Blumen Für Sein Grab
Rachel verheiratet war …« Nevil lief dunkelrot an, und auf seinem Gesicht zeigten sich wenig attraktive Flecken.
»Nun, er hat jedenfalls nicht das Recht, hier herumzuhängen und sie zu belästigen! Ich wünschte, sie würden dahin verschwinden, wo sie hergekommen sind! Rachel braucht sie nicht! Sie hat mich!« Seine Augen funkelten die Mutter herausfordernd an. Beißend erwiderte sie:
»Die Leute mochten Alex, nicht Rachel. Nur du mochtest Alex nicht, stimmt’s? Und die Polizei wird es herausfinden!«
»Na und? Warum hätte ich ihn mögen sollen? Er war immer so verdammt hochnäsig, wenn er mit mir geredet hat! Manchmal hätte ich schwören können, dass er sich über mich lustig macht!«
»Das hat er wahrscheinlich getan!«, entgegnete sie schonungslos.
»Er hat gesehen, wie du dich von seiner Frau zum Narren hast machen lassen! Bestimmt haben beide zusammen hinter deinem Rücken über dich gelacht!« Wie schon einige Male zuvor, so wusste sie auch diesmal gleich, dass sie zu weit gegangen war. Er antwortete nicht, doch in seinem Gesicht regte sich ohnmächtige, unterdrückte Wut, die ihn plötzlich wie einen Fremden aussehen ließ, jemanden, den sie nicht kannte und dem sie nicht vertrauen durfte. Es versetzte sie in Angst und erfüllte sie mit schrecklichen, namenlosen Zweifeln. Sie seufzte schwer.
»Du würdest mich nicht anlügen, nicht wahr, Nevil?« Er antwortete immer noch nicht, und sie murmelte:
»Nein, vermutlich nicht. Ich weiß es nicht. Aber ich beginne mich zu fragen, ob ich dich tatsächlich so gut kenne, wie ich immer geglaubt habe.« In ihr regte sich ein konfuser Impuls, ihm zu sagen, wie sehr sie ihn liebte und wie verzweifelt sie zu verhindern trachtete, dass jemand ihn verletzte. Ihn unglücklich zu sehen, verursachte ihr körperliche Schmerzen. Der Gedanke, dass er vielleicht sogar in Gefahr schwebte, versetzte sie in helle Panik. Sie wollte losstürzen und ihn verteidigen. Doch zwischen ihnen war eine unsichtbare Mauer, wenn es um emotionale Dinge ging. Sie hatte niemals über Gefühlsdinge mit ihrem Sohn gesprochen, nicht einmal, als er ein kleiner Junge gewesen war. Heute war es zu spät, um noch damit anzufangen, selbst wenn sie gewusst hätte, wie sie es anfangen musste. Sie versicherte sich, dass Nevil bestimmt wusste, wie tief ihre Liebe zu ihm war. Er musste es einfach wissen. Er konnte doch nicht übersehen, wie weit ihre Loyalität zu ihm ging! Molly schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
»Ich gehe zu den Zwingern.« Als sie weg war, räumte Nevil den Tisch ab, stapelte das Geschirr im Spülbecken und stellte Butter und Milch in den Kühlschrank. Er wusch nicht ab, weil es irgendwie zur Gewohnheit geworden war, dass Gillian nach ihrer Frühstückspause alle benutzten Becher und Teller abspülte. Sowohl Nevil als auch seine Mutter behaupteten, auf diese Weise ließe sich heißes Wasser sparen, doch beide wussten, dass es symptomatisch für ihr Verhalten Gillian gegenüber war. Ihr Instinkt sagte ihnen, dass Gillian zu der Sorte Menschen gehörte, die stets hinter den anderen herräumten, also ließen sie ihr alles stehen, und wenn sich deswegen hin und wieder einmal Schuldgefühle in ihnen regten, so unterdrückten sie diese gekonnt. Außerdem hatte Nevil etwas anderes zu tun, während er allein im Haus war. Er ging zum Telefon und wählte.
»Ich bin es«, sagte er auf die Art und Weise, wie es Leute tun, die wissen, dass man ihre Stimme erkennt.
»Hör zu, es wird alles viel zu kompliziert. Ich muss mit dir reden!« Die Stimme am anderen Ende antwortete blechern.
»Das ist mir egal!« Nevils Stimme wurde laut.
»Ich muss dich sehen! Du weißt, warum! Ja, ich weiß, die Polizei ist hier, aber es ist mir egal! Das ist es, warum ich dich sehen und mit dir reden muss! Ich …« Nevil zögerte, dann fuhr er rau fort:
»Ich habe Angst.«
Markby und Hawkins frühstückten an benachbarten Tischen. Sie nickten sich höflich zu und schwiegen ansonsten. Wie zwei alte Matronen, dachte Markby amüsiert.
Später sah er, wie Hawkins das Hotel zu Fuß verließ, wahrscheinlich auf dem Weg nach Malefis Abbey. Zehn Minuten später brach Markby in die gleiche Richtung auf. Doch er beabsichtigte nicht, sich im Haus zu zeigen. Er wollte sich den Park ansehen und falls möglich eine Unterhaltung mit Martin führen, dem Gärtner.
Er erhielt die Gelegenheit früher, als er erwartet hätte. Als er beim Tor ankam, fand er eine Leiter an dem Pfosten, auf dem die verbliebene, intakte
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