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Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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gehabt und sich über den Tisch hinweg angeschrien. Nevil war am Nachmittag früher als sonst aus Malefis Abbey zurückgekehrt, schlecht gelaunt, wortkarg und finster. Ihre ersten Versuche, ihn zu fragen, was geschehen war, hatten dazu geführt, dass er ihr fast den Kopf abgerissen hätte. Später am Abend dann war der Grund ans Licht gekommen. Rachel hatte einen Gast im Haus. Eine alte Schulfreundin, hatte sie Nevil gesagt. Molly hatte nicht begriffen, was denn daran so schlimm sein sollte, und ihn angebrüllt:
    »Was zur Hölle spielt das schon für eine Rolle? Damit hättest du rechnen können! Menschen kommen zu Besuch, wenn jemand gestorben ist. Darunter auch Leute, die man seit Jahren nicht gesehen hat! Sie bleiben nicht für immer. Sie hängen einige Zeit herum und bieten ihre Hilfe und Unterstützung an, doch dann verschwinden sie wieder dahin, wo sie hergekommen sind! Das Leben geht schließlich irgendwann weiter!« Die Antwort hatte Nevil noch mehr aufgebracht.
    »Du verstehst das nicht, Ma! Es spielt überhaupt keine Rolle, wer es ist! Rachel braucht diese Freundin nicht! Sie hat mich! Ich kann ihr helfen. Aber wie soll ich zu ihr gehen, während diese andere Frau bei ihr herumsitzt und mich anstarrt?!« Der Gedanke, dass Nevils Besuche in Malefis Abbey dadurch eine Einschränkung erfahren sollten, war Molly als außerordentlich begrüßenswert erschienen, und sie hatte ihre Befriedigung darüber nicht verbergen können. Und das hatte Nevil den Rest gegeben.
    »Nur zu, freu dich drüber!«, hatte Nevil gebrüllt und war aus dem Zimmer gestürmt. Das war nach dem Abendessen gewesen, gegen Viertel vor neun abends. Er war nicht zurückgekommen. Molly hatte so lange wie möglich in der Küche gekramt, Geschirr abgewaschen und weit gründlicher sauber gemacht, als sie es für gewöhnlich tat. Von Zeit zu Zeit war sie zur Tür gegangen und hatte in die Nacht gespäht, als könnte sie Nevil wieder heraufbeschwören. Doch das mondbeschienene Land hatte verlassen und leer dagelegen, still, bis auf das Rascheln der Bäume und ein gelegentliches Bellen aus den Zwingern. Gegen zehn war sie mit einer Taschenlampe nach draußen gegangen, um nachzusehen, ob bei den Tieren alles in Ordnung war, dann hatte sie sich auf den schmalen, von Bäumen gesäumten Weg nach Malefis Abbey gemacht. Sie hatte den Strahl ihrer Lampe von einer Seite zur anderen geschwenkt, doch außer dem bleichen Muster verdrehter Zweige und Äste und gelegentlich einem aufgeschreckten Vogel, der schlaftrunken davongeflattert war, hatte sie kein lebendes Wesen gesehen. Die Einsamkeit während dieses nächtlichen Spaziergangs im blassen Mondlicht, die tiefen Schatten der Bäume und die raschelnden Geräusche der Nacht hatten ihr Gefühl von Niedergeschlagenheit noch verstärkt. Doch erst als sie wieder zu Hause gewesen war, hatte sie einen ersten Anflug von Angst verspürt. Was, wenn er nicht wieder zurückkam? Das war ihre größte Sorge, ein Gedanke, der ständig in ihrem Hinterkopf lauerte. Angenommen, eines Tages kam es zu einer wirklich ernsthaften Auseinandersetzung zwischen ihnen, und er packte seine Sachen und verschwand auf Nimmerwiedersehen? Doch es war kein so schlimmer Streit gewesen, tröstete sie sich. Ein heftiger Streit, aber nicht so schlimm. Nicht die Sorte Auseinandersetzung, die dauerhaft eine Kluft zwischen zwei Menschen aufreißen konnte und dazu führte, dass einer ging. Außerdem hatte er seine Sachen nicht mitgenommen. Nur, dass Menschen nicht immer nach heftigen Auseinandersetzungen gingen. Manchmal reichte schon eine unbedeutende Meinungsverschiedenheit über irgendeine triviale Sache, um das Fass endgültig zum Überlaufen zu bringen. Ihre Ehe hatte auf diese Weise geendet. All die schweren Kämpfe hatten hinter ihnen gelegen. Sie und ihr Mann hatten nicht mehr gestritten. Sie hatten einander nur noch mit gemeinen Bemerkungen bedacht oder in erstarrtem Schweigen dagesessen. Dann, eines Tages, am Ende einer Woche ohne besondere Meinungsverschiedenheit, war er nach Hause gekommen und hatte ihr eröffnet, dass es
    »jemand anderen« gab. Er war mit zwei Koffern und einem Aquarell mit dem Titel
    »Fischerboote in einem cornischen Hafen« ausgezogen. Er hatte sich damals das Bild gekauft, und ihr hatte es nie gefallen. Jetzt sah sie ihn vor sich, vor ihrem geistigen Auge, sah ihn mit einem Koffer in jeder Hand und dem Bild unter dem Arm zu seinem Wagen gehen. Sie hatte nicht gefleht, nicht geweint, war nicht wütend gewesen. Sie

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