Blumen fuer Polt
mitspielen. Und warum? Weil sie
dann die Spielregeln bestimmen konnten, alles klar.
Pünktlich um drei war er in der verlassenen
Kellergasse. Er wurde von zwei Buben erwartet, die er nicht kannte. Der etwas
kleinere ergriff das Wort. „Grüß Gott, Herr Inspektor Polt. Ich habe mit Ihnen
telefoniert. Mein Freund hier ist der Oller Robert.“ Ernst fügte er hinzu: „Wir
müssen Ihnen leider die Augen verbinden.“
„Was sein muß, muß sein.“ Simon Polt setzte sich ins
Gras, um es den beiden leichter zu machen. Dann stand er ein wenig unsicher auf
und spürte eine kräftige kleine Hand in der seinen. Ein paarmal wurde er im
Kreis geführt, dann ging es bergauf, durch dichtes Buschwerk, und endlich blieben
sie stehen.
„Wir sind da.“ Polt erkannte die Stimme von Franz
Heindl. „Vor Ihnen ist eine Strickleiter. Sie schaffen das schon, es geht nicht
sehr hoch hinauf.“
Simon Polt tat sein Bestes, und nachdem er
vielleicht zwei Meter hochgeklettert war, spürte er Hände, die ihm nach oben
halfen. Er kam auf Brettern zu sitzen. „Ihr könnt ihm die Augenbinde abnehmen“,
hörte er Klaus Wieser sagen. Der Gendarm war nicht wirklich erstaunt, sich in einem
Baumhaus wiederzufinden. Der Holzverschlag war recht geräumig, und Polt
brauchte nicht gebückt zu sitzen. „Nicht schlecht hier, alle Achtung.“
„Die Wolkenburg. Das zweite große Geheimnis.“ Die
Stimme von Klaus Wieser klang feierlich.
„Und wie komme ich zu der Ehre?“
„Gäste in der Wolkenburg fragen nicht. Sie werden gefragt.“
„Strenge Sitten, also bitte, ich höre.“
„Was wissen Sie von der Höhle unter dem Lößabsturz,
Herr Inspektor Polt?“
„Nicht viel. Ich habe sie zufällig entdeckt, als ich
mir die Wiese näher angeschaut habe, ihr wißt ja, die traurige Sache mit dem
Willi.“
Die vier tauschten rasche Blicke aus, dann fragte ihr
Anführer betont ruhig: „Waren Sie drin in der Höhle, Herr Inspektor?“
„Nein. Wäre auch nicht ganz ungefährlich gewesen,
bei dem lockeren Material darüber.“
„Und warum haben Sie mich dann neulich gerade nach
dieser Höhle gefragt?“
„Also, unter uns gesagt, es war kein reiner Zufall.
Ich weiß bis heute nicht, wie der Unfall mit dem Willi wirklich passiert ist.
Darum suche ich Leute, die etwas gesehen haben könnten.“
„Diese Gegend steht nicht unter Beobachtung“, gab
Klaus kühl Auskunft. Dann senkte er die Stimme. „Aber die Höhle gehörte zu
unserem dritten großen Geheimnis.“
„Gehörte?“
„Wir haben es natürlich verlagern müssen.“
„Natürlich. Schade, daß ihr mir nicht helfen könnt.
Übrigens bin ich schon gespannt darauf, wo ich das Fahrrad von der Frau
Habesam nächstens finden werde.“ Schweigen ringsum. „War ja auch eine
Gemeinheit damals, das mit dem Hausverbot.“
Die vier waren blaß geworden. „Was wissen Sie, Herr
Inspektor?“ fragte Klaus leise.
„Mehr, als mir lieb ist.“
„Und wenn Sie das Fahrrad ganz bestimmt nicht mehr
suchen müssen? Großes Ehrenwort?“
„Dann seid ihr mir nur noch einen kleinen Gefallen
schuldig.“
„Welchen Gefallen?“
„Ich möchte wissen, ob ihr mit dem Willi etwas zu
tun hattet. Ich denke an nichts Schlimmes. Aber es hat einen doch reizen können,
ihn ein bißchen aufzuziehen, tolpatschig wie er war.“
Klaus schaute in die Runde, dann schaute er an Polts
Kopf vorbei auf ein kleines Fenster in der Bretterwand. „Gekannt haben wir den
Willi schon. Aber wir haben ihm nichts getan, nicht wirklich.“
Polt schaute gleichmütig drein. „Also höchstens
einmal sein komisches Gesicht nachgemacht oder mit dem Ball nach ihm geworfen.“
„Ja, in der Art.“
„Ich erzähle euch was. An dem Tag, als die Sache mit
Willi passiert ist, habe ich ihn gegen zwei Uhr auf der Wiese oben am todten Hengst angetroffen.
Ich war besorgt, daß er, gedankenverloren wie er manchmal war, dem Lößabsturz
zu nahe kommen könnte. Aber er hat mir versprochen aufzupassen. Ich kann es
mir nicht erklären, warum es trotzdem passiert ist.“
Klaus schaute jetzt Polt wie hypnotisiert ins
Gesicht. „Er wird erschrocken sein.“
„Ja, denke ich auch.“ Die Spannung im Gesicht Klaus
Wiesers löste sich ein wenig. „Und das Fahrrad von Frau Habesam, Herr
Inspektor?“
Polt streckte sich, es war ja doch ein wenig eng in
der Hütte. „Welches Fahrrad? Aber ganz abgesehen davon: Warum ihr den Runhof
beobachtet, würde ich schon noch gerne erfahren. Wo es doch ohnehin kein
besonders großes Geheimnis
Weitere Kostenlose Bücher