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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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kannte die zwei natürlich.
Ihre Eltern, offensichtlich wohlhabende Leute, hatten vor ein paar Wochen ein
Haus im neuen Siedlungsgebiet von Burgheim gekauft. Seitdem verbrachten sie
viel Zeit auf dem Land. Ihre Söhne, tödlich gelangweilt, zogen durch die
Wirtshäuser und Kellergassen, benahmen sich aggressiv und soffen bis zum Umfallen.
Anatol und Rene Frieb hießen sie.
    Sepp Räuschl war neben Polt getreten. „Eine Schande
ist so etwas, an einem Ostermontag.“
    „Maul halten, Grufti“, lallte der, den Polt für
Anatol hielt, taumelte auf Räuschl zu und wollte ihm mit der Flasche auf den
Kopf schlagen. Der Gendarm bewegte sich jetzt erstaunlich schnell. Er packte
das Handgelenk des Angreifers und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Die
Flasche fiel zu Boden und zerbrach. Polt ließ den Burschen los und stieß ihn
gegen das Preßhaus. „Immer schön friedlich, ja?“ Anatol lehnte apathisch an der
Mauer.
    „Wer kann die zwei transportieren?“ fragte der Gendarm
die Runde.
    Sepp Räuschl schaute Polt respektvoll an. „Ich hol
den Traktor mit dem Anhänger. Den kann ich ja nachher mit dem Schlauch abspritzen.“
     
    Nachdem Polt und Räuschl die beiden im Haus ihrer Eltern
abgeliefert hatten, radelte der Gendarm nach Brunndorf. Es war schon Abend,
als er zu guter Letzt das abseits der großen Kellergasse gelegene Preßhaus
seines Freundes Friedrich Kurzbacher erreichte. Der alte Weinbauer stand in der
offenen Tür, als habe er gewartet. „Hast du die anderen Besuche alle hinter
dir? Dann können wir jetzt ja richtig trinken!“
    Polt setzte sich an den grün gestrichenen Tisch, der
vor Kurzbachers Preßhaus unter einem großen Nußbaum stand. Die Sonne leuchtete
schon rötlich, und ein leichter frischer Wind kam auf. „Lieber nicht. Höchstens
einen Schluck. Es wird mir sonst zuviel heute.“
    „Auch gut.“ Der Kurzbacher füllte die Gläser. „Allerhand
los bei uns in letzter Zeit, wie? Erst der Riebl Rudi und dann dieser...“
    „Willi.“
    „Ja, der. War halt ein Pech. Viel war mit dem nie
anzufangen. Ein unnützer Esser, wie man so sagt.“
    „Aber er hat gern gelebt. Und mein Freund war er
auch.“
    „Wenn du meinst. Möchtest du einen Ribisler kosten?
Einmal was anderes.“
    „Ribiselwein? Nein danke. Zu schwer für mich, weißt
du, und viel zu süß.“
    „Hast recht. Was für die Weiber. Ich geb dir einen
mit für die Karin Walter.“
    „Die wird sich schön wundern, wenn ich mit einem Geschenk
daherkomme.“
    „Glaub ich nicht.“
    „So. Glaubst du nicht.“ Polt gab dem Kurzbacher
einen Rempler. „Ihr wißt alle mehr als ich, scheint mir.“
    Der Kurzbacher hob die Schultern und ging ins Preßhaus,
wo er die Flasche mit dem süßen Wein besonders sorgfältig abwischte und geradezu
liebevoll in Zeitungspapier wickelte.
     
    So ist ein Lied in allen Dingen
     
    Gendarmerieinspektor Simon Polt saß allein in einem
Büro der Dienststelle, hatte die Notizen aus den letzten Tagen vor sich liegen
und dachte darüber nach, ob Willi wirklich sein Freund gewesen war. Anfangs
keinesfalls. Er hatte dieselbe Scheu vor ihm gehabt wie die anderen in der
Gegend. Der hilflose und manchmal aufdringlich wirkende Eifer, mit dem sich
Willi vor allen bestätigen wollte, hatte ihn verwirrt. Auch konnte er mit der
distanzlosen Zuneigung nicht umgehen, mit der Willi alle umfing, denen er
nahekommen konnte. Doch nach und nach war er mit dieser merkwürdig verkürzten
Weltsicht vertraut geworden und empfand sie als tröstlichen Blick über den
Gartenzaun der Normalität. Als Gendarm mußte Polt seine Mitmenschen in solche
einteilen, die sich korrekt verhielten, und andere, die gegen Recht und Ordnung
verstießen. Willi kannte keine Kategorien, und er machte keine Unterschiede.
Daran änderten auch böse Erfahrungen nichts. Wenn ihm ein Mensch weh tat,
verstand er es einfach nicht. Andererseits war die Freude groß, wenn er sich
einmal nicht zurückgewiesen fühlte.
    Willi und Polt hatten einander gemocht und respektiert.
Also doch Freundschaft? Aber als Freund hätte Polt wenigstens versuchen müssen,
ihm auch ganz konkret zu helfen. Behutsam und klug betreut, wäre Willi sicher
dazu fähig gewesen, sinnvolle Arbeit zu leisten, und er hätte daran Freude
gehabt. Doch solche Überlegungen brachten wenig. Weitere Ermittlungen zu Willis
Tod waren erst gar nicht angeordnet worden. Polt wollte sich damit nicht
zufriedengeben, aber er wußte nicht recht, wo er ansetzen sollte. Jedenfalls
würde er mit Frau Raab

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