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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Verband.
    Gebt mir Geld! Gebt mir Geld, schrie er.
    Schweig, Habred, sagte der Woiwode leise, und der Wahrhaftige gehorchte zum ersten Mal in seinem Leben. Er blickte nur finster und feindselig.
    Unter denen, der Woiwode wies Richtung Stadt, herrschte immer Unfrieden, seit es die Welt gibt. Der Serbe schlägt und beraubt den Ungarn, der Ungar tötet den Serben, einer will das Haus des anderen, nimmt es in Besitz. Der Jude wird aus der Stadt gefegt, in sein Haus ziehen Deutsche und Ungarn ein. Der Jude kommt zurück und kauft das Haus des Serben, das Haus des Griechen, des Slowaken. Der Ungar übersiedelt an den Platzdes Deutschen, der Deutsche trachtet nach dem Platz des Ungarn, so drehen die sich im Kreis, seit es die Welt gibt. Doch an den Platz des Zigeuners wünscht sich niemand! Der Jude wird zum Ungarn, der Ungar zum Serben, der Deutsche zum Ungarn! Doch zum Zigeuner wird niemals irgendwer, nur der Zigeuner! Ihr seid deshalb heimatlos, weil ihr keine wirklichen Neider habt! Ihr werdet nicht deshalb vertrieben, weil sie auf eure Gärten, auf eure Höfe erpicht sind, nein! In eure Betten möchte sich niemand legen! Euer Schicksal will nicht einmal ein Hund! Sie spucken auf eure Vergangenheit! Ihr bleibt auch dann Landstreicher, wenn ihr in Häusern lebt, diese Häuser will niemand haben. Höchstens, dass man sie euch über dem Kopf anzündet!
    Keuchend verstummte der Woiwode, die Zigeuner umstanden ihn missmutig und bleich, sie stampften auf, spuckten aus. Damit hatten sie nicht gerechnet. Das hatten sie nicht erwartet. Dann zuckten sie zusammen, denn der Woiwode fuhr mit einem lauten Ausruf fort.
    Doch einmal werdet ihr einen Palast haben, der nur euch gehört! Und niemand wird ihn euch wegnehmen können! In diesem Palast werdet ihr glücklich sein, und vielleicht wird man euch sogar um ihn beneiden!
    Was für ein Palast wird das sein?!, Barka lachte schrill auf.
    Dieser Palast wird aus Worten und Gesängen bestehen, und der Wahrhaftige wird ihn uns errichten, nickte der Woiwode mit einem Blick auf Habreds runzeliges Gesicht.
    Der bohrte in der Nase, gebt mir Geld, sagte er dann, gebt mir Geld, wiederholte Habred der Wahrhaftige.
Die fürchterlichen Worte des deutschen Doktors
    Sie hatten keine Zeit, das Gehörte zu bedenken, denn von der Stadt her lief eine grauhaarige Gestalt auf sie zu, der von Zeit zu Zeit ein Schrei entfuhr. Ein hochgewachsener Mann versuchteSchritt zu halten, doch obwohl er wesentlich jünger war, blieb er immer weiter zurück. Abermals drang Gebrüll aus der Kehle des Grauhaarigen. Daher wusste Gilagóg, dass es sich um einen Deutschen handeln musste, doch weil es, wie von den Zigeunern, auch von den Deutschen viele verschiedene Sorten gab, war er noch nicht beunruhigt. Der Woiwode hatte einige Erfahrung mit ihrer schwerfällig knirschenden Sprache, er erkannte sie, wenn er sie hörte, doch er verstand sie nicht. Aber schon der Ausruf »Donnerwetter und Kruzifix!« genügte, dass ihm der kalte Schweiß ausbrach und seine Knie schlotterten. Noch in seiner Kindheit hatte er Zigeunerkönige, die im Rhein gebadet und den Häfen von Hamburg und Bremen Tribut abverlangt hatten, davon erzählen hören, dass kein einziges Volk in Europa solch schreckliche Flüche kenne wie die Deutschen. Nicht einmal die Serben, die die Grasmusikanten stellen, obwohl doch, wenn sie fluchen, ihre Worte gleich einen Blutstrom sprudeln lassen. »Donnerwetter und Kruzifix«, diese fürchterlichen Worte sind imstande, Dörfer und Städte in Trümmer zu legen. Diese Worte paaren sich mit Hass; wo sie fallen, regnet es Feuer, schwemmt Hochwasser die Saat und die schlechten Wagen des Zigeuners weg. Oder seine einzige Kuh, sein einziges Kalb. Oder die Holzkiste mit seinen Schmiedewerkzeugen.
    Der Deutsche fuchtelte herum, nun brüllte er schon ohne Pause. Der Woiwode hatte den Grund seiner Wut längst erraten. Doch er hatte keine Zeit, seinen Zierrat loszuwerden, der Zylinder wackelte auf seinem Kopf, der Lederschuh malträtierte seinen Fuß.
    Mein Sonntagsschuh!, schrie Herr Schütz auf Ungarisch.
    Mein Sonntagszylinder, Donnerwetter und Kruzifix , trompetete er und keuchte Gilagóg Likörgeruch ins Gesicht. Der lange Dünne holte ihn ein und gab ihm mit großem Schwung einen Stoß, so dass er fast auf den Woiwoden fiel.
    Gilagóg verbeugte sich bis zur Erde, auf seinem Gesicht breitete sich das demütige Lächeln aus, doch die Angst drehte ihm den Magen um. Der andere Fremde mochte nach seiner Kleidung zu urteilen ein

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