Blumenfresser
oft genug mit ihr geplagt.
Genau das, groß ist sie!, rief Peter, ich kann sie nicht abbrechen!
Großer Gott, haben Sie den Verstand verloren?!
Ich wollte sie abbrechen! Ich habe es versucht! Mehrmals sogar! Und es ist mir nicht gelungen! Verstehen Sie?! Dann bin ich zu Ihnen hinaufgegangen und habe um Ihre Hand angehalten.Lieben Sie diese Klinke, Frau Spe… Kornelia! Dann werde auch ich Sie lieben!
Sie sah ihn nur an, es fiel ihr schwer, die Worte zu verstehen, vorsichtshalber brach sie in Tränen aus. Dieser Wunderschöne würde sie lieben?! Allerdings musste sie zusehen, wie er abends Briefe schrieb, einmal warf sie einen heimlichen Blick in einen davon, das Ungarische verstand sie kaum noch, doch so viel konnte sie entziffern, dass er irgendeiner Pusztablume galt. Peter war bereits sehr krank, er spuckte Blut, hustete wie ein Pferd. Doch bis zum letzten Tag schleppte er sich zum Tor hinunter, und noch auf dem Totenbett hielt er den Hausschlüssel umklammert.
Kornelia erfüllte seinen letzten Willen, Schlüssel und Klinke begrub sie zwar nicht zusammen mit ihrem Mann, es wäre Schwachsinn, für teures Geld ein neues Schloss und eine neue Klinke montieren zu lassen, doch an Peters Todestag hinterlegte sie im Rechtsanwaltsbüro Rose & Stein ein Konvolut von Briefen, diese sollte das Büro nach dem Willen des Verblichenen bei der Post aufgeben, Stück für Stück, an vorherbestimmten Terminen.
Bestürzt blinzelte die verwitwete Frau Schön die beiden Rechtsanwälte an, ihr Blick sprang von einem zum anderen, in Herrn Rose erkannte sie Pietro, in Herrn Stein Ignác Kigl, sie waren elegant und höflich und taten, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, von ihr, die sie angezeigt und ihnen einen kurzen Gefängnisaufenthalt verschafft hatte, einen Auftrag anzunehmen. Kigl war ungeheuer zuvorkommend, unter Verbeugungen begleitete er sie zur Tür, die er ihr mit zitternden Fingern aufhielt.
Er hat verboten, dass wir zur Beerdigung kommen, sagte er ihr zum Abschied, sie hatte den Eindruck, dass sein Blick blauer war als je zuvor.
Sagen Sie, sind Sie tatsächlich die Tochter von Doktor Schütz?, fragte er.
Sie antwortete lange nicht, ist das für Sie nicht einerlei?!
Es ist nicht einerlei, und wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, werde ich es tun, gnädige Frau, Kigl verbeugte sich, und sie sah, wie sich auf seinem ausrasierten Nacken die Haut spannte.
Ich glaube, der Tag wird bald kommen, wo ich Hilfe brauche, flüsterte Kornelia, sie genoss sein Staunen, sie genoss, dass sie sich wieder verschönte. Daheim fand sie Kühle und Einsamkeit vor. Sie betrachtete den mächtigen Haustorschlüssel auf dem Tisch. Schließlich zuckte sie die Achseln, denn sie hatte beschlossen, das plumpe Schloss doch austauschen zu lassen.
Zsófia sprach immer mit ihm
Als die Nachricht von Peters Tod die Wüstenblume erreichte, schickte sie Doktor Schütz sofort ein Telegramm. Später erbat und bekam sie auch von Klara eine Bestätigung, darüber war sie ein wenig verwundert, denn sie hatte wirklich befürchtet, dass Klara vielleicht gar nicht daran dachte, ihr zurückzuschreiben. Als die Antwort des Doktors eintraf, nahm Zsófia die Schachtel mit den geheimen Briefen, beziehungsweise das dicke, von einem Gummi zusammengehaltene Bündel ihrer Dichtungen, hauptsächlich Gedichte in klassischen Versformen, unter denen sich sapphische und anakreontische Strophen ebenso fanden wie Hexameter, und streute die ganze Sammlung vor den versonnen glotzenden Kühen in die Flammen. Worüber sie oft gelesen hatte, wurde nun Wirklichkeit, sie sah die eigenen Zeilen zu Asche werden, die Sätze brannten sich geradezu in ihren Blick ein. Zsófia weinte nicht. Sie presste die Lippen zusammen, ihr Blick war hart und glanzlos. Sie hatte keine Kraft für die Enttäuschung. Innerhalb weniger Wochen magerte sie ab, sie musste ihre Kleider ändern lassen, und als sie in einen Rock aus ihrer Mädchenzeit schlüpfen konnte, erinnerte sie sich, in diesem Kleidungsstück hatte sie Peter zum ersten Mal empfangen, und er hatte sie umarmt. Was sie unter dem Eindruck der Erinnerung nach dem Mittagessen neben ihrem schlummernden Mann mit sich anstellte, malte ihr tagelang glückliche Röte ins Gesicht.
Du Rindvieh!, rief sie in Gedanken, das schicke ich dir hinüber! Hörst du, wie gut es ist, weil ich an dich denke?
Eines Nachts verschaffte sie sich solche Wonne, dass ein gewaltiger, glücklicher Schrei aus ihrer Kehle brach, ihr Mann schreckte aus
Weitere Kostenlose Bücher