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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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die Ländereien, sie plünderten Dörfer, Rauchsäulen signalisierten, wo sie gerade waren. Im Sommer pochten Soldaten einer kaiserlichen Patrouille an die Fensterscheibe, sie nahmen sich jeden der schläfrig fröstelnden Hausbewohner einzeln vor und führten einige Priester, Lehrer und Rechtsanwälte der Umgebung in Ketten ab. Die Post ging nicht, die Boten liefen auf versteckten Wegen, und die Gutsherren der Umgebung benutzten ihre Kutschen nicht. Im Haus Zsófias wurde das Klavier mit einem schwarzen Tuch abgedeckt, das Gesinde bereitete die herbstliche Feldarbeit vor, der Wirtschaftshof war voll von reparaturbedürftigen Eggen und Pflügen. Zsófia spielte mit dem Kind, einem Jungen mit großem Kopf und schwerfälligen Bewegungen, und beobachtete dabei die Landarbeiter. Nachts qualmte der Atem, beim Erwachen war es kalt, der Reif hatte das Laub auf den Bäumen rot angehaucht, und in Zsófias Garten schwollen die Knospen der ersten Astern wie aufgeblasene Vogellungen. Die Kälte hielt den ganzen September an. Peter, wenn ihn die Lust dazu ankam, schlief bei den Tieren im Stroh, manchmal half er sie versorgen und fühlte sich weiterhin prächtig, allerdings schrak er in der Nacht häufig aus dem Schlaf, obwohl er angenehme Träume hatte, am Tag schauderte ihn, er zitterte oft, dabei hatte er keinerlei Grund dazu. Dann kam er dahinter, dass der Wind ihn beunruhigte. Ständig war die Luft in Bewegung, der Wind pfiff von den Karpaten herab oder drehte und ließ von den Zempléner Hügeln her die Pappeln an der Straße zum Gutshaus rauschen. Wien mit seinem ähnlich unaufhörlichen Wind fiel ihm ein, und er bekam Heimweh. Auch in Wien wehte der Wind, immerfort wehte er, doch nicht auf diese Art.
    Hier wehte er so, dass er zerfledderte.
    Hier wehte er bis ins Mark!
    Manchmal zechte Peter mit Zsófias Gemahl, der betrunken stotternd auf die Revolution und Kossuth schimpfte, auf denGalgen mit dem großmäuligem Rebellen!, und alle zur Hölle wünschte, die etwas mit der Befreiung der Landarbeiter zu tun haben könnten.
    Die Juden, diese verfluchten Juden, schrie er mit rotem Schädel.
    Alles wird ihnen gehören, bis zur letzten Hacke, dafür war diese ganze Rebellion gut! Die unschuldige ungarische Jugend musste krepieren, damit die stinkenden Bauern zu Land kommen, damit der Jude den ungarischen Edelmann ausplündert, der Jahrhunderte hindurch das Vaterland mit seinem Blut verteidigt hat! Sie bringen den Adel an den Bettelstab!
    Zsófias Mann schlug mit der Faust auf den Deckel eines Fasses. Peter nickte bereitwillig, dann machte er ihn so betrunken, dass er ohnmächtig zur Seite kippte. Er überlegte, was er mit ihm tun sollte. Er versetzte ihm ein paar ordentliche Tritte, soll er sich einige Wochen ausruhen, damit er nicht mit ihm zu trinken und seine Blödheiten anzuhören brauchte.
    Anfang Oktober gewährte ihm wieder Margit Unterschlupf, sie hatte Angst, nach Szeged hineinzufahren, benachrichtigte jedoch Herrn Schütz, und als der erste Schnee gefallen war, reiste Peter mit Pietro und Kigl nach Pest. Doch er sandte Klara mehrere Botschaften, sogar aus der Puszta brüllte er und wartete natürlich vergebens auf Antwort.
    Sie war böse auf ihn.
    Oder hasste ihn.
    Na gut, soll sie ihn hassen, das ist ja gar nicht so schlimm! Soll sie doch, soll sie doch, soll sie doch! Wenn sie ihn hasste, vergaß sie ihn wenigstens nicht.
    Vor Weihnachten brachte er Zsófia ein Geschenk.
    Was ist mit ihm?, fragte sie, und Peter wusste, dass sie Adam meinte.
    Ich weiß nicht, antwortete er, die Welt hat ihn verschlungen.
    Er ist verschwunden?
    Jedenfalls unauffindbar, murmelte er verstimmt, er verstand Zsófias Hartnäckigkeit nicht.
    Um sie abzulenken, wickelte er Stahl, Feuerstein und Zunderschwamm aus einem Lumpen. Und als er zu erklären begann, hatte er das Gefühl, es sei ihm gelungen. Wenn die Knospen des Tannenzweigleins in Schwefellösung getaucht und an den durch Feuersteinfunken entflammten Zunderschwamm gehalten werden, beginnt der Tannenzweig zu brennen. Zsófia lachte, das wusste sie, sie kannte das Verfahren gut und mochte diese Art des Feuermachens; Tagelöhnern, die Pfeife rauchen wollten, gab sie oft selbst Feuer, sie hatte bereits so ein Feuerzeug, und nicht nur eines, erworben von jüdischen Händlern aus Wardein. Peter packte kleine Stäbchen aus.
    Was ist das, fragte Zsófia.
    Streichhölzer, meine Liebe.
    Davon habe ich schon gehört, Zsófia runzelte unsicher die Stirn.
    Die Stäbchen flammen durch ein wenig

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