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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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Weingarten
davonlief.
    Der Gendarm ging zu seinem Fahrrad zurück und fuhr
zum Hof des Höllenbauern. Zu Hause angekommen, leerte er resignierend
Czernohorskys unbenutzten Futternapf aus und füllte ihn neu. Dann dachte er
über Klaus nach. Die Viererbande kannte also die Lößhöhle, das war ja zu
vermuten gewesen. Und daß der Klaus davongerannt war, konnte vieles bedeuten.
    Der Abend war noch immer angenehm lau. Polt beschloß,
seinen kleinen Griller anzuheizen, den er aus Ziegeln und Altmetall gebaut
hatte. Es waren noch einige dieser winzigen Nürnberger Bratwürste im
Kühlschrank, und die mußten weg, ganz abgesehen davon, daß sie ihm schmeckten.
Polt genierte sich ein wenig dafür, denn Frau Habesams Universalkaufhaus führte
derlei ausländischen Schnickschnack natürlich nicht. Da mußte man sich schon in
den neuen Supermarkt am Ortsrand von Burgheim bemühen. Aber Polt war eben ein
neugieriger Mensch, und der Gedanke, nach dem Genuß von zwölf Würsten noch
immer nicht satt zu sein, hatte ihn auch gereizt.
    Es war windstill. Polt entflammte zwei Würfel
Trockenspiritus, häufte eine kleine Holzkohlenpyramide darauf, schaute den
Flammen zu und wartete. Still war es hier im hinteren Teil des langgestreckten
Höllenbauerhofs. In den Gärten der protzigen neuen Siedlungshäuser war man nie
allein, und es gab auch jede Menge Streit zwischen Nachbarn. Polt ging in die
Küche und holte einen alten gläsernen Bierkrug hervor. Den hatte er vor Jahren
dem Stelzer in Brunndorf abgebettelt. Seine Finger strichen über den dicken
Glasrand, in vielen Jahrzehnten abgerundet von durstigen Mündern. Er öffnete
eine Bierflasche, freute sich über den frischen Geruch von Malz und Hopfen, goß
den Krug voll und gönnte sich noch im Stehen einen kräftigen Schluck. Dann saß
er trinkend neben der glimmenden Holzkohle, bis sie von Asche bedeckt war. Er
zog die Glut auseinander und legte den Grillrost darüber. Wenig später würzte
ein höchst appetitanregender Geruch die Abendluft. Polt legte Senf und Brot
bereit, und als er eben beginnen wollte zu essen, hörte er Stimmen. Die zwei
Höllenbauertöchter, vier und sechs Jahre alt, kamen neugierig näher. „Wursti!“
sagte Anna, die jüngere, und wollte zugreifen.
    „Vorsicht, du verbrennst dir die Finger! Wie viele
magst du denn?“
    „Viel“, sagte Anna. „Und ich fünf“, ergänzte ihre
Schwester Sophie.
    Polt servierte. Nach kurzer Zeit sagte Anna „mehr“,
Sophie „ich auch“, und damit war der Grillrost leergegessen. Die beiden Kinder
entfernten sich froh und gesättigt, und Simon Polt durchsuchte den Kühlschrank
nach geeignetem Grillgut, als ihn das Telefon störte.
    „Ja? Polt?“
    Sein Kollege Ernst Holzer war am Apparat. „Der alte
Herr Breitwieser ist zu Fuß vom Runhof in die Dienststelle gekommen. Seit
heute mittag vermißt er seine Frau. Ich meine, du kennst ihn am besten. Macht
es dir viel aus, dich mit ihm umzuschauen?“
    „Natürlich nicht.“ Ohne sich umzuziehen, ging Polt
zur Wachstube.
    Breitwieser schaute gebrechlicher aus als noch vor
wenigen Tagen. „Guten Abend, Herr Inspektor. Sehr freundlich von Ihnen.“
    Der Gendarm hatte schon einen Autoschlüssel vom
Haken genommen. „Kommen Sie bitte, Herr Breitwieser. Verlieren wir keine Zeit.“
    Polt drehte den Schlüssel im Zündschloß und ließ den
Dieselmotor vorglühen. „Wohin?“
    „Wenn ich das wüßte.“ Breitwieser starrte in die
dichte Dämmerung. „Sie wollte nach Brunndorf gehen, um einzukaufen. Diesem Weg
bin ich zu Fuß gefolgt und habe nichts gesehen.“
    „Noch irgendeine Vermutung?“
    „Selten, aber doch, hat sie mich bei meinem üblichen
Spaziergang begleitet. Dieser Weg war ihr also vertraut. Den einen Teil bin ich
soeben gegangen.“
    „Und weiter?“
    „Die Burgheimer Kellergasse hoch bis zur Grenze und
dann nach Osten.“
    Schweigend fuhr Polt los. In der Kellergasse gaben
Straßenleuchten Licht, da und dort stand ein Auto, ein Moped oder ein Fahrrad
vor einem Preßhaus. Mit dem Ende der Kellergasse wurde es übergangslos dunkel.
Simon Polt reichte Breitwieser eine Stablampe. Die langsame Fahrt dauerte etwa
eine Viertelstunde, und die beiden Männer hielten vergeblich Umschau. Dann
näherten sie sich dem Runhof.
    „Licht! Da ist Licht!“ Breitwiesers Stimme zitterte.
Im offenen Hoftor standen seine Frau und Fritz Brenner. Der alte Mann konnte
vor Aufregung die Autotür nicht öffnen, Polt half ihm und beobachtete, wie er
mit großen Schritten auf den Hof

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