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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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und das Guldenstückchen blitzte in der Faust des Woiwoden. Das Kind schniefte enttäuscht, und der Woiwode sagte noch, was nützt dir ein Knopf, wenn du nichts zum Zuknöpfen hast!
    An der Reihe war der Junge, der die Häuser der Serben ausspioniert hatte. Es war ein blauäugiges, blondes Bürschchen, als würde er gar nicht zu ihnen gehören. Dabei war sein Vater schwarzhaarig, und auch seine Mutter kämmte sich allmorgendlich so dunkles Haar, als wären ihre Locken in tiefster Nacht gesponnen worden. Der kleine Junge zwinkerte bei seinem Bericht.
    Die Serben haben gewaltige Höfe! Darin haben viele Wagen Platz, von denen sie alle möglichen Dinge, Säcke, Kisten und Fässer abladen, Gewürze, Weinflaschen, Kleider. Da hat es alles gegeben, Woiwode! Auch Palinka!
    Und was hast du uns mitgebracht?
    Gar nichts, Woiwode. Ein riesiger Mann mit einem Bärenfell und einem Schnurrbart bis zum Boden hat gesagt, wenn ich einem Serben etwas wegnehme, dann so, dass er es sich doppelt zurückholen kann.
    Und da bist du erschrocken, sagte Gilagóg.
    Ich bin nicht erschrocken, das Kind zuckte mit den Achseln, ich habe nur Angst gehabt.
    Gilagóg wandte sich bereits ab, also das ist nicht viel. Macht nichts, die Knirpse werden noch Zeit haben zu lernen.
    In was für Häusern wohnen die Ungarn? Er wandte sich dem nächsten Jungen zu.
    Das eine Bein dieses Kindes war kürzer als das andere, trotzdem konnte es schnell laufen, sein Blick kam nie zur Ruhe, als wollte es mehrere Dinge auf einmal sehen.
    An ihre Häuser sind lange Gänge angebaut. Der Junge blickte hektisch um sich.
    Laubengänge, bemerkte der Woiwode.
    In diesen Gängen sind Paprika an Schnüren aufgehängt. In den Höfen leben viele Tiere, die Dächer sind mit Schilf gedeckt. Die Häuser der Ungarn haben so große Augen, deutete er schließlich widerstrebend. In diese Augen ist eine Sonne hineingezeichnet, auf der Vorderseite der Häuser.
    Hast du aus den Häusern der Ungarn etwas mitgebracht, fragte Gilagóg mit einem Lächeln.
    Nein, weil diese Augen mich beobachtet haben. Und du hast uns beigebracht, dass wir nichts mitnehmen sollen, wenn uns jemand beobachtet. Doch wenn jemand die Augen schließt, dürfen wir es mitnehmen, denn dann braucht er es nicht mehr. Denn was man braucht, sieht man immer an!
    Gut, Junge, es ist richtig, was du sagst, der Woiwode machte eine zufriedene Bewegung, sein Blick blitzte auf. Doch ich möchte dir etwas über diese Augen sagen, fügte er hinzu, worauf das Kind näher trat und sich stolz umblickte, ob die anderen sahen, was für eine große Gunst der weise Woiwode ihm gewährte. Gilagóg flüsterte ihm ins Ohr, doch so, dass auch die anderen es hörten.
    Merk dir gut: Die Sonne auf der Fassade der ungarischen Häuser ist das Auge ihres Gottes. So, als würden wir das Auge unseres Devel aus Kupfer hämmern und an der Spitze unserer Zelte anbringen. Doch ich habe nachgeforscht und erfahren, dass der Gott der Ungarn nichts sieht, Junge. Der Gott der Ungarn ist blind wie die Nacht. Und weißt du, warum er blind ist?
    Das Kind schüttelte staunend seinen Kopf.
    Er hat die Sünden der Ungarn, ihre verschiedenen Schurkereien, ihre Verschlagenheit und Faulheit zu lange mit ansehen müssen, und das machte den Ungarn Angst. Wenn ihr Gott all ihre Sünden sah, würde er ihnen nie verzeihen. Aus diesem Grund stachen sie ihm eines Nachts im Schlaf die Augen aus, und weil er jetzt nicht mehr sieht, wenn sie stehlen, wenn sieUnheil stiften, können sie ihn getrost auf die Mauern ihrer Häuser meißeln. Verstehst du nun?
    Ich verstehe, murmelte der Junge, ein seltsames Licht glitzerte in seinem Blick. Er trat von einem Fuß auf den anderen, kratzte seine nackte Wade mit der Ferse. Gilagóg war zufrieden mit sich. Das hatte er gut erfunden. Er wandte sich dem letzten Kind zu.
    Die Häuser der Deutschen sind wie Paläste, erklärte der Knirps. Das habe ich mitgebracht, Woiwode. Er schwenkte eine schwarze Ledertasche und hielt sie ihm hin. Die Umgebung der Schnalle zeigte Spuren von Gewaltanwendung, doch das Kind war mit dem Schloss nicht fertig geworden. Das Leder aufzuschneiden hatte es nicht gewagt. Der Woiwode besah die Tasche von allen Seiten, schüttelte sie. Ein schönes Stück, doch wäre Geld darin, würde es drinnen anders scheppern. Er prüfte das Schloss und lächelte, wie jemand, der alles versteht. Er nahm sein Messer hervor, und schon sprang der Verschluss auf. Ein penetranter Geruch stach ihm in die Nase, er musste heftig niesen. Die

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