Blumen Für Sein Grab
dass der Chief Inspector Ihnen davon erzählt hat.« In Westons Stimme lag deutlich Missbilligung.
»Machen Sie sich keine Sorgen mehr deswegen, Miss«, sagte er abschließend, als sie bei der Vordertür von Malefis Abbey angekommen waren.
»Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen bösen Streich, und derjenige, der dahinter steckt, wird selbst einen heiligen Schrecken davongetragen haben. Er wird bestimmt nicht wieder so etwas versuchen.« Rachel war in der Orangerie. Sie stand vor der Voliere. Sie musste die Vögel aus dem Schlaf gerissen haben, als sie das elektrische Licht eingeschaltet hatte, denn einige flatterten mehr oder weniger orientierungslos von Ast zu Ast, während andere zusammengedrängt in den schattigen Bereichen des gefangenen Baumes Zuflucht suchten.
»Ich schätze, es wäre zwecklos, sie in die Freiheit zu entlassen«, sagte sie nachdenklich, als Meredith zu ihr trat.
»Die Kanarien? Sie wüssten überhaupt nicht, wie sie überleben sollten! Es wäre viel zu kalt für sie im Winter. Die anderen Vögel würden sie wahrscheinlich töten.«
»Wie grausam die Welt da draußen doch ist!« Rachel fuhr mit einem rot lackierten Fingernagel über das Drahtgeflecht der Voliere.
»Hier in ihrem Käfig sind die kleinen Kreaturen sicher. Gefangene, aber in Sicherheit. Der arme Alex hat sich in England sicher gefühlt.«
»Gab es eigentlich einen besonderen Grund dafür?«, fragte Meredith vorsichtig. Rachel zog die schmalen Schultern hoch.
»Er wurde im Libanon geboren. Dann ging er nach Zypern, weil er Angst hatte, von einer der vielen Banden gekidnappt und nur gegen Lösegeld wieder freigelassen oder vielleicht sogar mit einer Autobombe in die Luft gejagt zu werden! Kannst du dir vorstellen, wie es sein muss, Tag für Tag in solcher Gefahr zu leben? Nie zu wissen, ob sie hinter dir her sind, immer Vorsichtsmaßnahmen ergreifen zu müssen, bevor du einen Schritt vor die Tür machst, ständig Leibwächter um dich herum zu haben? Alex hat Lynstone geliebt, weil es so ein friedlicher Ort war und nie etwas passiert ist. Er nannte es ›die Stille der englischen Landschaft‹.« Sie wandte sich um und blickte Meredith direkt in die Augen.
»Ich weiß, warum dieser schreckliche Hawkins herkommt. Er glaubt, jemand aus Lynstone wäre für Alex’ Tod verantwortlich. Aber das ist einfach lächerlich! Warum sollte irgendjemand hier Alex umbringen wollen? Ihr alle glaubt, ich wüsste den Grund, stimmt’s? Du, Alan und der Superintendent. Aber ich weiß ihn nicht. Ich weiß ihn wirklich nicht!«
Es war ein langer Tag gewesen, und im Augenblick gab es nichts zu tun. Als Meredith gegangen war, legte sich Markby auf das Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und überdachte die wenigen Informationen, die er bisher zusammengetragen hatte. Doch die Schläfrigkeit vom frühen Nachmittag kehrte zurück, und er nickte ein. Er wurde von einem gebieterischen zweimaligen Klopfen an der Tür geweckt. Markby ruckte zu schnell vom Bett hoch und war einen Augenblick lang verwirrt. Im Zimmer herrschte inzwischen Dunkelheit. Die gleiche ungeduldige Person klopfte erneut, diesmal in einer raschen Folge.
»Einen Augenblick bitte!«, rief Markby, während er mit der Hand suchend nach dem Schalter für die Nachttischlampe tastete.
Er öffnete seine Zimmertür und fand Hawkins draußen im Gang. Der Superintendent marschierte an Markby vorbei ins Zimmer und wandte sich in aggressiver Haltung mitten im Raum zu ihm um.
»Was haben Sie hier zu suchen, Chief Inspector?«
»Ich bin zur Beerdigung hergekommen«, sagte Markby hastig.
»Die Beerdigung findet erst am Dienstag statt!«
»Sicher. Ich helfe meiner Exfrau bei den Vorbereitungen.«
»Ich weiß genau, was Sie denken!« Hawkins rückte mit ausgestrecktem knochigen Zeigefinger gegen Markby vor.
»Sie denken, wer auch immer Constantine das Licht ausgeknipst hat, kommt aus Lynstone. Rein zufällig denke ich genau das Gleiche, aber das ist noch lange kein Grund sich einzubilden, Sie könnten mit mir an diesem Fall arbeiten! Ich werde keinerlei Einmischung in meine Ermittlungen dulden!«
»Es liegt nicht in meiner Absicht, mich in Ihre Ermittlungen einzumischen, Sir! Mein Besuch hier ist rein privat.«
»Also werden Sie nach Bamford zurückfahren, sobald die Beerdigung am Dienstag vorbei ist?«
»Nein, nicht notwendigerweise. Ich habe Mrs. Constantine gesagt, ich würde ein paar Tage bleiben. Miss Mitchell ist ebenfalls hier.« Hawkins gehörte nicht zu
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