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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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hätte sie auch den Herrn aus Wien gerettet, der am Tag nach dem Vortrag ermordet und, angeblich noch lebend, an einen Pferdewagen genagelt wurde, der dann durch die ganze Stadt fuhr.
    Klara sah das schreckliche Bild, denn sie ging gerade mit dem Kind spazieren, und als ihr Blick über den Platz schweifte, lächelte auf einmal der Herr aus Wien sie vom Bock herunter an. Das wohlgenährte Pferd zog seine Last voll Würde, als spürte es, dass es an keinem alltäglichen Ereignis teilhatte. Mit dem Herrn aus Wien trieb der Tod seinen Scherz. Doch dass ausgerechnet Ede Kigl der Mörder sein solle, wie man gleich raunte, dieser prahlerische, feige Kerl, ein Spitzel, wie jedermann wusste, das konnte Klara gar nicht glauben. Der Redakteur war der Hauptverdächtige, er wurde überall gesucht. Hätte sie, dachte Klara, auf den Herrn aus Wien gehört, hätte sie auch den blöden Kigl gerettet, und auch die Zigeuner, von denen ebenfalls einige erschossen worden waren. Auch Barka, die junge Zigeunermutter war tot! Und auch ihr großer Hund war verreckt, von Polizisten erschossen, und Gilagóg tobte, verfluchte die Welt, Imre, derselbstsüchtige, übergeschnappte Imre war schuld! Warum hatte er die bedauernswerten Zigeuner nicht aus seinem dummen Vortrag herausgelassen?
    Sie klopften nicht, sondern traten einfach die Tür ein, mindestens ein Dutzend großgewachsene Männer, die Soldatengeruch verbreiteten, stürmten in die Wohnung, brüllend fuchtelten sie mit den aufgepflanzten Bajonetten und kippten aus Gewohnheit Kleiderschubladen aus. Imre kleidete sich wortlos an, er knöpfte sein Hemd falsch. Als die Handschellen klickten, dachte Klara, sie würde ihn nie wiedersehen. Sie versuchte das plärrende Kind zu beruhigen, das sich so an ihren Arm klammerte, dass der blaue Fleck noch nach Tagen zu sehen war.
    Imre!, sagte sie leise.
    Er nickte.
    Gib auf das Kind acht, sagte er und wollte ihr bedeuten, dass sie gehen konnten, da erhielt er bereits einen Stoß. Klara lief ihnen bis auf die Straße nach, draußen standen schon zahlreiche Menschen, Nachbarn, Passanten, die nun schnell hinter Tore und Zäune zurückwichen. An den Bütteln, die Imre vor sich her stießen, lief Somnakaj vorbei, als spürte sie, dass auch die Ihren in Gefahr waren. Klara taumelte ins Zimmer und suchte die Schneeblume, die sie von Imre bekommen hatte, doch der Glaskelch war leer, und das Kind weinte, unaufhörlich.
    Auch sie wurde mehrmals verhört, die Tortur dauerte bis in den Sommer. Mehrmals wurde sie von immer demselben blonden, hünenhaften Offizier vorgeladen, in anderen Fällen von einem kleinen, reizbaren Mann, der die Worte mit slawischem Akzent verspritzte, außerdem gab es einen umständlichen Ungarn mit langsamen Bewegungen, rotgesichtig wie ein Bauernjunge, doch Klara spürte seine Schläue, im übrigen waren es viele, Offiziere, Verhörende, alle Sorten von schleimigen, sich anbiedernden, düster blickenden, drohenden Gestalten, manchmal waren sie nett, in anderen Fällen brüllten sie und schlugen auf den Tisch. Oft wurde sie von Doktor Schütz begleitet, er wartete vor dem Amt, im Wagen sitzend, den Hut inder unruhigen Hand. Der Alte war bleich, er fragte niemals, was sich drinnen zugetragen hatte. Er machte den Eindruck, als hätte er den Verstand verloren, summte Kinderlieder und lachte manchmal ohne Grund wiehernd auf, dann wieder übermannte ihn untröstliches Schluchzen, Klara dachte, er beweine den Verlust von Imre, darüber war sie sogar ein wenig gerührt, sie hätte nicht gedacht, dass im Herzen des Alten so viel Gefühl steckte.
    In den Verhören wurden meist dieselben Fragen gestellt.
    Wem hat Imre Schön mit seinem Vortrag eine Botschaft gesandt?
    Wer sind die anderen Mitglieder der Verschwörung, nennen Sie die Namen!
    Seit wann ist die Rebellion geplant?
    Was hat Imre Schön, Ihr Mann, damit sagen wollen, dass die russischen Ulanen in Ungarn noch gewaltige Klatschmohnfelder haben sehen können?
    Es gab eine immer wiederkehrende Frage, die Klara verwirrte und unruhig machte.
    Was haben Sie am Tag nach dem Vortrag im Büro von Inspektor Bischof gesucht?
    Wollten Sie Ihren Mann retten?
    Klara staunte, denn sie war weder damals noch zu einem anderen Zeitpunkt bei dem Inspektor gewesen!
    Lassen wir es dabei, Sie waren dort, Sie leugnen umsonst, es gibt Aufzeichnungen darüber!
    Nein, nein, sie habe den Inspektor nicht aufgesucht!
    Man drohte ihr, die Beweise auch ihrem Mann zukommen zu lassen.
    Was für Beweise?!
    Reden Sie nun

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