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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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einem herrschaftlichen Gut gearbeitet, weit entfernt von Szeged, als Gast einer wunderschönen Frau, die Wüstenblume genannt wird.
    Eine niederträchtige Lüge!, flüsterte Somnakaj, ach, diese Frau habe Peter nur erfunden.
    Peter lachte, Klara habe sie ja gesehen, sie sei der Wüstenblume begegnet!
    Er hörte, wie Somnakaj wütend schnaufte. Ihr Bett knarrte, sie warf sich hin und her.
    Peter habe ihre gnädige Frau kaputtgemacht, doch sie, Somnakaj, sei trotzdem mit ihm gekommen. Sie habe sich entschieden, mit ihm bis zum Nordpol zu gehen, und Punktum. Sie schlief sofort ein, atmete fliegend wie ein lebendes Säckchen. Den Disput setzten sie am Morgen fort, schon in Gegenwartder anderen, beim Frühstück. Er habe nicht die Absicht, zum Nordpol zu gehen, bemerkte Peter, weil ihn die nächtliche Anschuldigung kränkte. Vielmehr denke er an Wien als Ziel seiner nächsten Reise. Doch zuvor sollten sie aus Szeged herausholen, was herauszuholen sei, denn in dieser Stadt gebe es Geld und wahrlich nicht wenig. Sowie er das gesagt hatte, stöhnte er auf und erbleichte vor Schmerz.
    Es entging Salamon, dass es nicht der Zorn war, der Peter den Atem nahm und ihm das Gesicht verzerrte, sondern der Schmerz, der ihn wiedergefunden hatte, der junge Jude lachte unbefangen, Peter solle doch der Stadt, wo der Teufel sich einen Juden geholt habe, nicht grollen. Einen Juden? Wen denn?! Derera, den Knopfhändler, Salamon zwirbelte an seinem Schläfenhaar. Außerdem hege man gegen jemanden, den man übers Ohr hauen will, keinen Groll! Auch Pietro lächelte zustimmend, in Italien sage man, wem wir zürnen können, wird vielleicht unser Freund, wem wir nicht zürnen können, der wird nie unser Freund. Kigl nahm die gekochten Eier in Augenschein, entschied sich für eins, schlug es gegen seine Zähne und löste die Schale geschickt mit der Zunge ab, und was ihm in dem Mund geriet, spuckte er in die Richtung, in der das Mädchen saß. Peter kämpfte noch mit dem Schmerz, erst langsam glätteten sich seine Züge. Er nahm Somnakaj bei der Hand und zog sie hinaus an die Luft.Siehst du, kleiner Spatz, so sieht eine gescheiterte Existenz aus!, schrie er ihr ins Gesicht.
    Somnakaj, als würde sie ihn bedauern, ließ ihre Hand unter sein Hemd gleiten und streichelte seine Wunde.
    Auch den Burschen mit dem Messer hast nicht du umgebracht?
    Der mich am Ufer fast erstochen hätte?! Woher weißt du das? Peter war plötzlich ruhig geworden.
    Auch die Zigeuner haben ihn gekannt, Somnakaj lächelte verschämt, als würde sie ein amouröses Geheimnis preisgeben. Er hinkte und prahlte damit, dass er dich wegen einer alten Rechnung abgestochen habe wie ein Schwein.
    Peter streichelte ihr das Gesicht, sag noch mehr solche Sachen, sag.
    Somnakaj neigte sich vor, du hast ihm das Herz herausgeschnitten, nicht wahr? Du hast es herausgeschnitten und gegessen!
    Peter seufzte, ich habe es herausgeschnitten, gebraten und aufgegessen.
    Ich wusste es, ich wusste es, keuchte Somnakaj. Dafür werde ich einmal deinen Schmerz heilen! Willst du das?
    Ginge das nicht sofort?, fragte Peter müde.
    Nein, jetzt nicht.
    Und warum nicht?
    Dazu musst du erst sterben, flüsterte Somnakaj.
    Den Messerstecher hatte man Ende März aus der Theiß gezogen. Er mochte schon längere Zeit tot gewesen sein, die Leiche war unterhalb der Hexeninsel an einem Strauch hängengeblieben, das habe Somnakaj doch auch gewusst. Das Mädchen nickte zögernd, Peter fasste sie am Kinn, er küsste sie nicht, doch als er sprach, war er ihr so nahe, dass er ihre Lippen streifte. Man müsse Herrn Berger über den Todesfall befragen! Der Bursche war einer seiner Leute gewesen! Er habe für ihn gearbeitet, flüsterte Peter, und soviel er wisse, dulde Herr Berger keine Nachlässigkeit. Schlampig arbeitende Angestellte schleife er bis ins Rathaus. Außerdem kenne er den Namen des Unglücklichen. Das sei mitnichten ein junger Mann gewesen, nur flink und geschmeidig war er wie eine Weidenrute, und habe um sich gestochen. Wenn Somnakaj ihn gekannt habe, dann wisse sie auch, dass er Korona hieß. Ein übler Kerl, der habe das Feuer geliebt, deshalb sei er ertrunken.
    Somnakaj starrte ihn mit offenem Mund an.
    Peter umarmte sie so fest, dass sie kaum noch Luft bekam.
    Im Augenwinkel sah Peter, wie ein Diener in Livree mit einem Schirm neben einer feinen Dame her hastete. Plötzlich war alles besser geworden. Ohne besondere Bedingungen zu stellen, ohne Absicht oder Sehnsucht hatte sich die Welt zum

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