt dann, dass es hin und wieder zwei Adressen gibt. Die erste ist die offizielle, die brauchen wir für die Steuer. Die zweite ist aus praktischen Gründen erforderlich, die auf der Hand liegen.« Er gibt mir die Listen. Mit all diesen Dingen habe ich ihm gut und gern eine halbe Stunde gestohlen. Und ich weiß nicht, ob ich nun klüger bin als vorher.
»Entschuldigen Sie, die letzte Frage eines Unwissenden.«
»Fragen Sie nur, kein Problem.«
»Kann ich von allen Buchhandlungen so etwas bekommen?«, und ich schwenke die Blätter mit den Aufstellungen.
»Es kann länger dauern, wenn die Buchhandlung noch nicht oder nur zum Teil computerisiert ist. Doch alle müssen von jedem Titel nachvollziehen können, wie viele Exemplare hereinkommen und wie viele rausgehen, schon allein wegen der Steuer. Und weil es einfacher ist, haben wir noch eine Liste der Privatkunden, die sich nach Hause liefern lassen.«
»Danke.«
»Die Sache mit dem dreizehnten Exemplar gilt für alle Buchhandlungen. Das müssen Sie berücksichtigen.«
Ich verlasse die Buchhandlung und stehe auf der Via Venti. Es ist noch mehr los als vorhin. Jetzt habe ich einen Job für Anselmi, den er vom Telefon aus erledigen kann.
Aber was wird dabei herauskommen? Nichts. Aber zumindest haben wir das Gefühl, etwas zu tun.
Und es ist schon fünf Uhr.
Wir sind drei kleine Schweinchen: Anselmi, Iachino und meine Wenigkeit.
Der böse Wolf ist die Mörderin.
Und die drei kleinen Schweinchen machen Jagd auf den Wolf.
Oder macht der Wolf Jagd auf uns? Wir hoffen zu gewinnen. Wie auch immer, wir legen uns richtig ins Zeug. Wir sitzen alle drei in meinem Büro, lesen und vergleichen Berichte.
Es ist elf Uhr vormittags, und wir sind schon seit acht Uhr bei der Arbeit.
Gestern ging es von morgens acht bis abends acht auch so, mit einem einzigen Resultat: Kopfschmerzen und schlechte Laune bei allen.
Anselmi: »So ein Fall ist mir noch nicht untergekommen.«
Iachino: »Ich verstehe gar nicht, was das überhaupt für ein Fall ist. Das hat nicht viel mit den Serienkillern zu tun, die wir in der Ausbildung hatten.« Pause. »Und auch nicht mit denen aus dem Fernsehen oder dem Kino. Ich habe mir Das Schweigen der Lämmer und Sieben als Video ausgeliehen und angeschaut.«
Anselmi: »Lernen wir also jetzt vom Kino?«
Iachino: »Man kann nie wissen.«
»Und?« Ich.
»Mir war hundeelend. Mir wird schlecht, wenn ich in einem Film Gewalt sehe. Ich hoffe dann nur noch, dass er bald vorbei ist.« Pause. »Nein, ich habe nichts gelernt.«
Iachino hat wohl etwas mit Francesca gemein. Ich habe entdeckt, welche Filme sie sich angeschaut hat. Ebenfalls Das Schweigen der Lämmer und Sieben . Außerdem die Stumme Zeugin und zwei oder drei andere Filme dieser Art. Ihr ist nicht schlecht geworden. Ihr wird von nichts schlecht. Auch als sie mit Manu schwanger war, war ihr nicht schlecht.
Manu.
Es genügt, an sie, die so klein und so schutzlos ist, zu denken, und ich habe das Gefühl zu sterben. Das ist kein gewöhnlicher Fall. Es steht mehr als mein Leben auf dem Spiel.
»Das kann ich nicht glauben«, sagt Anselmi. Ruhig und überlegt. Bevor er spricht, hat er einen Bericht nochmals gelesen und ihn mit einem anderen verglichen. Nun, bei unserer Arbeit braucht man Geduld, und Anselmi hat Geduld.
Ich schaue zu ihm hinüber und warte ab.
»Leonardo Gabrieli wurde tot in dieser Art Arbeitszimmer gefunden, und es gab keine Hinweise auf Handgreiflichkeiten.«
Ich nicke zum Zeichen, dass ich ihm folgen kann. Vielleicht verstehe ich langsam. Die vielen Blumen haben mir so den Blick verstellt, dass ich das nicht schon früher bemerkt habe.
»Gabrieli war einen Meter siebzig groß.« Zwei Zentimeter kleiner als Francesca. »Er hat achtundsechzig Kilo gewogen. Da war es sicherlich nicht einfach, ihn dazu zu bringen, dass er sich eine Plastiktüte über den Kopf ziehen lässt. Doch es gibt weder Anzeichen für einen Einbruch noch für einen Kampf.«
»Was schließen wir daraus, Anselmi?«
»Ich weiß nicht. Aber es ist bedenkenswert.«
Typisch: Er reißt die Probleme an, und dann wäscht er seine Hände in Unschuld, wenn es um die Lösungen geht. Ob der
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