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Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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sie von ihm verlangt haben, und er hat nicht einen Penny für sich zur Seite geschafft!« Rachels Gesicht und Stimme wurden kalt.
    »Doch dann, eines Tages, während einer Zeit besonders schlimmer Gewalttätigkeiten auf der Straße, wurden Alex’ Vater, Bruder und zwei Cousins von einer Autobombe zerfetzt.« In ihren grünen Augen stand Schmerz.
    »Kannst du dir vorstellen, was das bei ihm bewirkt hat? Alex war am Ende. Damals hat er seine Einstellung vollkommen geändert, und du kannst ihm keinen Vorwurf daraus machen! Er sah ein, dass in Wirklichkeit jeder auf sich allein gestellt ist, wenn er überleben will. Alex wollte überleben, und er wollte ein Leben in Freiheit und ohne Bomben! Er wollte, kurz gesagt, aussteigen, und zwar ein für alle Mal.«
    »Ich kann’s mir denken. Er hat sich von sämtlichen Verpflichtungen losgesagt und ist mit dem Geld verschwunden«, sagte Markby säuerlich.
    »Aus deinem Mund klingt es wie eine belanglose Unterschlagung!«, funkelte sie ihn an.
    »Alex war vollkommen verzweifelt! Er musste ganz vorsichtig sein, immer winzige Beträge von den Schweizer Konten auf sein eigenes transferieren, ohne Verdacht zu erregen. Es hätte jederzeit schief gehen können, und er wäre erledigt gewesen! Doch es ging nicht schief, und als der richtige Zeitpunkt gekommen war, floh er aus dem Libanon und setzte sich nach Zypern ab. Dort hat er ein kleines Geschäft gegründet. Selbstverständlich musste er seinen Namen ändern, damit ihn die Familie nicht verfolgen konnte.«
    »Waren die Menschen, die er getäuscht hat, nicht sehr wütend auf ihn?«
    »Wütend? Wo denkst du hin! Es war nicht nur das Geld, obwohl es vielleicht auch eine Rolle gespielt hat. Er hatte seine Schwestern ohne die erwartete Mitgift im Stich gelassen und dergleichen mehr. Die überlebenden Männer seiner Familie betrachteten ihn als entehrt. Er hatte sie betrogen und sich seiner heiligen Pflicht entzogen. Sie schworen Rache, was natürlich einem Todesurteil gleichkommt. Aber weißt du, fast jeder in diesem Teil der Welt stand damals auf irgendeiner Todesliste. Alex nahm es hin, als Preis für sein Entkommen.« Über ihr Gesicht huschte ein kurzes, freudloses Lächeln.
    »Ein paar Jahre lief alles gut, doch die Situation im Libanon wurde immer schlimmer. Jetzt strömte nicht mehr nur das Geld aus dem Land, sondern die Menschen selbst, jeder, der irgendwie konnte, ging weg. Der erste Stopp für viele Flüchtlinge war Zypern. Alex sah, dass es riskant wurde, auf der Insel zu bleiben. Jeden Tag konnte jemand eintreffen, der ihn erkannte, und die Nachricht, wo er zu finden war, konnte in den Libanon gelangen. Also zog er nach England. Den Rest kennst du. Wir haben uns kennen gelernt und geheiratet. Wir waren – wir sind sehr glücklich miteinander! Das Geschäft lief gut. Alles war perfekt, einfach perfekt!« Ihre Augen glänzten.
    »Dann, eines Tages, kam Alex aus einem Restaurant in Marseille, wo er geschäftlich unterwegs war, und rannte geradewegs in seinen Cousin Raoul. Eine Schande, dass ausgerechnet Alex’ Cousin nicht auch dieser Autobombe zum Opfer gefallen war, die all seine anderen Verwandten umgebracht hatte. Raoul war schon immer das schwarze Schaf der Familie gewesen. Sie erkannten sich auf der Stelle wieder. Selbstverständlich leugnete Alex, als Raoul ihn ansprach – aber Raoul lachte nur. Die Jahre hatten seinen Charakter nicht besser werden lassen. Er hatte nie Begabung für das Geschäft und hat sich treiben lassen. Er hat als Schauspieler gearbeitet. Nichts Besonderes, kleine Rollen und Werbespots, hauptsächlich in Frankreich und Italien. Er bekam aber immer weniger Angebote, je älter er wurde und je weiter sein Ruf als unzuverlässig die Runde gemacht hat. Raoul war schon als Jugendlicher zügellos gewesen, und jetzt war er nur noch ein billiger Gauner, eitel und habgierig. Er hat Alex’ teure Kleidung gesehen und das Restaurant, aus dem er gerade gekommen war, und hat sogleich erkannt, dass Alex wohlhabend war und dafür zahlen konnte, dass Raoul der Familie nicht sagte, wie sein neuer Name lautete oder dass er ihn gesehen hatte. Zuerst ist es Alex gelungen, ihn abzuschütteln. Alex ist wieder hierher, nach Hause geflohen, doch er war mit den Nerven am Ende. Er wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis Raoul auftauchen und sein ›geschäftliches Angebot‹ erneuern würde. Während Alex mir erzählte, was geschehen war, erlitt er seinen Herzanfall. Raouls böses Werk hatte also bereits angefangen.

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