Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
Vom Netzwerk:
einen Herzensfreund! Und wenn sich die Gewitterwolken verzogen haben, stoße ich die Tür meines Büros weit auf und gebe ihm die Freiheit zurück. Die Genehmigung gilt für den zwanzigsten Februar, übermorgen kann Herr Schön gar nichts mehr tun. Vielleicht könnte er seine Rede in der Puszta halten, doch dort ist es ziemlich kühl, und auch mit dem Publikum könnte es Probleme geben. Das eine oder andere Reh, Hasen, Füchse …
    Und wenn Sie meinen Mann arretiert haben, würden Sie zu mir kommen, damit ich Sie lobe, lieber Karl?!
    Nur wenn ich nicht ungelegen komme, der Herr aus Wien blinzelte unschuldig.
    Und wenn ich Sie nicht lobe, lieber Karl, dann spielen Sie mit meinem Kind Ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst?
    Wirklich ein herziges Kind, sagen Sie, haben Sie keine Angst, es diesem Zigeunermädchen anzuvertrauen?
    Und Sie, Karl, haben Sie keine Angst vor mir?
    Klara, Zigeuner rauben und stehlen, einmal werden Sie das am eigenen Leib erfahren! Da fällt mir ein, kommt es vor, dass Sie sich prügeln?
    Und wenn?
    Das heißt, Sie waren es nicht, die meine Leute geschlagen und mit Palinka begossen hat? Der Herr aus Wien kicherte. Klara sah ihn verächtlich an, sie verstand nicht. Wovon redete er?!
    Der Herr aus Wien lüftete seinen Hut, ich bedaure unendlich, sagte er abschließend, dass wir keinen gemeinsamen Nenner gefunden haben. Er nickte zum Gruß, doch Klara schnappte nach ihm, riss ihn an sich und küsste ihn. Sein Schnurrbart war nass, die Haare kitzelten sie am Mund, sie bohrte ihre Zunge zwischen seine Lippen, zog den Inspektor an sich, der nachden ersten Augenblicken der Verblüffung gar nicht versuchte, sich aus ihrer Umarmung zu befreien. Der Mund des Herrn aus Wien war weich, auch seine Zunge war es, der Mund schmeckte nach Minze, Klaras Zunge kreiste, drängelte, schließlich biss sie, saugte, schluckte, biss, und der Schmerz brachte ihn offenbar zur Besinnung, denn nun wollte er den Kopf wegreißen, doch Klara hielt ihn mit beiden Händen fest, küsste und biss seinen Mund, dann ließ sie ihn los.
    Um sie herum herrschte Stille. Klara hörte nur ihr eigenes Keuchen. Viele Blicke waren auf sie gerichtet. Der Herr aus Wien hatte einen roten Mund, ein Blutstreifen schnitt sein weißes, rasiertes Kinn entzwei, sein Gesicht war kalkweiß, ha, er lachte kopfschüttelnd, dann wandte er sich den Gaffern zu, verbeugte sich, als wäre er im Zirkus, vielen Dank, und eilte davon.
    Klara wanderte noch richtungslos, trunken durch die Straßen. Doch nach einigen Schritten wusste sie nicht mehr, was geschehen war, vielleicht hatte wieder nur ihre Phantasie mit ihr gespielt, und damit das nicht so sei, oder vielmehr damit es nicht nur so sei, damit es die ganze Stadt, die ganze Welt wusste, eilte sie zu Terézia, und während sie vor dem großen Ladenspiegel die neuen Hüte der Freundin anprobierte, erzählte sie ihr alles, Peters Grobheit, die durchtriebenen Drohungen des Herrn aus Wien, den Kuss, und dass er sie so an sich gedrückt habe, dass ihr fast die Knochen im Leib gebrochen wären.
    Terézia griff sich an den Kopf, du lieber Himmel, du hast auf der Straße geküsst?!
    Dieser Karl ist mir bis hierher gefolgt, bis zu deinem Laden, Teréz, und hat Forderungen gestellt, er hat gezischt, gekeucht, dass er sterbe, wenn er mich nicht bekommt!
    Natürlich soll er eher sterben, flüsterte Terézia kreidebleich, dann schlug sie sich mit der Hand auf den Mund. Schnell zog sie die Läden zu und sperrte die Ladentür mit einem mächtigen Schlüssel ab, am Ende schlich dieser Karl noch immer in der Nähe herum. Dann musste Klara das Ganze nochmals erzählen.
    Zu Hause erwartete Imre sie ungeduldig, Klara schlang zumersten Mal seit langem den Arm um ihren Mann, der überrascht in ihrem Gesicht forschte.
    Die Leute werden alles Mögliche schwätzen, fing sie an.
    Aber natürlich, antwortete Imre unsicher.
    Kümmere dich nicht darum.
    Warum sagst du das jetzt?!
    Ich weiß nicht. Klara setzte sich. Vielleicht hätte ich dich retten können.
    Er schüttelte den Kopf, nein, du hättest mich nicht retten können.
    Ja, vielleicht hätte sie Imre retten können, so wie auch Doktor Schütz es hätte tun können, doch weder damals noch später sprachen sie über diese Frage. Klara wurde nicht enttäuscht, denn der Vortrag geriet zu einem hübschen kleinen Skandal. Auch der schreckliche Kuss sprach sich herum, doch selbst wenn Imre davon erfahren haben sollte, zur Sprache brachte er es nicht. Und hätte sie Imre geschützt, so

Weitere Kostenlose Bücher