Blumenfresser
Nichtsdestoweniger tat er so, als wäre ihm jegliche Konversation zu viel. Warum auch sollte er wen immer anhören?! Mit welchen Argumenten könnte man ihn überzeugen, dass er hier nicht seine Zeit verschwendete?!
Auch Peter schenkte sich ein und begann langsam und überlegt zu sprechen. Bald legte sich Regierungsrat Pasettis Nervosität, während Peter auf fast schon poetische Weise Satz an Satz fügte.
Wie allseits bekannt, führte er aus, strömt das Wasser des Marosch nördlich von Szeged oberhalb der Stadt in die Theiß. Doch könnte das Rendezvous der beiden Flüsse nicht auch unterhalb von Szeged stattfinden? Nach Meinung nicht weniger Fachleute wäre das sogar wünschenswert! Die Flüsse führen zur gleichen Zeit Hochwasser, und die Stadt entgeht regelmäßig nur knapp einer Sintflut! Vor gar nicht so langer Zeit hatte das Gespenst der Überflutung Szeged neuerlich heimgesucht. So oft ist es schon vom Wasser bedroht worden, dass man es gar nicht mehr zählen kann.
Und Sie sind außerordentlich besorgt, bemerkte der Regierungsrat trocken.
Besorgt zu sein ist in der gegenwärtigen Lage zu wenig. Ich bin mit ernsthaften Plänen zu Ihnen gekommen, sagte Peter und schenkte ein.
Die Pläne der Menschen sind allergrößten Teils absolute Dummheiten. Doch wir werden das Wasser überlisten, denn auch ein Fluss kann betrogen werden, zudem nehmen wir eine auch wirtschaftlich einträgliche Unternehmung in Angriff. Der Herr Regierungsrat weiß, dass die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft es sich eine beträchtliche Summe kosten lassen würde, wenn die Mündung des Marosch nach Süden verlegt werden könnte. Die Gesellschaft könnte auf dem Marosch einen Linienverkehr einrichten, bis hinunter nach Arad. Szeged jedoch, machen wir uns nichts vor, hat andere Interessen. Es liegt im Interesse von Szeged, dass der Marosch im Norden fließt, wo er das auch jetzt tut, und dass die Schiffe, die aus dem östlichen Bogen des Marosch kommen, auch weiterhin in der Stadt Anker werfen. Sollen sie jeden Dienstag und Freitag Kartoffeln, Gemüse, Obst und Fleisch aus Makó und Arad liefern. Szeged steht auf dem Standpunkt, dass es lieber vom Handel profitiert, auch um den Preis des jährlichen Hochwassers, als die Möglichkeit der Kontrolle über die Nahrungsmittel aus dem Osten zu verlieren. Doch die Ruhe hat ihren Preis. Der Gesellschaft wäre es viel Geld wert, wenn Szeged dazu gebracht werden könnte, die Maroschmündung zu verlegen. Demnach müsste mit Umsicht erwogen werden, ob es eine Lösung gibt, die der Stadt Sicherheit gewährt und zugleich den Marosch in Ruhe lässt, und bei der auch wir nicht zu kurz kommen. Denn so eine Lösung ist ganz und gar nicht unmöglich!
Was schwebt dem Herrn vor?, fragte der Regierungsrat, worauf Peter mit seinen Darlegungen begann, er gestikulierte und erhob die Stimme.
Schließlich wurde der Regierungsrat des Wortschwalls überdrüssig, unruhig starrte er in das durchdringend blickende blaue Augenpaar.
Peter stand auf, klopfte sich den Staub von den Kleidern, überdenken Sie die Sache, Herr Pasetti, Peter leerte seinen Wein in einem Zug und überließ den Regierungsrat sich selbst. Der grübelte mit gerunzelter Stirn über das Angebot nach und schob, wie es seine Gewohnheit war, die Unterlippe vor. Eine Gestalt in weißem Kittel eilte zum Tisch und nannte eine Summe, den Preis des konsumierten Weines. Der Regierungsrat war über die Höhe des Betrags entsetzt, doch er zahlte.
Bis zum nächsten Tag hatte sich die Wolke seiner schlechtenLaune verzogen, deshalb suchte Ministerialrat Flórián Pasetti seinen Freund, den Oberingenieur Károly Herrich auf, der in Sachen Theißregulierung der wichtigste Sachverständige der Regierung war. Pasetti schilderte den Plan des Fremden. Und während er redete, fand auch Herrich immer mehr Gefallen daran. Na so etwas, die Maroschmündung musste gar nicht, sie musste tatsächlich nicht verlegt werden! Sie kamen rasch überein, den Worten Taten folgen zu lassen. Der Regierungsrat schickte eine Nachricht ins Kaffeehaus, sie würden sich der Sache annehmen. Nun wurde die Unternehmung auf allen Ebenen vorbereitet, in ein, zwei Ämtern hielten sie sich länger als gewöhnlich auf, und in der darauffolgenden Woche stiegen sie in den Zug. Die Dampflok brachte sie bis Cegléd, wo unter den Kastanien des Hauptplatzes eine reservierte Postkutsche wartete. Auf elenden Straßen holperten sie bis Szeged, dort, im Gewimmel des Marsplatzes, empfing sie begeistert
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