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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Besserengewandelt. Dieses Gefühl stellt sich oft ein, wenn man eine wesentliche Frage für eine unwesentliche Antwort eintauscht. Der Gellért-Berg schwamm in blauem Dunst, auf dem Wasser tutete ein Weizenfrachter. Ein leichter Schleier legte sich über die Welt, darunter wimmelte alles, was gut war. Peter blickte sich um, ein Spitzel beobachtete sie, ein mageres kleines Männchen. Peter hob den Finger und legte ihn auf die Lippen, pst, pst. Dann nahm er das ohnmächtig gewordene Mädchen auf die Arme und trug es ins Haus.

Ein Geschäft mit der Theiß
    Die junge Zigeunerin wirkte gepflegt, auf ihrem einfachen weißen Seidenkleid war keine einzige Falte zu bemerken. Ein wunderschönes Geschöpf, kein Zweifel. Der Regierungsrat fragte sich, ob die kleine Blume vielleicht aus dem Tabán-Viertel gekommen war, um in der Innenstadt ihr Glück zu versuchen?! Aber dort gediehen keine solchen Pflanzen am Grabenrand! Die Huren aus dem Tabán waren wie Unkraut, aus ihrem Schoß dampfte saurer Geruch, ihr Speichel war bitter wie Wolfsmilch. Mit seinen weit offenen, grünbraunen Augen, dem geschmeidigen Körper und dem bis zur Taille herabfallenden Haar glich dieses Mädchen einer Blume. Sicherlich wollte sie Geld. Warum sonst würde sie ihn umschleichen, ihre Wimpern zittern lassen?! Sie hat klebrige Finger. Und wenn sie längst genug bekommen hat, stiehlt sie trotzdem noch was, denn das Stehlen liegt ihnen im Blut, die trinken sich ja schon die Muttermilch gegenseitig weg! Doch weil der Regierungsrat nach einer neuerlichen Geste, diesmal gepaart mit einem bedeutungsvollen Blick, immer noch zu zögern schien, riss sie abfällig die Schulter hoch und tat so, als wolle sie weitergehen. Ärgerlich dachte Flórián Pasetti, er lasse eine außergewöhnliche Gelegenheit verstreichen, er trat hinter sie und ergriff sie am Arm, auf ein Wort, mein Kind.
    Ihr Kind ist vielleicht Haynau, aber nicht ich!
    Der Mann wandte sich entsetzt nach allen Seiten um, still, kleiner Dummkopf, willst du Eisen um den Hals?!
    Der Herr kann mit seinem Mund nicht nur essen und trinken, sondern auch sprechen?!, das Lachen des Mädchens blubberte wie heiße Schokolade. Sie bot sich nicht an, obwohl manchmal ein zweifellos seltsames Licht aus ihren grünen Augen strahlte. Ihre Zähne waren weiß, ihre Haut glänzte, ihr Körper verbreitete Blumenduft. Sie befanden sich in der Umgebung der Vácer Gasse, das Donauufer war nicht weit, zwischen den Häusern konnte man schon das Wasser sehen, und oberhalb leuchtete das Grün der Budaer Hügel. Als sie in eine kleine Seitengasse gelangten, begann der Regierungsrat ihr den Arm zu streicheln. Das war tollkühn, jeder hätte sie sehen können, der Skandal wäre perfekt, doch die Gasse war ausgestorben, nur aus dem Fenster eines oberen Stockwerks winkte ihnen ein ausgebüxter Vorhang. Natürlich wisse sie sehr gut, sagte sie heiser, was der Herr Stadtrat von ihr wolle, doch sie biete ihm mehr an als das Glück einer flüchtigen Stunde. Er musterte sie überrascht, das kleine Biest verstand seine Sache, das Sich-Zieren, das Kokettieren, andererseits setzte es die Worte wie eine versierte Dame der Gesellschaft. Der Herr Regierungsrat habe unerhörtes Glück, fuhr sie fort, ein höchst wichtiger Herr, hier schien sie zu erröten, der landesweit über hochrangige Beziehungen und bedeutenden Einfluss verfüge, wünsche ihn zu treffen, in diesem Fall habe er den im Wasserwesen bewanderten Herrn Regierungsrat Pasetti als Partner gewählt. Der Regierungsrat vergaß den Mund zu schließen, na, na, mal langsam, Frosch, was erzählst du mir da, wer zum Teufel ist dieser sehr bedeutende Freund von dir?!, wollte er fragen, doch im nächsten Moment wurde er gepackt und in ein Kaffeehaus gerissen, dessen Tür sich neben ihnen geöffnet hatte. Drinnen zitterte Kerzenschein, der Raum war leer, auf einem Tischchen waren die Umrisse einer Weinflasche zu erkennen. Der Regierungsrat spürte Wärme, ein gewaltiger Mann grinste ihm ins Gesicht.
    Das ist Menschenraub!, flüsterte der Regierungsrat.
    Der Herr wünscht sich zu entfernen? Bitte sehr, der Hüne stieß die Tür auf, die Kupferglocke über dem Eingang klingelte, Licht schlug ihnen entgegen, das Zigeunermädchen war verschwunden. Der Regierungsrat wandte sich um, er überdachte die Lage, schließlich entschied er sich, nicht nach der Polizei zu rufen und den dreisten Burschen anzuhören. Er setzte sich an den Tisch und schenkte von dem vielversprechend duftenden Wein ein.

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