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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Vorwürfen, sondern forderte ihn auf zu morden – wenn man so will, Herrgott noch mal, zu nichts zu werden!

Blumen in einem winterlichen Bibliothekszimmer
    Ende Juli neunundvierzig reiste er ab, er flüchtete zu Zsófia und war mit ein- oder zweitägigen Unterbrechungen drei Monatelang Gast auf dem Gutshof. Die landesweite Trauer beschäftigte ihn nicht sonderlich, ja er fühlte sich sogar ausgezeichnet. Die Wüstenblume empfing ihn kühl, redete kaum mit ihm, mied seinen Blick und seine Gesellschaft, und Peter wusste natürlich genau, sie war vor allem neugierig, ob er den dummen Wunsch erfüllt hatte. Er betrachtete sie, das schmollende, weiche Gesicht, die Locken, die weißen Arme, die er so gerne abküsste, sah denn so ein Anstifter aus? Na schön, nur Geduld, bald würde er ihr ohnehin wieder mit seinen Stoppeln den Hintern kitzeln. Doch ihr Blick fragte noch immer, ob Peter getan habe, worum sie ihn in ihrem letzten, mit blauer und roter Tinte geschriebenen Brief gebeten hatte.
    Atmete dieser nichtsnutzige Pallagi-Bursche noch?
    Peter tat so, als wüsste er nicht, worum es ging. Er zeigte auf eigenartig geformte Wolken. Er riss ein Spinnennetz ab, in dem die Spinne noch am Blut der Fliege saugte, und zeigte es Zsófia. Er brach eine Rose mit den Zähnen und löste die Stacheln mit der Zunge vom Stengel. Eines Abends blieben sie allein, weil Zsófias Mann sich müde getrunken hatte. Peter pusselte mit der flackernden Lampe herum, als Zsófia seine Hand nahm.
    Lass mich sehen, ob sie blutig ist!
    Ist sie nicht, brummte Peter.
    Hast du Angst gehabt, du Großmaul?! Hast du Angst gehabt, du Held?!
    Peter schüttelte sanft den Kopf, aber keineswegs! Davor habe ich Angst, mein liebes Blümchen, dass auch du ihn liebst, nicht nur … er verschluckte das Ende des Satzes. Er ließ das Lichtchen aufflammen, das nun Zsófias Gesicht beleuchtete, ihr Blick war bedauernd, dann wurde er überlegen und schließlich zornig, sie schrie fast.
    Willst du hier arbeiten, Peter? Versteckst du dich, weil sie hinter dir her sind? Gut, von mir aus kannst du dich auf dem Gut verstecken. Willst du dich unter die Bauern mischen? Na schön, na schön, du kannst Mist führen, kannst Schweine hüten, Kühe melken, wenn du Lust dazu hast!
    Peter lachte gurgelnd, die Wüstenblume versuchte vergebens zu schmollen, nein, das war gar kein richtiger Zorn.
    Seit Minuten summte ein großes Insekt um sie herum. Peter griff an ihre Schulter und nahm die Wespe vom Spitzenkragen. Das gefährliche Kerbtier surrte zwischen seinen Fingerkuppen, und Zsófia machte ein Gesicht, als hätte sie den Wunsch, der Stachel möge sich in sein Fleisch bohren. Das Summen verstummte, Peter lächelte, die Wespe hatte ihn tatsächlich gestochen.
    Die Weiden waren gelb gebrannt, man trieb die Rinder zu feuchteren Wäldern, doch in den Sumpfgebieten wurden die Tiere regelmäßig von Krankheiten heimgesucht. Eines Morgens beobachtete Peter eine kranke Kuh, sie rang im Stehen mit dem Tod, Schaum tropfte ihr vom Maul, sie ging in die Knie und fiel mit einem letzten Muhen zur Seite. Ein alter, einbeiniger Bauer riet den fluchenden Schweinehirten, die Tiere mit Lauge zu tränken. Sie lachten den Krüppel aus, doch als am nächsten Tag drei weitere Tiere dran glauben mussten, probierten sie es aus. Von da an wurden die Erkrankungen weniger. Die Zeit der Weinlesefeste war gekommen, doch die Würmer hatten die Pflaumenernte gefressen, und wenn es auch viele Trauben gab, so reiften sie nicht, sondern verfaulten an den Stöcken, den Honig wiederum hatte der Getreidekäfer ruiniert. Die Landbesitzer waren niedergeschmettert, doch sie wagten nicht, sich zu beklagen. Peter fuhr nach Tokaj und sah sich im Hafen um, er hörte die Schreckensnachrichten an, die Matrosen und Händler einander hinter vorgehaltener Hand weitergaben. Wo er schon in der Stadt war, beichtete er. Er erzählte dem Priester, dass er einen Menschen habe umbringen wollen. Beim Abschied sagte er, dass er es vielleicht doch tun werde. Der Krieg war zu Ende, das Land trauerte und bebte vor Angst, Görgey hatte kapituliert, Kossuth und seine Begleiter waren verkleidet geflohen, Petőfi hielt sich versteckt, Jókai hielt sich versteckt, Haynau wütete wie von Sinnen, in Arad wurden die Galgen gezimmert. Der Krieg war zu Ende, und die Wüstenblume kleidete sich in Schwarzund trauerte. Ihr Mann schäumte innerlich vor Wut, doch er wagte nicht, mit seiner Frau zu streiten.
    Auf kleinen, flinken Pferden ritten Kosaken durch

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