Blumen Für Sein Grab
jeden unnötigen Stress im Verlauf der nächsten Tage zu vermeiden, könnten wir, da wir nun schon einmal unter uns sind, ein paar längst fällige Dinge aussprechen und die Luft klären.«
»Welche Dinge?«, fragte sie besorgt.
»Es tut mir Leid um Alex. Ich verstehe, dass dir sein Verlust zu schaffen macht, das bevorstehende Begräbnis und alles. Selbstverständlich werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um dir in praktischen Dingen zu helfen. Aber es gefällt mir nicht, dass du Meredith als Köder benutzt hast, um mich herzulocken.«
»Ist das Lauras Theorie?«, erkundigte sie sich gehässig.
»Nein, meine eigene.«
»Aber Laura wird sicherlich versucht haben, dich am Herkommen zu hindern? Wie geht es meiner ehemaligen Schwägerin? Mit der Familie alles bestens?« Rachels Lächeln hätte einem hungrigen Tiger Ehre gemacht.
»Es geht ihnen gut, danke der Nachfrage.«
»Wie viele sind es inzwischen?«
»Sie haben vier Kinder.«
»Ach du lieber Gott!«, sagte Rachel zuckersüß.
»So viele?«
»Rachel! Ich kann und will mich nicht in die offiziellen Ermittlungen zu Alex’ Tod einmischen! Ich habe keinen Einfluss auf Hawkins, ganz im Gegenteil. Und ich bin nicht – ich kann mich nicht mit deinen emotionalen Problemen befassen!« In ihren Augen funkelte aufkeimender Zorn.
»Das ist keine Masche, um uns wieder zusammenzubringen!«, sagte sie scharf.
»Das unterstelle ich auch nicht. Tatsächlich bin ich sogar ziemlich sicher, dass es nicht so ist. Nicht auf lange Sicht jedenfalls. Doch kurzfristig gesehen wäre es ganz praktisch, mich zur Hand zu haben. Aber ich tanze nicht nach deiner Pfeife. Ich habe dir gesagt, ich helfe dir bei der Lösung deiner praktischen Probleme, beispielsweise bei der Beerdigung. Aber ich bin sicher, was die Sorge um deinen Nachlass und irgendwelche Komplikationen durch Alex’ unerwartetes Ableben betrifft, stehen dir die besten nur denkbaren Anwälte zur Seite. Offen gestanden …«, er zögerte, doch dann beendete er halsstarrig seinen Satz:
»… offen gestanden ist es alles andere als schicklich, wenn ich zu lange hier bei dir bleibe. Sobald Meredith nach Bamford zurückfährt, fahre ich mit ihr.« Rachel hob das Glas zu einem ironischen Trinkspruch.
»Der gute Alan! Wie wunderbar altmodisch du schon immer gewesen bist!«
»Wenn du es so nennen willst, meinetwegen. Ich nenne es Selbsterhaltung.«
»Hast du etwa Angst vor mir, Alan?« Sie lächelte.
»Du musst keine Angst haben. Und du irrst dich, lass dir das gesagt sein. Ich habe Meredith nicht als Köder benutzt, um dich herzulocken. Ich würde außerdem gerne glauben, dass du auch so gekommen wärst, wenn ich dich darum gebeten hätte. Um der alten Zeiten willen. Oder vielleicht nicht?« Sie hob eine feine, sorgfältig nachgezogene Augenbraue. Markby seufzte.
»Vielleicht.«
»Siehst du, Alan? Ich bin dir immer noch nicht ganz gleichgültig.« Sie stellte ihr leeres Glas ab und erhob sich aus ihrem Sessel.
»Ich werde mal nachsehen, wie weit Mrs. Pascoe in der Küche ist.«
Es tat Markby nicht Leid, dass sie ging, teilweise, weil sie immer noch im Stande war, ihm unter die Haut zu gehen und ihn dazu zu bringen, dass er Dinge tat und sagte, die er hinterher bedauerte, und zum anderen, weil er dringend den Schauplatz von Merediths Unfall untersuchen wollte, bevor irgendjemand dazwischenkam.
Die steinerne Ananas lag immer noch in fast symmetrischen Hälften in der Einfahrt. Markby beugte sich herab, um sie zu untersuchen, und vermied dabei die Abdrücke von Merediths Schuhen und die Stelle im Kies, wo die Steinskulptur aufgeprallt war. Die Bruchfläche war sauber und weiß und stand in starkem Kontrast zum verwitterten Äußeren, das dunkel war vom Alter und mit grünem Moos bedeckt.
Am liebsten hätte Markby die beiden Hälften herumgedreht, um die behauene Oberfläche genauer in Augenschein zu nehmen, doch damit hätte er die Spuren verwischt. Alles musste so bleiben, wie es war, bis die örtliche Polizei die Angelegenheit vor Ort gesehen hatte.
Rachel würde vehement protestieren, wenn sie erfuhr, dass er die Polizei benachrichtigen wollte, also würde er zuerst dort anrufen und sie hinterher informieren. Schließlich hatte sie angedeutet, dass er sich um diese Dinge kümmern sollte.
Auch ohne das zersprungene Gebilde zu berühren, stellte Markby fest, dass die Ananas oder auch nur eine Hälfte davon ein beträchtliches Gewicht besitzen musste. Sie hatte in einer Art Pokal oder Eierbecher geruht.
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