Blumen Für Sein Grab
will scheinen, hier auf dem Land liegen bei weitem zu viele Flinten herum!« Er nickte in Richtung der Straße.
»Er hat sich dort verkrochen, und er hat eine Menge zu verlieren. Ich gehe keinerlei unnötiges Risiko ein!«
Dann instruierte er die Scharfschützen.
»Sehen Sie zu, dass Sie da runterkommen und decken Sie den Vordereingang und den rückwärtigen Ausgang!« Die Männer vom Sondereinsatzkommando verschmolzen mit den Bäumen in ihrer Umgebung, während Hawkins sich an Weston wandte:
»Na gut, mein Junge! Dann staffieren Sie sich mal für den Einsatz aus!«
Einige Minuten später beobachtete Selway misstrauisch, wie sich Weston und Hawkins, beide in kugelsicheren Westen, über die Straße in Bewegung setzten. Hawkins hielt ein Megafon in der Hand. Die steifen Schutzwesten machten die Bewegungen der beiden Männer schwerfällig, und sie kamen nur langsam voran. Weston sah aus, als fühlte er sich ganz besonders unbehaglich, und er hatte die Arme abgespreizt wie ein Revolverheld aus den Tagen des Wilden Westens.
Selway schnaubte und murmelte:
»Butch Cassidy und Sundance Kid!« Der uniformierte Fahrer neben ihm hörte es und grinste.
Die Straße führte steil bergab bis in ein natürliches Becken, das von drei Baumgruppen mit dichtem Unterholz gesäumt wurde. Eine wacklige Holzbrücke führte über einen kleinen Bach. Auf der anderen Seite stand ein baufälliges Cottage. Ursprünglich ein Doppelhaus, doch die rechte Hälfte war längst in sich zusammengefallen, nur noch eine Ruine. Die erhaltene Hälfte sah aus, als würde sie der rechten jeden Augenblick folgen. Sie war jedoch mitnichten verlassen. Rauch kringelte sich aus dem Schornstein.
»Macht sich wohl gerade das Frühstück«, sagte Hawkins und grinste unangenehm.
»Scheint noch nicht gemerkt zu haben, dass er Besuch kriegt.«
Hinter ein paar Büschen blieben sie stehen und suchten Deckung. Der Superintendent hob das Megafon an die Lippen und bellte:
»Hier ist die Polizei! Das Gebäude ist umstellt! Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!« Die Stimme hallte dünn durch den Talkessel.
Vögel flatterten erschrocken auf. Dann, als Hawkins’ Stimme verhallt war, kehrte Stille ein. Hinter einer schmutzigen Scheibe war eine Bewegung zu erkennen.
»Sie gehen besser runter, Sir!«, drängte Weston.
Doch in diesem Augenblick öffnete sich die Tür des Cottages, und darin erschien ein Mann. Er blieb stehen, die Hände erhoben, die Handflächen nach außen gestreckt, und blinzelte in das bleiche Licht der Morgensonne. Er trug legere, teure Freizeitkleidung, Kordhosen und einen handgestrickten Shetlandpullover. Sein eisgraues Haar war zurückgekämmt, und in den Augen unter den schweren Lidern stand ein Ausdruck von Verwirrung und Misstrauen.
»Treten Sie nach vorn, weg von der Tür!«
Der Mann in der Tür ging ein paar zögernde Schritte nach vorn, dann blieb er erneut stehen, blinzelte in die tief stehende Sonne und versuchte, den Ort auszumachen, von dem die befehlende Stimme kam. Es raschelte an mehreren Stellen, und die bewaffneten Beamten sprangen aus dem Gebüsch. Die Verwirrung im Gesicht des Mannes wich tiefem Erschrecken.
»Ich bin unbewaffnet! Ich bin unbewaffnet! Sagen Sie es ihnen! Bitte nicht schießen! Bitte sagen Sie es ihnen!«
»Hab ich dich, Bursche«, murmelte Hawkins.
»Kommen Sie her, Freundchen!« Er trat aus seiner Deckung, Weston hinter ihm. Im gleichen Augenblick tauchte Selway auf. Er kam über die Holzbrücke gerannt, gefolgt von einem uniformierten Beamten. Die kleine Brücke vibrierte unter ihren schweren Schritten, und die Planken knarrten.
Der Mann vor dem Haus beobachtete, wie sich von allen Seiten Beamte näherten und musterte sie der Reihe nach mit ängstlichen Blicken.
»Alexis George Constantine?«, fragte Hawkins mit steifer Förmlichkeit. Im Gesicht des Mannes zuckte es, dann breitete sich gemessene Würde darauf aus.
»Warum mussten Sie bewaffnete Leute mitbringen? Ich bin unbewaffnet. Ich bin kein Mörder.« Hawkins bedachte ihn mit seinem schauerlichen Grinsen.
»Verdammt gut an der Nase herumgeführt haben Sie uns alle, Mr. Constantine. Doch jetzt ist das Spiel aus. Ich verhafte Sie wegen Verdachts der Anstiftung zum Mord.« Er beugte sich vor und fügte hinzu:
»Wir lassen die Gerichte entscheiden, was genau Sie getan haben, eh?«
KAPITEL 23
Alan Markby öffnete die Tür zur Orangerie. Das vertraute Flattern winziger Flügel war verschwunden, doch der durchdringende Geruch nach
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