Blumen Für Sein Grab
entwickeln? Wenn möglich den Sechzig-Minuten-Service?« An dieser Stelle jedoch wich das Gespräch plötzlich vom Ritual ab. Miss Macdonald sah Markby verlegen an, und ihre Antwort schien durchtränkt von Sorge.
»Oh, Chief Inspector! Das ist unmöglich! Die Maschine ist kaputt, und der Techniker schafft es heute nicht mehr! Und morgen ist Samstag, da arbeitet er überhaupt nicht!« Miss Macdonalds Stimme klang spröde vor Missbilligung. Sonntags hätte sie nicht ein einziges Unkraut aus den Beeten in ihrem Garten gezogen, doch sie war ganz und gar nicht damit einverstanden, wenn Menschen an den übrigen Wochentagen nicht arbeiteten.
»Ich muss den Film einschicken. Es wird sicher eine Woche dauern! Wäre das in Ordnung?« Das brachte Markby in eine schwierige Lage. Es gab noch einige andere Geschäfte in der Stadt, wo er den Film hätte entwickeln lassen können, doch Miss Macdonald würde ihm ohne jeden Zweifel verübeln, wenn er zur Konkurrenz ginge, nachdem er nun schon einen Teil ihrer Zeit beansprucht hatte. Sie wartete auf seine Antwort. Er entschied sich für Takt statt für Tapferkeit.
»Selbstverständlich. Aber ich bin nächste Woche nicht in der Stadt. Sergeant Pearce wird ihn für mich abholen kommen.«
»Ich werde es notieren, Chief Inspector!« Was sie sogleich auf einem Stück Papier tat. Markby musste Pearce einschärfen, dass er den Film selbst würde abholen müssen. Miss Macdonald würde sich gewiss weigern, ihn irgendeiner anderen unautorisierten Person auszuhändigen. Und er musste noch an diesem Abend in Malefis Abbey anrufen und ihnen mitteilen, dass er ein Zimmer im dortigen Hotel gebucht hatte.
Markby hatte sich gestählt in der Erwartung, Rachel am anderen Ende der Leitung zu hören, als er in Malefis anrief. Er spürte, wie sich der Knoten in seinem Magen auflöste, als er stattdessen Merediths Stimme vernahm, und diese Tatsache verriet ihm überdeutlich, wie die Aussicht auf das Wiedersehen mit Rachel an seinen Nerven zerrte. Laura hatte Recht gehabt, ihn zu warnen. Er versuchte sich völlig auf Meredith zu konzentrieren, was ihm ein wenig half. Sie war nicht besonders erfreut gewesen, dass er auch nur für einen Tag nach Lynstone kommen wollte, und er wusste nicht, wie sie die Nachricht aufnehmen würde, dass er länger zu bleiben gedachte. Er war erleichtert, ja sogar überrascht, als er sie sagen hörte:
»Das macht mir überhaupt nichts, wirklich nicht! Hättest du mich gestern gefragt, bevor ich losgefahren bin, hätte ich etwas anderes geantwortet, aber jetzt bin ich hier, und ich gestehe, ich bin froh darüber, dich zu sehen und nächste Woche in meiner Nähe zu haben.«
»Was ist passiert?«, fragte er scharf.
»Noch nichts, Alan. Jeder hier mochte Alex und bedauert sein Ableben. Ansonsten herrscht in diesem Dorf tote Hose, wenngleich das vielleicht keine besonders glückliche Wortwahl ist. Das Begräbnis findet übrigens am nächsten Dienstag statt, falls du also vorhast, so lange zu bleiben, solltest du eine schwarze Krawatte mitbringen.« Er stöhnte auf, und sie fuhr fort:
»Das ist noch nicht das Schlimmste, Alan. Hawkins ist auf dem Weg hierher. Er wird ebenfalls im Hotel wohnen. Ihr könnt euch gegenseitig Gesellschaft leisten.« Er hätte sich wirklich vorher über Hawkins’ Pläne informieren können! Jetzt war es dazu zu spät. Wenigstens konnte er auf diese Weise Hawkins gleich die Abzüge in die Hand drücken, sobald Pearce den entwickelten Film ans Hotel geschickt hätte.
Meredith hängte den Hörer auf die Gabel und kehrte zu Rachel zurück, die vor dem Fernseher saß und düster auf den Knöpfen der Fernbedienung herumdrückte. Als Meredith in das Zimmer kam, schaltete sie den Apparat aus und warf die Fernbedienung achtlos auf ein Kissen.
»Was hat Alan gesagt? Er kommt doch am Sonntag, oder?«
»Ja … und er bleibt ebenfalls ein paar Tage … im Hotel.« Rachels volle Lippen verzogen sich zu einem strahlenden
Lächeln.
»Ich wusste doch, dass er mich nicht im Stich lassen würde! Der liebe Alan!«
Das war zu viel, um es schweigend ertragen zu können. Meredith warf sich in einen hohen Lehnsessel und fauchte:
»Er war nicht der ›liebe Alan‹, als du ihn weggeworfen hast!«
»Das ist doch schon Ewigkeiten her – und außerdem habe ich ihn nicht weggeworfen! Wir haben uns in Freundschaft getrennt!«
»Nicht nach allem, was ich gehört habe!«
»Nun, du hast nicht meine Seite der Geschichte gehört, oder?«, entgegnete Rachel scharf. Das
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