Blumenfresser
noch die neben dem Korridor liegenden Zimmer, denn offenbar hätten sie sich nicht nur nach ihrem Schicksal erkundigen wollen, sondern könnten auch ein Quartier gebrauchen.
Peter starrte noch auf das blattgrüne Kissen der Chaiselongue, keine noch so kleine Vertiefung, nicht die geringste Mulde hatten ihre Formen darauf hinterlassen. Dort hatte soeben ein schwereloses Wesen gesessen! Die Laune war ihm verdorben, und er dachte an Herrn Schütz, er wusste selbst nicht, warum. Und im nächsten Moment kam ihm das Lämmerherz in den Sinn, das Somnakaj so leidenschaftlich umarmt hatte.
Als sie auf dem Korridor einen Moment allein blieben, flüsterte er Frau Sperl in den Nacken.
Kornelia, Kornelia, sagen Sie, was macht man in Wien mit den Herzen von Lämmern?
Sie wandte sich langsam um, er sah ihr Gesicht aus der Nähe, und plötzlich wirkte sie sehr alt, als hätte sie ihre Maske verloren, auch ihre Stimme war farblos, was schon, Herr Schön, man isst sie! Auch in Wien werden die Herzen der armen kleinen Lämmer verspeist!
Einen Grashalm retten!
Noch in derselben Nacht stahl er sich zu ihr hinüber. Er nahm drei Flaschen mit, süße und schwere ungarische Weine, und stellte sie auf das Nachtschränkchen. Der Vorhang war vor das Fenster gezogen, doch durch einen Spalt drang Licht herein. Frau Sperl, das heißt Kornelia, saß am Bettrand und wartete auf ihn. Der Fußboden knarrte laut unter Peters Stiefeln, sie starrte ihm ins Gesicht, zitterte am ganzen Leib, die Angst hatte ihr den Verstand geraubt. Sie wartete voller Sehnsucht auf ihn, und gleichzeitig sträubten sich ihr die Haare. Ach, teure Kornelia, zittere nicht! Doch sie hörte auch nicht auf zu bibbern, als Peter sie langsam zu entkleiden begann. Sowie er ihre Haut berührte, die kalt und feucht war, legte sich ihm ein mulmiges Gefühl aufs Herz. Wie ein Lechzen aus einem muffigen Keller, so ging ihr Atem. Schnell wälzte er sich auf sie, sie hatte keinen Körper, sie hatte keinen! Peter stöhnte auf, der Seidenkittel bedeckte einschmächtiges Gerippe, Frau Sperls stolze Brüste waren Betrug, weiche Fleischknödel hatten auf ihren Rippen geklebt! Wenn er nicht achtgab, würde er die Unglückliche noch zerquetschen! Herrje, was war mit Frau Sperl passiert?! Bestürzt merkte er, dass ihr einer Arm hart, aus Holz war! Frau Sperl wollte ihn plötzlich küssen, Peter schauderte und wich zur Seite. Er setzte sich auf, er wusste nicht, was er tun sollte, die Frau klapperte mit den Zähnen und wimmerte bereits.
Peter holte tief Atem, schloss die Augen und stellte sich fest vor, die schöne Frau Sperl zu sehen und sie so zu begehren, wie niemanden sonst. Wieder sank er auf sie. Weine nicht, kleine Kornelia, nur keine Tränen! Weine nicht, dir gehört die Welt! Dir gehört Sperl, Johann, dir gehören Mozart und der Freiherr von Kempen, und auch ich gehöre dir, die gescheiterte Existenz aus Ungarn. Er leckte an ihrem Mund, zärtlich knabberte er an ihren bebenden Lippen. Vorsichtig, als würde er eine Falle wittern, tastete er sich an ihren Schoß heran und begann ihn langsam zu streicheln, auf dem Bauch erspürte er Wundmale und Narben, und als seine Hand abwärts glitt, hatte er die Empfindung, in Sand zu greifen. Lange tastete er herum, er wickelte das Schamhaar um den Finger, endlich spürte er Feuchtes. Weine nicht, kleine Kornelia, weine nicht! Um ihre Taille fassend hob er sie an, wälzte sich unter sie und versuchte mit seiner gewaltigen Kraft, sie auf sich zu ziehen. Es gelang nicht. So etwas war ihm noch nie passiert, er war nicht hart genug, Wut packte ihn. Er drückte ihren Kopf hinunter und bedrängte sie so lange, bis sie ihn in den Mund nahm. Auch ihr Mund war kalt, sie wimmerte und weinte wie ein Katzenjunges. Seine Kraft kehrte zurück, er hob sie und schaffte es, sie auf sich draufzuziehen. Frau Sperl schluchzte auf, hu, wie sie winselte, glücklich winselte sie, es mochte sehr wehtun, trotzdem hatte sie es gern! Er machte es so wild, dass seine Hoden rhythmisch gegen ihren Hintern klatschten.
Peter tappte nach dem Wein, riss den Korken mit den Zähnen heraus und gab ihr zu trinken, dann feuchtete er sich selbst die Kehle an.
Na, erzählen Sie, sagte er leise, langsam wieder ruhig werdend.
Frau Sperl begann von ihrem Sohn zu erzählen, stockend, immer wieder aufseufzend. Karl hatte schon in jungen Jahren wichtige Aufträge bekommen. Während des Aufstands trat er dann über den Buchbinder mit den ungarischen Rebellen in Verbindung und reiste in
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