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Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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traf zu, wie Meredith sich eingestand.
    »Entschuldige, Rachel. Es geht mich sowieso nichts an.« Rachel zuckte mit den Schultern.
    »Vermutlich schon, irgendwie. Ich meine, du und Alan, ihr seid jetzt ein Paar oder wie auch immer du es nennst.«
    »Wir sind kein Paar! Ehrlich, Ray …«
    »Nun, was auch immer! Unsere Ehe war ein Fehler. Wir haben es beide eingesehen. Er war unglücklich, ich war unglücklich, und das war es eben. Wir haben beide aufgegeben. Wir waren nicht kirchlich verheiratet, weißt du, nur standesamtlich. Meine Familie hat unsere Ehe nicht gutgeheißen. Sie hatten alle Recht mit ihren Zweifeln, aber damals dachte ich, sie sperren sich einfach nur! Oh, sicher, sie mochten Alan, und er stammt aus einer sehr anständigen Familie. Aber sie kannten mich, und sie wussten, dass ich nicht durchhalten würde. Jedenfalls hat es uns die Sache mit der Scheidung viel einfacher gemacht, ich meine, dass wir nur standesamtlich verheiratet gewesen waren. Zwar nicht aus gesetzlicher, aber doch aus kirchlicher Sicht, verstehst du? Nicht, dass ich religiös wäre, aber meine Familie ist sich des Unterschieds wohl bewusst.«
    »Wenn deine Familie so gegen diese Ehe war und du so bald bemerkt hast, dass es ein Fehler war – wieso warst du dann zu Anfang so sicher?« Es gelang Meredith nicht, ihre Neugier zu unterdrücken.
    »Ich meine, du und Alex, ihr habt offensichtlich sehr gut zusammengepasst. Aber Alex und Alan – das sind zwei Menschen, wie sie unähnlicher nicht sein können!« Rachel fuhr sich mit den Händen durch das honigblonde Haar.
    »Warum ich Alan geheiratet habe? Vielleicht, weil meine Familie so dagegen war! Ich war noch sehr jung, eben erst neunzehn! In diesem Alter ist man von Natur aus rebellisch!« Sie zögerte.
    »Außerdem hat meine Familie nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg gehalten, dass ich nicht genug Stehvermögen besäße. Ich wollte ihnen das Gegenteil beweisen. Versteh mich nicht falsch! Ich hielt Alan für wundervoll! Er war anders. Ich hatte noch nie jemanden wie ihn kennen gelernt. All meine Freunde vor ihm waren irgendwie gleich. ›Schickimickis‹, nannte mein Vater sie. Sie waren lustig, sicher, aber keiner von ihnen hatte ein richtiges Ziel im Leben. Klar, alle wollten erfolgreich sein und eine Menge Geld machen, aber das war auch schon alles. Alan war anders. Er wollte etwas ganz anderes vom Leben. Er war älter als die anderen, und er war für Recht und Ordnung, Gerechtigkeit, dafür, sich um das Gemeinwohl zu sorgen und all das. Es kam mir damals so nobel vor!« Rachel seufzte.
    »In Wirklichkeit war es stinklangweilig. Die Familie hatte Recht behalten. Ich war die völlig falsche Frau für ihn. Er hat zu den unmöglichsten Zeiten gearbeitet. Es war hoffnungslos. Ich konnte keine Dinnerpartys arrangieren oder irgendwelche Einladungen annehmen, weil ich nie wusste, ob er sie würde einhalten können. Er hat sich mit sehr merkwürdigen Leuten abgegeben, und er mochte meine Freundinnen nicht. Er hatte einen ganz anderen Sinn für Humor als sie. Er war mehrmals sehr grob zu ihnen, und wenn wir dann endlich miteinander Zeit verbringen konnten und er nicht arbeitete, wollte er nichts weiter als in seinem Garten graben!«
    »In Ordnung, Ray.« Meredith musste gegen ihren Willen lächeln.
    »Ich verstehe, was du meinst.«
    »Trotzdem habe ich nie meine Zuneigung zu ihm verloren«, fuhr Rachel in ernstem Ton fort, während sie sich nach vorn beugte und eine Hand auf Merediths Arm legte.
    »Ich habe Alan immer wahnsinnig gerne gemocht.« Die letzte Bemerkung war nicht dazu angetan, Meredith zu beruhigen.
    Es war ein langer und ermüdender Tag gewesen. Meredith entschuldigte sich gleich nach dem Abendessen und ging nach oben auf ihr Zimmer. Sie zog die Vorhänge ein Stück zurück, um aus dem Fenster zu sehen.
    Draußen herrschte noch Zwielicht, doch es versprach eine klare, helle Nacht zu werden. Der Mond zeigte sich bereits als blasse silberne Scheibe am wolkenlosen Abendhimmel. Meredith hatte das Licht im Zimmer nicht eingeschaltet, damit sie einen besseren Blick auf den Park werfen konnte.
    Ihr Zimmer befand sich auf der Vorderseite des Hauses, und nichts verstellte ihr die Sicht hinunter auf die Auffahrt bis hin zum Tor. Sie bildete sich ein, sogar die Ananas auf den beiden Pfeilern zu erkennen. Die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern und schliefen. Über allem lag eine fast erdrückende Stille, wie man sie nur auf dem Land erleben kann. Kein Verkehrslärm. Keine Lichter,

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