Blumen fuer Polt
mit Ihnen.“
Er folgte ihr. „Das klingt schon anders als vor zwei
Jahren, als ich mit einer Todesnachricht vor der Tür stand, nicht wahr, Frau
Hahn?“
„Wem sagen Sie das. Aber in meiner Küche waren Sie
schon damals willkommen.“
Simon Polt kam aus dem Staunen nicht heraus. Frau
Hahn wohnte so, wie er es sich immer erträumt hätte. Schöne alte Sachen, aber
keine protzigen Antiquitäten, aufgeräumte Behaglichkeit, doch keine museale
Ordnung. Alles war da, mit dem es Freude machte zu wohnen, und nichts war
zuviel. Simon Polt setzte sich an den Küchentisch, roch feinen Bratenduft, den
er nicht recht einordnen konnte, und beobachtete Frau Hahn, die zwei Gläser aus
der Kredenz nahm und eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank. „Wenigstens mit
einem Schluck müssen wir unser unverhofftes Wiedersehen begießen. Das Saufen
habe ich übrigens aufgegeben. Jetzt ziehe ich die Qualität der Quantität vor.
Geld spielt ja kaum eine Rolle.“ Sie öffnete die Flasche behutsam und
schnupperte am Korken. „Ein 92er Riesling vom Höllenbauer. Dürfte Ihnen ja
bekannt vorkommen.“ Sie füllte die Gläser halb. „Prost auf unser singuläres
Glück!“
Simon Polt versuchte Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
„Warum sind Sie damals eigentlich in Burgheim geblieben, nach all den
schrecklichen Ereignissen?“
Polt hörte jenes kleine, boshafte Lachen, das ihm so
unverständlich war wie damals, als er ihr die Nachricht vom Tod ihres Mannes
überbringen hatte müssen. Frau Hahn nippte an ihrem Glas. „In Wien wäre ich als
lustige Witwe bestenfalls eine komische Figur, Herr Inspektor. Aber hier
draußen falle ich wenigstens auf. Sogar das Illustrierte Heimatblatt hat schon über mich berichtet. Leider mit viel zu
züchtigen Fotos.“
Frau Hahn hatte sich eine neue Frisur zugelegt, und
die häßliche Kittelschürze, die sie früher tagaus, tagein getragen hatte, war
wohl bei den Putzfetzen gelandet. Die zierliche Frau war einfach angezogen,
doch die Sachen schmeichelten ihr, und sogar Simon Polt, der von Mode überhaupt
nichts verstand, erkannte, daß sie ausgesuchte und entsprechend teure Qualität
am Leibe trug. Er bemerkte auch erstaunt, daß sich unter ihrem dünnen Pullover
zwei kleine, muntere Brüste bewegten. Frau Hahn hatte seinen Blick wohl
gespürt und lächelte flüchtig.
Nur nicht rot werden, dachte Polt. „Was ist
eigentlich mit diesem mörderischen Angeber Swoboda los? Haben Sie noch Kontakt
mit ihm?“
„Aber freilich. Er ist zwar auch im Gefängnis der
alte Windbeutel geblieben, aber etwas Selbstironie macht ihn neuerdings
erträglich. In zwei Jahren, schätze ich, wird der Florian wieder ein freier
Mann sein, und ich werde schon dafür sorgen, daß er und seine Frau irgendwie
durchkommen.“
„Bibsi? Wie geht's denn der?“
„Recht gut. Sie ist von Wien nach Burgheim gezogen
und hilft mir sozusagen als Wirtschafterin. Wir sind richtige Freundinnen
geworden. Ein ideales Paar, sie dick und ich dünn. Wenn man uns beide
zusammenzählt und dann halbiert, haben wir fast schon das Idealgewicht.“
„Und was ist aus Swobodas Preßhaus geworden?“
„Das habe ich dem Florian abgekauft, zu einem
kräftig überhöhten Preis, er kann's ja wirklich brauchen. Der geschmacklose
Krempel ist natürlich hinausgeflogen. Jetzt hat das Preßhaus sein Gesicht
wieder, mit altem bäuerlichen Gerät und schön-schäbigen Möbeln.“
„Und wo findet man so etwas heutzutage noch?“ fragte
Polt nicht ohne Neid.
„Ich habe nicht lange suchen müssen. Geld, wissen
Sie? Ordentlich viel Geld. Da wird manches möglich.“
„Aber nicht alles.“
„Ich bin mir da nicht so sicher. Aber ich zeige
Ihnen gerne bei Gelegenheit das Prunkstück, es sei denn, Sie fürchten sich vor
den Annäherungsversuchen einer unersättlichen Witwe.“
„Wir werden sehen.“
„Und was macht der Beruf, mein lieber Herr Gendarm?
Der tödliche Zusammenstoß von dem alten Breitwieser und dem Rudi Riebl ist ja
nicht ganz astrein, wie?“
„Nein, bestimmt nicht. Aber das ist nicht mein
größter Kummer. Der Willi ist tot.“
„Willi? Und wie noch?“
„Das weiß keiner. Er war elternlos und ist bei Frau
Raab aufgewachsen. Ein geistig Behinderter, wir waren aber irgendwie befreundet
miteinander.“
„Das sagen Sie so einfach! Kann das funktionieren?“
„O ja.“
Frau Hahn berührte Polts rechten Handrücken. „Hat
weh getan, wie? Möchten Sie erzählen?“
Polt erzählte. Frau Hahn hörte schweigend zu. „Und
jetzt
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