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Blumen fuer Zoë

Blumen fuer Zoë

Titel: Blumen fuer Zoë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Kerr
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Richard?«, fragte sie mich oft, nachdem wir miteinander geschlafen hatten. Das war eine der Fragen, auf die ich keine Antwort hatte, und die, wie der Zufall so will, erst richtig Sinn machte, als unsere Beziehung zu Ende ging.
    An einem kühlen Frühlingsabend lauerte Evelyn uns am Eingang des
Pennsylvania
auf. Als ich die finstere Miene meiner Beinahe-Ehefrau sah, in der sich die Dämmerung und die Verärgerung spiegelten, kam ich nicht umhin, um das Überleben meiner jungen Geliebten zu fürchten. Aber Evelyn zeigte keinerlei Regung. Sie stand da wie angewurzelt, mit verengten Pupillen, bevor sie dann langsam ein Feuerzeug aus der Tasche zog und sich eine Zigarette anzündete – seit dem Ölpreisschock von 1973 hatte ich sie nicht mehr rauchen sehen. Wir liefen schweigend zu unserer Wohnung, wo sie sich ans Panoramafenster flüchtete und die Asche der Zigarette ihr Leben auf dem Parkettboden aus Brasilholz aushauchte. Hatte die Anmut ihrer Bewegungen sich etwa davongemacht, ohne dass ich es wahrgenommen hätte? In unserer kleinen, an Moravia erinnernden Welt war sie Emilia und ich Riccardo.
    Am darauffolgenden Samstag ging ich nicht ins Hotel, und an den Samstagen danach auch nicht. Evelyn sprach nur noch das Nötigste mit mir. Keine harmlosen Bemerkungen mehr über Berühmtheiten, die ihr bei
Barney’s
über den Weg gelaufen waren, oder darüber, wie schlecht Katherine Willingtons
Tarte Tatin
schmeckte, was Evelyn auf deren verlorenen Geruchssinn zurückführte. Sie sah mir nicht mehr in die Augen; in Wahrheit sah sie mich überhaupt nicht mehr an, und die wenigen Male, wo ich über meinen harten Schwanz kommunizieren wollte, hatte sie mich verflucht und sich auf der anderen Seite des Bettes verschanzt. Mir war bewusst, dass ich es vermasselt hatte. Da ich das Schweigen nicht länger ertragen konnte, kehrte ich immer erst nach Hause zurück, nachdem ich lange im Lichtermeer des Times Square umhergeirrt war. Eines Abends, als ich dank einiger Gläser Bourbon leicht betrunken war, hatte ich Evelyn zusammengesunken auf dem Sofa im Wohnzimmer vorgefunden, während aus der Hi-Fi-Anlage Bachs
Wohltemperiertes Klavier
ertönte – auch sie hatte angefangen zu trinken. Die Wohnung ist so geschnitten, dass mein Blick auf ihren weißen Nacken fiel, als ich durch die Eingangstür trat.
    Â»Lass uns ein Fest organisieren«, sagte sie.
    Â»Wie bitte?«
    Â»Zu Silvester; lass uns eine Feier planen.«
    Â»Silvester ist erst in zwei Monaten.«
    Â»Ich will aber jetzt schon mit den Vorbereitungen anfangen. Ich bräuchte deine Hilfe bei der Farbauswahl für die Tischtücher. Ich möchte mich vor den Willingtons nicht blamieren, ihre Empfänge sind immer großartig.«
    Â»Ich helf dir dabei.«
    Â»Ich will deine Hilfe nicht. Ich wollte dir bloß mitteilen, dass wir ein Fest geben werden.«
    Das Klavierspiel ging weiter. Sie senkte den Blick auf ihr halbleeres Weinglas und verkündete dumpf, dass sie nun zu Bett gehe. »In Ordnung!«, erwiderte ich, als wäre meine Einwilligung überhaupt gefragt.
    Evelyn verbrachte den November und Dezember damit, das Fest mit einem ›Coach für Silvesterpartys‹ durchzusprechen. Jeden Abend sah ich sie über ihren Tischplänen und Mustern sitzen und erinnerte mich voller Nostalgie an vergangene innige Zeiten. Ich gab mich der Hoffnung hin, die Belle Époque könne wieder aufleben, obwohl ich wusste, dass das genauso utopisch war, wie auf die Neuformation der Beatles zu warten. Ich liebte sie und hatte sie immer geliebt, trotz ihrer Melancholie und ihrer gelegentlichen Taktlosigkeit meiner Wesensart gegenüber. Selbst in ihrer schemenhaften Gegenwart lag etwas Tröstliches, was sicher damit zu tun hatte, dass die Glut noch nicht gänzlich erloschen war. Trotzdem schaffte ich es nicht, mich von anderen Frauen fernzuhalten, und wurde an einem Wochenende rückfällig, an dem Evelyn allein zu ihrer Familie nach Kent gefahren war, unter dem Vorwand, sie habe ein Bedürfnis nach »Ruhe und Natur«, womit ich demnach nicht vereinbar war. »Du bräuchtest nur eine Runde im Central Park zu drehen«, hatte ich ihr an den Kopf geworfen – vergeblich. Es war das Wochenende vor Silvester und sie war so gestresst wie ein Batteriehuhn angesichts der Vorstellung, die Feier könnte nicht ihren mondänen Erwartungen entsprechen. Während ihrer Abwesenheit

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