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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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winkend der frischgebackene Bekannte des Regierungsrats, dieser gewaltige Bursche. Neben ihm stand ein junger Mann mit vollen Lippen und verschleiertem Blick, den Kopf seitwärts geneigt, und hauchte seinen Zeigefinger an.
    Am nächsten Tag trafen im Casinogebäude der Innenstadt, genau dort, wo im Februar des Vorjahres Imre Schön seinen skandalösen Vortrag gehalten hatte, die Herren aus Pest mit den örtlichen Schiffsunternehmern beziehungsweise mit einigen Repräsentanten der Stadtregierung zusammen.
    In der letzten Reihe schniefte Doktor Schütz, anscheinend war er aus Pflichtgefühl hier, er hatte sich in die Betrachtung der Deckenornamente vertieft.
    Selbstbewusst erörterte Károly Herrich den Plan, der genauso gut von ihm hätte sein können, es aber im Kern natürlich nicht war, doch auch so hatte das traumhaft einfache und dennoch geistreiche Drehbuch Gestalt angenommen. Sein Urheber war Peter Schön und in nicht geringerem Maße Salamon Mozes, der in dergleichen Angelegenheiten immer einen außergewöhnlichen Erfindungsreichtum an den Tag legte. Der Oberingenieurnahm einen Schluck aus dem Wasserglas, das vor ihm stand, er schnitt eine widerwillige Grimasse, um nach einigem Hüsteln zur Sache zu kommen.
    Jedermann weiß, dass das Bett der Theiß bei der Stadt viel schmaler ist, als wünschenswert wäre, deshalb muss man es verbreitern, und zwar durch Abtragen des gegenüberliegenden, des Neuszegeder Ufers.
    Das wird nicht gerade billig!, kamen die ersten Zwischenrufe.
    Wer kommt für die Kosten der Arbeiten auf?, knurrten die Schiffsbesitzer.
    Der Stadt wird daran gelegen sein, die Unternehmung zu unterstützen, mehr noch, gerade diese Stadt muss das Hauptinteresse an ihrer Verwirklichung haben, nickte Pasetti und warf einen Blick auf Komitatshauptmann Bonyhádi, der daraufhin mit den Achseln zuckte, in dieser Angelegenheit war er nicht zuständig. Ein Stuhl knarrte, einer der Schiffsbesitzer erhob sich, ein kleiner Mann, der seinen Hut verlegen hin und her drehte, doch seine Worte zeugten nicht von Verlegenheit.
    Das ist, meine Herren, eine kolossale Dummheit! Für das Abtragen des Ufers Geld auszugeben ist überflüssig!, sagte er und setzte sich errötend.
    Wollen Sie lieber ertrinken?, fragte Pasetti, denn er war auf den Widerstand dieses nach Fisch stinkenden Volkes vorbereitet, diese großköpfigen Menschen würden selbst Jesus Christus argwöhnisch beschnuppern, wenn er plötzlich vor ihnen stünde.
    Dieser Gedanke nötigte dem Regierungsrat ein Lächeln ab.
    Der Schiffsbesitzer mit dem Hut stand erneut auf, wenn ich bitten darf, sagte er, so lade man einen großen Schleppkahn mit Steinen voll und versenke ihn auf dem Abschnitt vor der Felmayer-Fabrik! Das Schiff muss quer zur Strömung auf Grund gesetzt werden. Wissen Sie, wo die Felmayer-Fabrik ist? Nein? Wir zeigen es Ihnen. Wegen des auf Grund liegenden Schiffes wird die Strömung der Theiß am Ostufer größere Kraft haben und Ihnen das Gegenufer gratis abtragen.
    Károly Herrich lachte laut über diesen Unsinn. Pasetti stimmte in das Gelächter ein, da bemerkte er in den hinteren Reihen das Zigeunermädchen. Er verstummte.
    Wenn das Ufer von Neuszeged im Sommer bei niedrigem Wasserstand abgegraben wird, füllt die nächste Frühjahrsflut es wieder mit Schlamm auf, wie gründlich es auch vertieft worden ist, erklärte der Schiffsbesitzer.
    Sie verstehen aber auch schon gar nichts von Hydrographie, rief Herrich, den die kleinlichen Einwände bereits richtig erzürnten.
    Wir leben von dem Fluss, Herr Ingenieur, warf wieder jemand ein.
    Sehen Sie, hob Herrich gereizt die Stimme, im breiteren Bett fließt das Wasser schneller ab, das ist eine so klare naturwissenschaftliche Tatsache, wie dass auf den Frühling der Sommer folgt, und nachdem er das gesagt hatte, griff er zum Glas, starrte es an und stellte es langsam wieder hin. Diese Halunken hatten ihm womöglich Theißwasser zu trinken gegeben!
    Für seinen Teil hatte er die Diskussion beendet, nun würde er in die Csárda eilen, wo ihn Fischsuppe, Topfenfleckerln und sonstige lokale Spezialitäten erwarteten. Morgen würden die Verhandlungen mit dem Regierungsrat und den Stadtvätern beginnen, um die Einzelheiten zu klären.
    Im Frühling des Jahres zweiundfünfzig wurde die Verbreiterung des Flussbetts in Angriff genommen, sie kostete die Stadt fünfzigtausend Gulden. Auch die Schiffsbesitzer fuhren nicht schlecht, sie transportieren Erde, die Stadt mietete Schleppkähne und Schuten. Die

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