Blumenfresser
die der sich hochmütig darbietenden Rose oder der primitiven Tulpe. Blumen interessierten Peter nicht besonders, er wusste aber, dass sie neuerdings im Garten arbeitete und oft in die vom Krieg misshandelte Stadt ging, um Blumenzwiebel und Setzlinge zu kaufen.
Zsófia schrieb, die Tragödie, die sich vor einigen Tagen mit ihrem knospenden Veilchen ereignet habe, sei auch symbolisch zu verstehen. Es sei bei Sonnenuntergang passiert, eine tödliche Windstille habe geherrscht, wie sie selbst beim Herannahen großer Stürme nur selten vorkommt. O nein, der Sturm sei nicht vom Himmel gekommen! Die Herde, die man von der Weide getrieben habe, sei durch den Gutshof gezogen. Was für eine ordinäre Sitte! Vergebens habe sie ihren Mann angefleht, die Tiere anders zu führen, er sei stur geblieben, und vielleicht habe er in praktischer Hinsicht recht, denn sowohl der Umweg nach Norden als auch der nach Süden würde wesentlich länger dauern. Na und, mein Lieber?! Wem könne es etwas ausmachen, ein wenig länger nach Hause zu marschieren?! Einem unverständigen Rind?! An dem erwähnten Abend sei ein Ochse, die Reihe verlassend, geradewegs in ihren Garten getrottet und habe das knospende Veilchen aufgefressen. Sie sei selbst Augenzeuge gewesen und habe nur deswegen nicht geweint, weil sie das Kind im Arm hielt.
Deswegen musst du ihn umbringen, schrieb Zsófia, bring die Bestie um, die Blumen isst!
Das mag wieder irgendein Rätsel sein, dachte er, und dann fragte er sich laut, na und der Mensch?!
Der Mensch darf Blumen fressen?!
Peter könne darüber nachsinnen, schrieb Zsófia noch immer, ob auf ihre entschiedene Forderung hin das schuldige Tier nicht noch am gleichen Tag geschlachtet, ob es nicht am Spieß knusprig gebraten worden sei. Sie überlasse die Antwort Peter, doch sie verweise darauf, dass sie sich neuerdings anders, mit hämmerndem Herzen um ihn sorge, kein Tag vergehe, an dem sie, zum Beispiel, nicht an ihn denke. Nicht einmal ins Nachbardorf hinüberzuschlendern sei heutzutage ein ungefährliches Abenteuer, doch wenn Peter sie trotzdem besuchen komme, würde sie ihn mit Freude erwarten. Ach, was rede sie da, sie erwarte ihn ja immer mit Freude! Auch in der kommenden Woche! Doch wenn er wie durch ein Wunder in diesem Moment bei der Tür hereinschneie, wäre das ein noch größeres Glück! Und wenigstens, um ihr, wenn er dem Erbärmlichen den Garaus gemacht, ihn ausgelöscht habe, in allen Einzelheiten zu erzählen, wie es sich zugetragen habe. Nicht wahr, so werde es sein? Nicht wahr, er werde sie nicht enttäuschen?
Peter knüllte den Brief wütend in seine Tasche, in Ordnung, nickte er, töten kann man, manchmal sehr leicht sogar! Es gibt Momente, in denen es nicht zu vermeiden ist, sich die Hände mit dem Blut eines anderen Menschen zu beflecken, nur ist das jetzt absolut nicht so ein Moment!
Nicht nur, dass er die mörderische Forderung unerfüllt ließ, er begann nachgerade auf den Jungen aufzupassen, denn diese weiße Nichtigkeit, dieser Adam Pallagi war ja doch sein kleinerer Bruder. Und natürlich konnte er auch nicht vergessen, dass er Klara gelobt hatte, unbedingt auf ihn achtzugeben! Also bezahlte er ein paar Leute, damit dem Burschen kein Leid geschah, Kellner, Kneipenwirte und Offiziere mahnte er, ihm zu helfen, sollte er in Schwierigkeiten kommen. Adams graue Mutter war dahingeschwunden wie eine Kerze, sein Vater hatte seinem Leben ein Ende gemacht, seinen wirklichen Vater kannte er nicht. In der Tat ein Erbärmlicher. Ein wirklicher Niemand! Er lebte gar nicht. Und er würde niemandem fehlen, wenn er aus dem Korb des Lebens herausfiel. Deshalb konnte Peter es nicht begreifen, was Klara daran fand, mit diesem Schatten zu kokettieren. Als wollte sie das Nichts umarmen!
Der Sonne müsste man ins Herz stechen!
Wenn er aber die Sonne abstach, verlor er Klara Pelsőczy mit Sicherheit, sie würde ihm nie verzeihen. Er verlor Klara wie einen flüchtigen Atemzug, wie ein Blatt im Herbst, und die Wüstenblume würde, denn sie hatte ja genau das gewollt, glücklich sein und ihn dann ebenfalls verlassen, weil sie sich ja doch nicht von einem richtigen Mörder das Rückgrat abküssen lassen konnte. Und es würde bereits vollkommen egal sein, dass das Ganze allein deswegen geschah, weil die Wüstenblume ein wenig eifersüchtig gewesen war. Doch weil sie eine weise und gerissene Frau war, hatte sie ihrer Eifersucht nicht die übliche Form gegeben, sie bedachte ihn nicht mit unwahren oder überflüssigen
Weitere Kostenlose Bücher