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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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fragen sich alle in der Gegend, ob der Simon Polt selbst eine Schraube
locker hat, weil er wegen eines armen Depperls so ein Theater macht.“
    „So ungefähr. Nur bei der Karin Walter liegen die
Dinge anders.“
    „Natürlich. Die muß diesen Willi ja schon Ihretwegen
mögen.“
    „Versteh ich nicht.“
    „Ist auch nicht nötig. Und niemand weiß, wer die
Eltern sind? Sonst wissen die im Dorf doch immer alles.“
    „Vielleicht wäre das herauszukriegen. Aber ich suche
ja keine Eltern, sondern einen Täter oder eine Täterin.“
    „Auch wieder wahr. Andererseits: Mein liebenswerter
Mann hätte mit einem behinderten Kind kurzen Prozeß gemacht, wie auch immer.
Ganz abgesehen davon, daß es nicht von ihm gewesen wäre.“ Sie lachte leise.
„Ich habe übrigens eine Lammkeule im Rohr. Von einem Biobauern hier in der
Gegend. Mit Thymian, Knoblauch und Rosmarin in Olivenöl geschmort. Essen Sie
mit? Dann brauchen die Bibsi und ich nicht so viel davon einzufrieren.“
    Polt überlegte. „Ja,
gerne, warum nicht“, sagte er dann.
    „Dazu darf's ausnahmsweise ein Fremdling sein? Ein
Bordeaux, Chäteau Ausone. Noch dazu 1995, feiner geht's nicht.“
    Eine gute Stunde später
lehnte sich Simon Polt selig betäubt zurück und gestand sich ein, noch nie in
seinem Leben so gut gegessen zu haben.
    Frau Hahn lächelte. „War's recht?“
    „Ich bin ziemlich überwältigt.“
    „Das tröstet eine einsame Witwe. Besuchen Sie mich
bald wieder?“
    „Wenn ich darf?“
    „Sie müssen.“
    „Dann wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben. Auf
Wiedersehen also und vielen Dank noch!“ Polt setzte sich aufs Fahrrad und fuhr
ziellos seiner Wege. Irgendwann fand er sich vor dem Lößabsturz wieder, ging
zur Riede todter Hengst hinauf und suchte die Stelle, wo er Willi angetroffen
hatte. „Da bist du gesessen“, murmelte er, „und dann ist etwas passiert. Vor
Tieren hast du dich nicht gefürchtet. Menschen haben dich höchstens verwirrt,
oder auch einmal erschreckt. Aber du hast glücklich dreingeschaut, als ich
dich unten im Gras liegen gesehen habe. Warst du wirklich gleich tot? Bringt
man es fertig, sich über etwas zu freuen, nach so einem fürchterlichen Sturz?
Na ja, du vielleicht schon. Sag, worüber könntest dich gefreut haben, oder
über wen?“
    Polt hatte viel gegessen, und er spürte den Rotwein.
Er gähnte, legte sich in die Wiese und schlief ein. Spät am Nachmittag erwachte
er, rieb sich die Augen, ging zu seinem Fahrrad hinunter und fuhr nach Hause.
    Kein Czcrnohorsky, der Napf war voll wie jeden Tag.
Ein Kater ist kein Mensch, dachte Polt, aber schlimm wär's schon zu wissen, daß
er tot ist. Dann aß er eine Kleinigkeit, knipste das Licht aus, setzte sich
zum offenen Küchenfenster und schaute in den Abend hinaus, der allmählich zur
Nacht wurde. Er schlief nicht ein, er war nicht wach, und mit der Zeit machten
sich seine Gedanken selbständig. Wie Fledermäuse flatterten sie durchs dunkle
Zimmer, scheinbar ziellos, doch stets auf der Jagd nach Beute.
     
    Räuber
und Gendarm
     
    Nach einem Nachtdienst und ein paar Stunden
unruhigem Schlaf am Vormittag fühlte sich Polt müde und zerschlagen. Es hatte
einen schweren Verkehrsunfall gegeben. Ein Auto war gegen drei Uhr früh gegen
einen Baum geprallt. Zwei Mädchen und ein junger Mann waren tot, der Lenker lag
schwerverletzt im Breitenfelder Krankenhaus. Die Blutabnahme hatte 1 ,5 Promille Alkohol ergeben. Polt
kannte den Unglücksfahrer flüchtig. Nach dem Bundesheer war er in der
Burgheimer Konservenfabrik beschäftigt gewesen, die aber bald geschlossen
wurde. Seitdem war er arbeitslos. Hin und wieder hatte ihn Polt als Pfuscher
bei Baustellen gesehen und rasch weggeschaut.
    Mit einem scheuen Blick auf Czernohorskys unberührten
Futternapf verließ der Gendarm seine Wohnung und begab sich zum Kirchenwirt. Er
aß eine Kleinigkeit, obwohl er nicht hungrig war, ging zurück nach Hause und
las in der Tageszeitung, weil ihm nichts Besseres einfiel. Dann schrillte das
Telefon. Polt hätte viel für ein schönes altmodisches Klingeln gegeben, aber
damit war es vorbei.
    „Ja, Polt?“
    „Ich bin's, Franz Heindl. Unser Anführer, der Klaus,
läßt sagen, daß Sie um drei im Niemandsland sein sollen. Wegen der Bewilligung,
Sie wissen schon.“
    „Um drei? Das geht. Sonst noch was?“
    „Ja. Sie müssen allein kommen. Und unbewaffnet.“
    „In Ordnung.“
    Polt schaute auf die Uhr. Es blieb noch ein wenig
Zeit. Er überlegte. Die vier ließen ihn also

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