Blumen Für Sein Grab
ein Diener, ein billiger Arbeiter für Ihre stinkenden Zwinger! Er hat Sie gehasst! Er hat Sie ein Monster genannt! Mich hat er nicht gehasst! Nein, es war Ihr Bild, das er zerschnitten hat, er wollte sich an Ihnen rächen, weil Sie ihn wie einen Gefangenen gehalten haben!«
»Und?«, entgegnete Molly rau.
»Jetzt bist du mein Gefangener.« Meredith wusste, dass sie die beiden irgendwie dazu bringen musste, ihre Aufmerksamkeit wieder auf sie zu richten, damit sie die Kontrolle in diesem tödlichen Konflikt übernehmen, Zeit gewinnen konnte, bis Alan und Hawkins eintrafen. Das schien ihr die einzige Chance, Molly am Betätigen des Abzugs zu hindern. Wenn sich die beiden weiterhin gegenseitig Beleidigungen und Anschuldigungen an den Kopf warfen, konnte die Sache nur sehr plötzlich und sehr tragisch enden.
»Warum sind Sie überhaupt hierher zurückgekommen, Martin?« Meredith schrie fast. Martin gestikulierte müde mit der Hand, die das Bündel Papiernoten hielt. Das Geld, das er dafür bekommen hatte, ein Leben zu nehmen, reichte nicht aus, um ein Leben zu erkaufen – sein Leben. Molly antwortete für ihn.
»Er hatte ein Versteck unter einer Holzdiele. Er hatte keine Zeit, das Geld mitzunehmen, also ist er zurückgekommen, genau wie ich es mir dachte! Er war gerade dabei, es aus dem Loch im Boden zu holen, als ich hereinspaziert und über ihn gestolpert bin, stimmt’s nicht, Bürschchen?«
»Sie ist verrückt …«, wiederholte Martin, und diesmal lag echte Verzweiflung in seiner Stimme. Er schien den Tränen nahe.
»Molly«, drängte Meredith.
»Bedenken Sie genau, was Sie tun, bevor Sie abdrücken!«
»Denken?« Mollys Stimme klirrte.
»Was glauben Sie, was ich die ganze Zeit gemacht hab, seit mein Sohn gestorben ist? Was glauben Sie?«
»Ja. Gedacht … nachgedacht, immer nur über Nevils Tod, Molly. Sie haben sich in diesen Wunsch nach persönlicher Rache hineingesteigert! Aber Sie werden ebenfalls dafür bezahlen, wenn Sie ihn erschießen. Sie kommen ins Gefängnis …« Molly lachte gackernd auf.
»Ich komme ins Gefängnis? Denken Sie, das schert mich einen Dreck? Glauben Sie, ich mache mir Sorgen über das, was hinterher aus mir wird? Mein Leben ist zu Ende! Ich habe keine Zukunft mehr! Nichts mehr, um das ich mich sorgen müsste, niemanden, für den ich sorgen kann …« Sie brach ab. Der Lauf der Schrotflinte hob sich.
»Genauso wenig wie du, Freundchen, eine Zukunft hast. Und dafür sorge ich persönlich!«
»Halten Sie sie auf!«, kreischte Martin.
»Mademoiselle, bitte! Halten Sie sie auf, und ich sage Ihnen alles! Ich erzähle Ihnen, wo er sich versteckt!« Draußen auf der Holztreppe erklang das Trampeln eiliger Schritte. Molly, endlich für einen Augenblick abgelenkt, wandte den Kopf. Der Lauf der Flinte ruckte. Meredith sprang vor und schlug ihn nach oben. Es gab einen ohrenbetäubenden Knall, und in der Decke erschien ein Loch. Martin hatte sich der Länge nach zu Boden geworfen und die Banknoten losgelassen, um sich die Hände schützend über den Kopf zu schlagen. Die Banknoten landeten verstreut auf dem Teppich. Meredith packte Mollys Handgelenke und rang mit ihr, als Hawkins und Markby hereingestürmt kamen. Markby sprang herbei und riss Molly die Flinte aus den Händen.
»In Ordnung, Molly«, sagte er beruhigend und fügte zu Meredith gewandt hinzu:
»Bist du OK?«
»Mir fehlt nichts«, schnaufte Meredith und zeigte mit bebendem Finger auf den finster, doch erleichtert wirkenden Martin, den Hawkins in festem Griff hielt.
»Frag ihn«, ächzte sie.
»Er soll die letzten Worte wiederholen, die er mir gesagt hat!«
Ein wenig später an jenem Morgen rumpelten zwei Fahrzeuge über eine schmale, von Bäumen gesäumte Straße. Das erste der beiden Fahrzeuge hielt an, und der folgende Minibus kam dahinter zum Stehen. Zwei uniformierte Beamte und zwei bewaffnete Scharfschützen sprangen aus diesem Wagen und gesellten sich zu Hawkins, Selway und Weston, die zusammen mit ihrem uniformierten Fahrer aus dem zivilen Polizeiwagen ausgestiegen waren. Unter einer Baumgruppe hielt man eine kurze Lagebesprechung.
»Wir wissen nicht, ob er bewaffnet ist, Sir«, sagte Selway protestierend zu Hawkins, wobei er einen missbilligenden Blick auf die Männer vom Sonderkommando warf.
»Das ist nicht die Art und Weise, wie wir hier bei uns die Dinge regeln!«
»Das ist die Art und Weise, wie ich sie regle«, wurde ihm von Hawkins beschieden.
»Wir mussten bereits das alte Mädchen entwaffnen. Mir
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