Blumen Für Sein Grab
sich am Unglück anderer ergötzten. Doch das würde sich alles aufklären, wenn er sie erst sah.
Einen Augenblick später war es so weit. An der Straße entlang zog sich eine Trockenmauer unter überhängendem Blätterwerk hin, die von einer Einfahrt mit zwei gemauerten Torpfosten durchbrochen wurde. Markby hatte seine Fahrt verlangsamt und den Blinker gesetzt, obwohl weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen gewesen war. Reine Vernunft hatte ihn daran gehindert, einfach das Lenkrad einzuschlagen, um schwungvoll durch die Toreinfahrt zu schießen – und den menschlichen Körper zu überfahren, der reglos in der Einfahrt zwischen den Pfosten lag.
Markby trat auf die Bremse und sprang aus dem Wagen. Als er bei ihr ankam, versuchte sie sich aufzusetzen und schüttelte benommen den Kopf. Er beugte sich über sie und fasste sie bei den Schultern.
»Keine Aufregung!«
»Alan?« Sie rappelte sich auf und saß auf dem feuchten Kies, während sie mit einem Ausdruck der Überraschung auf ihr verschrammtes rechtes Handgelenk und ihre Hand starrte. Sie blickte zu ihm hoch, bemerkte seine Sorge und ächzte:
»Mir fehlt nichts. Ehrlich, alles in Ordnung!«
»Ich hätte dich fast überfahren! Was ist passiert?« Sie schüttelte ein weiteres Mal den Kopf, um die Benommenheit zu vertreiben, und sah sich um.
»Das Ding da. Es ist runtergefallen.« Er blickte zu der Stelle, wo das Ding lag.
»Das Ding« war ein großes Steingebilde, sauber von der Wucht des Aufpralls in zwei Teile gespalten. Es sah aus wie ein großes, unregelmäßig geformtes Ei. Markby erkannte es als stilisierte Ananas, ein verbreitetes Torornament für Villen dieser Art. Automatisch sah Markby zum anderen Torpfosten hoch und bemerkte das Gegenstück zu der herabgestürzten Skulptur, das noch immer aufrecht hoch oben auf seinem Sockel thronte. Sein Herz setzte für einen kurzen Moment voller Furcht aus, als ihm bewusst wurde, welche Folgen dieses Unglück hätte haben können. Sein Ärger über sich selbst kehrte mit Macht zurück, weil er hätte verhindern müssen, dass Meredith nach Lynstone fuhr. Er hatte zwar dieses spezielle Unglück nicht vorhersehen können, doch er hätte wissen müssen, dass aus dem Besuch bei Rachel nichts Gutes herauskommen konnte. Irgendetwas musste einfach schief gehen.
»Komm jetzt«, sagte er grimmig,
»ich helfe dir hoch; der Boden ist ja ganz nass.« Sie ließ sich von ihm auf die Beine ziehen und untersuchte kläglich ihren völlig verschmutzten Rock.
»Sieh dir das an! Wie ärgerlich!«
»Ärgerlich?« Markby starrte zuerst auf die Schmutzflecken und dann ungläubig auf Meredith.
»Dieses Ding hätte dir den Schädel zertrümmern können!«
»Ja. Es muss locker gewesen sein. Ich habe einfach hier gestanden und auf dich gewartet.« Sie versuchte ein schwaches Grinsen.
»Ich hörte ein knirschendes Geräusch, aber ich war nicht geistesgegenwärtig genug, um zu erkennen, dass das Ding jeden Augenblick herunterfallen würde.«
»Steig in den Wagen!«, grollte er.
»Ich fahre uns zum Haus!« Während er um die herabgefallene Ananas herum und die Auffahrt entlang zum Haupteingang fuhr, verhinderte das Chaos in seinem Verstand, dass er die Fassade von Malefis Abbey mit der ihr gebührenden Aufmerksamkeit betrachtete. Doch der exzentrische Charakter blieb ihm nicht verborgen, und er schätzte das wahrscheinliche Alter des Hauses. Falls die Steinfrüchte zum Zeitpunkt der Errichtung des Gebäudes auf die Torpfosten gesetzt worden waren, dann hatten sie seit hundert Jahren oder mehr dort gestanden. Und eine davon war ausgerechnet an diesem Morgen heruntergefallen. Markby war zu erfahren in seinem Metier, um diese Geschichte als Zufall abtun zu können. Rachel öffnete die Tür, als sie vor dem Haus hielten.
»Alan! Endlich bist du da!« Ihr Blick glitt zu Alans Begleiterin, der Alan in diesem Augenblick aus dem Beifahrersitz half.
»Merry?« Ihr Tonfall wurde schrill.
»Was ist passiert?«
Als Markby und Meredith erklärt hatten, was sich ereignet hatte, bestand Rachel darauf, dass Meredith zunächst einen Brandy nahm, um anschließend nach oben zu gehen und sich bis zum Mittagessen hinzulegen. Meredith hatte protestiert, dass es vollkommen unnötig sei und sie nichts weiter benötige als eine Salbe für ihre verletzte Hand sowie saubere Kleidung.
Doch dieses eine Mal hatte Markby Rachel Recht gegeben. Auf ihr gemeinsames Beharren hin wurde Meredith noch immer protestierend von einer mitfühlenden und
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