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Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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bis auf ein paar vereinzelte erleuchtete Fenster zwischen den Bäumen zur Rechten, wahrscheinlich vom Hotel her.
    Gerade als sie sich auf das Fenstersims lehnte, bemerkte sie am Tor eine Bewegung. Meredith runzelte die Stirn. Vielleicht war es nur der Wind in den Bäumen und den sie umgebenden Schatten gewesen. Doch nein, dort war es erneut.
    Ein Schatten löste sich vom Pfeiler und bewegte sich auf die Auffahrt hinaus. Es war eine Frau. Sie blieb stehen und blickte zum Haus. Soweit Meredith feststellen konnte, trug sie einen langen dunklen Mantel. Am Hals schimmerte etwas Weißes, das von einer Bluse herrühren mochte. Die Frau besaß dichtes, langes dunkles Haar, doch das schlechte Licht machte es unmöglich, Einzelheiten ihres Gesichts zu erkennen.
    Meredith hielt den Atem an und rührte sich nicht, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Frau bewegte sich ein wenig weiter die Auffahrt hinauf, als wollte sie das Haus genauer in Augenschein nehmen. Dann wandte sie sich ab, marschierte zwischen den beiden Torpfosten hindurch und verschwand außer Sicht. Offensichtlich war sie hinaus auf die schmale Straße gegangen, die hinunter in die Ortschaft führte.
    Meredith biss sich nachdenklich auf die Lippe. Die weibliche Journalistin vielleicht, von der Rachel gesprochen hatte? Nachdem sie kein Interview bekommen und von Martin des Grundstücks verwiesen worden war, hatte sie vielleicht beschlossen, zu einem Zeitpunkt hierher zurückzukehren, an dem sie nicht so leicht zu sehen war. Doch was sie auf diese Weise erreichen wollte, war nicht leicht zu erraten. Meredith hatte keine Kamera erkennen können. Außerdem war es zu dunkel für alles außer Blitzlicht, und das war sicher nicht, was die Presse wollte. Die wollten ins Haus. Ein bestürzender Gedanke, dass die Journalistin zurückgekehrt sein könnte. Sie war auf jeden Fall jemand, vor dem man sich in Acht nehmen musste; Meredith musste Rachel unbedingt warnen, gleich am nächsten Morgen, damit diese auf der Hut sein würde.
    Natürlich musste es nicht die Journalistin gewesen sein. Vielleicht war es nur ein abendlicher Spaziergänger gewesen? Jemand aus dem Hotel? Malefis Abbey war ein ungewöhnliches Haus, das die Aufmerksamkeit Fremder anzog.
    Meredith schloss das Fenster und zog die Vorhänge zu. Morgen war erst Samstag, und Alan würde nicht vor Sonntagmittag eintreffen.
    »Hoffentlich ist es bald so weit!«, murmelte sie vor sich hin, als sie ins Bett stieg, um kurze Zeit später in Schlaf zu sinken.
    Molly James konnte nicht einschlafen. Sie schlief niemals gut, schon seit Jahren nicht mehr, nicht seit ihre Ehe gescheitert war. Der Schlafmangel war nicht Folge des Kummers, einen Ehemann verloren zu haben, den sie längst nicht mehr geliebt hatte, sondern einfach das Resultat der langen Stunden voll mühseliger Arbeit, die nötig gewesen war, um ihr Kind aufziehen und den Lebensunterhalt verdienen zu können. Die Tierpension aufzubauen war sehr mühselig gewesen, und damals hatte es keine Gillian gegeben, die ihr dabei geholfen hatte. Molly hatte alles ganz allein schaffen müssen.

    »Jede verdammte Kleinigkeit«, murmelte sie in der Dunkelheit zu sich selbst.
    »Aufgestanden beim ersten Hahnenschrei, säubern, füttern, ausführen. Nie vor Mitternacht ins Bett, nachdem aller Schreibkram erledigt war. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich das geschafft habe. Schätze, wenn einem der Teufel im Nacken sitzt, bringt man so einiges zu Stande.«
    In jenen weit zurückliegenden Tagen – wie es ihr heute erschien – war sie oft so weit gewesen, vor Müdigkeit alles hinzuwerfen. Doch nach und nach hatte sich ihre Physis angepasst, sie war stärker geworden, und das Bedürfnis nach langen Stunden Schlafs hatte sich verloren. Sie hatte sich an ihren spartanischen Lebensstil gewöhnt und an die harte körperliche Disziplin, die ihr Tag für Tag abverlangt wurde.
    Doch wenn sie dann endlich einmal schlief, dann für gewöhnlich wie ein Stein. In letzter Zeit allerdings lag sie des Nachts häufig wach, ruhelos, auch wenn sie den ganzen Tag lang hart gearbeitet hatte. Ihre Glieder schmerzten, doch ihr Kopf brummte vor Aktivität, während sie sich mit ihren Problemen herumschlug. Hauptsächlich war da ein besonderes Problem: das Nevilund-Rachel-Problem. Die schlimmsten Nächte, wenn sie gerade erst vor Einbruch der Morgendämmerung Schlaf fand, folgten stets auf Auseinandersetzungen mit ihrem Sohn. Und an jenem Abend hatten sie einen besonders heftigen Zusammenprall

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