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Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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frühmorgendliche Störung, als sie die Holztreppe hinaufstieg und den Schlüssel ins Schloss schob. Er ließ sich nicht drehen. Meredith runzelte verwirrt die Stirn und stellte dann zu ihrem Schrecken und ihrer Überraschung fest, dass die Tür bereits offen war. Sie drückte sie vorsichtig auf, und im perlgrauen Licht des frühen Morgens sah sie in das Wohnzimmer. Martin stand auf der anderen Seite des Raums, mit dem Gesicht zu ihr. Er hatte die Hände erhoben und hielt in einer davon ein Bündel Papiergeld. Sein Gesicht war maskenhaft starr, und als er Meredith erblickte, flackerte in seinen Augen zuerst Panik auf, gefolgt von Flehen. Sein Blick wanderte von ihr zu einer anderen Stelle im Raum, und er nickte unmerklich. Meredith schob sich ins Zimmer. Hinter der Tür stand Molly James mit dem Rücken an die Wand gelehnt und zielte mit einer Schrotflinte auf Martin.
    »Molly …?«, flüsterte Meredith.
    »Ich hab’s Ihnen doch gleich gesagt«, erwiderte Molly James, ohne den reglos dastehenden Martin nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen oder die doppelläufige Flinte zu senken.
    »Der Mistkerl hat sich verkrochen. Aber ich dachte mir, dass er wahrscheinlich hierher zurückkehren würde, also hab ich die Wohnung im Auge behalten. Er ist zu schnell verschwunden, ohne Gelegenheit, irgendetwas mitzunehmen. Und außerdem ist das wie bei den Hunden, wissen Sie? Sie kehren immer wieder an die Stelle zurück, wo sie hingekotzt haben. Der Bastard hat meinen Sohn hier drin ermordet. Ich wusste, dass er zurückkehren würde.« Martin befeuchtete die Lippen mit der Zungenspitze und wandte sich Hilfe suchend an Meredith:
    »Mademoiselle? Die alte Frau ist verrückt! Holen Sie Hilfe!«
    »Hilfe für dich?«, höhnte Molly.
    »Sie wäre bestimmt nicht rechtzeitig zur Stelle! Ich werde dich in Fetzen schießen, und niemand kann mich daran hindern.«
    »Nein!« Martin hob abwehrend die Hände und wollte vortreten, doch dann überlegte er es sich anders.
    »Bitte, ich … ich wollte ihn nicht töten. Er war mein Freund!« Sein Gesicht verzerrte sich zu einer tragischen Grimasse, und seine Augen füllten sich mit Tränen.
    »Er war mein Freund …«, wiederholte er heiser.
    »Freund?« Mollys Stimme klang wie ein Peitschenknall.
    »Mein Junge dein Freund? Du hast ihm mit Absicht das Leben genommen! Und du glaubst allen Ernstes, deine Tränen würden uns dazu bringen zu glauben, dass es dir Leid tut?« Martin ignorierte sie und wandte sich erneut flehend an Meredith.
    »Sie glauben mir, nicht wahr, Mademoiselle?«
    »Ja, Martin«, antwortete Meredith.
    »Ich glaube Ihnen, dass er Ihr Freund war und Sie seiner. Aber es hätte nicht auf diese Weise enden dürfen.« Martins Stimme wurde ernst.
    »Aber ich konnte ihm nicht mehr vertrauen, verstehen Sie! Er war so … so nervös! Er war krank, in seinem Kopf! Und er hat sehr gemeine Dinge zu mir gesagt und mich ganz wütend gemacht! Er hat gesagt … er hat gesagt, ich sei gar kein richtiger Gärtner! Aber ich bin ein sehr guter Gärtner!« Martins Augen blitzten.
    »Er hatte kein Recht, so etwas zu sagen! Haben Sie den Park gesehen? Ist er etwa nicht wunderbar gepflegt? Sie hätten ihn sehen sollen, als ich hier ankam! Ein Desaster! All die Arbeit hier, all das habe ich getan!«
    »Ja, der Park ist wunderbar.« Martin nahm ihr Lob dankbar an. Er nickte schwach und hätte fast gelächelt. Meredith schob sich näher zu Molly. Molly James war nicht so leicht abzulenken.
    »Bleiben Sie weg! Wenn Sie mir zu nahe kommen, kriegen Sie auch noch was ab! Schrotflinten streuen verdammt stark, und auf diese Entfernung schieße ich ihn in Stücke und alles in seiner Nähe mit ihm!« Die Warnung reichte aus, um Meredith mitten in der Bewegung erstarren zu lassen. Sie hatte Molly anrempeln wollen, doch jetzt besann sie sich eines Besseren. Sie warf Martin einen hilflosen Blick zu. Und das, obwohl er ein Mörder ist!, sagte sie sich. Es fiel ihr schwer, das alles zu akzeptieren, selbst wenn er keine zwei Minuten zuvor den Mord an Nevil gebeichtet hatte! Molly dachte offensichtlich genau das Gleiche, denn sie fuhr fort:
    »Und warum zur Hölle sind Sie so nett zu diesem Bastard? Der Kerl ist ein Mörder! Eine Bestie!« Martins Augen verengten sich zu Schlitzen, und zum ersten Mal bemerkte Meredith etwas von der Skrupellosigkeit und Brutalität, die im Wesen dieses jungen Mannes verborgen lagen.
    »Ich? Ich soll unfair gegenüber Ihrem Sohn gewesen sein? Und Sie? Wie haben Sie ihn behandelt? Er war

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