Blumenfresser
neunzehnte Februar wurde ein beklemmender Tag, wegen der plötzlichen Wärme schwamm die Stadt im Morast. Wie sehr schmerzte Klara ihre Hand, wie brannte der kleine Fleck! Imre war natürlich nicht daheim, als am frühen Nachmittag plötzlich Peter hereinstürzte. Klara bekam kaum Luft, minutenlang brachte sie kein Wort heraus, starrte ihn nur an, doch sie freute sich wirklich, sie war überglücklich, ihn zu sehen, was sie natürlich in Verlegenheit brachte, und um ihre Gefühle zu verbergen, begann sie zu spotten, ihn aufzuziehen, hässliche Sachen zu ihm zu sagen. Peter trug die Spuren einer ernsten Krankheit, er war auffallend bleich und hatte stark abgenommen, sein Gesicht war eingefallen, doch sein Blick loderte wie früher. Er reichte ihr wortlos das Gläschen mit dem Goldrand. Diesmal bekam Klara einen schauderhaften Palinka, vielleicht wurde sie deshalb so gereizt, Peter sei ein egoistischer Patron, und sicher habe er etwas mit dem Tod desjenigen zu tun, der ihr wichtig gewesen sei, ihr viel bedeutet habe, der ihr ein Schatz gewesen sei! Wie, was rede sie da zusammen?! Dafür werde er ihr Somnakaj wegnehmen, sie fortbringen! Als Strafe dafür, dass sie ihn so herzlos behandle, Punktum! Damit rauschte er davon und knallte die Tür zu, dass der Verputz nur so rieselte. Klara weinte, von einer Blume fielen Blätter ab, als fürchteten sie sich auch, und Somnakaj ließ sich nicht blicken.
An jenem Tag wurde sie auch vom Polizeiinspektor gewarnt, doch da war nichts mehr zu machen. Über ihn, der mit dem schrecklichen Haynau in die Stadt gekommen war, erzählte man sich bedrohliche Dinge. Er wurde nur »der Herr aus Wien« genannt und in großem Bogen gemieden, obwohl er ein höflicher Mann mit feinen Manieren war, an seiner Kleidung, obwohl in der Tat von deutscher Art, gab es nichts auszusetzen, und sein aufwärts gebogener Schnurrbart verströmte einen speziellen Duft. Der Herr aus Wien war jung, doch er bemühte sich, den Eindruck eines reifen, seriösen Mannes zu machen. An der Ecke der Druckerei Grünn liefen sie einander über den Weg, Klara dachte immer noch über Peter nach. Es war ein Vormittag, diemilde Witterung lockte viele Spaziergänger auf die Straße. Der Inspektor, beleibt, gutaussehend, vertrat ihr mit geradezu liebenswürdiger Miene den Weg. Sie wäre wortlos weitergegangen, doch er fasste sie am Arm, allerdings ließ er sie gleich wieder los, als spüre er, dass er übers Ziel hinausgeschossen hatte. Klara beugte sich vor, so überrascht war sie von dem unfreundlichen Angriff. Die Art seines Blickes ließ darauf schließen, dass er sie kaum zu denjenigen Frauen der rebellischen Stadt zählte, die keine Beachtung verdienten. Klara blieb keine Zeit zu protestieren, er redete schon.
Sicherlich wissen Sie, liebe Frau Schön, dass Ihr Herr Gemahl mit seinem Leben spielt. Das Richtigste wäre, wenn es gelänge, diesen dummen Vortrag zu verhindern, bei dessen Genehmigung, es ist nicht zu leugnen, ich selbst, Karl Bischof, meinen Einfluss in die Waagschale geworfen habe, das tat ich, weil ich die Enttäuschung von Herrn Schön gesehen habe, als seine ersten Ansuchen abgewiesen wurden. Es war meine feste Absicht, ihm zu helfen. Doch inzwischen habe ich mich gezwungen gesehen, meinen Standpunkt zu überdenken, ich glaube, Herr Schön setzt sich mit diesem … mit diesem Vortrag einer unnötigen Gefahr aus. Blumenfresser!, rief der Herr aus Wien theatralisch aus, was ist denn das für ein sinnloser Titel, ich bitte Sie?! Blumen gießt man, stutzt man, pflanzt, züchtet und kreuzt man, aber man frisst sie nicht! Würde Herr Schön sich einfach auf irgendeine ärgerliche Krankheit berufen, verlöre das Problem ganz von selbst seine Sprengkraft. Oder was wäre, wenn Sie, seine liebe Frau, ihm morgen früh Schlafpulver in den Tee streuen würden, hm? Der Herr aus Wien lachte glucksend in seinen Handschuh, er glich einem lieben kleinen Jungen.
Haben Sie mich schon einmal die Zähne fletschen sehen?, fragte Klara leise.
Der Herr aus Wien war erstaunt, seine Augen glänzten.
Seit langem sympathisiere ich mit Ihnen, überflüssig, das zu leugnen. Deshalb, er senkte vertraulich die Stimme, möchteich einen meiner geistvolleren Gedanken mit Ihnen teilen. Was würden Sie sagen, würde ich, Karl Bischof, kaiserlicher Kriminalinspektor, Ihren Mann, diesen bis zur Selbstgefährdung sturen, andererseits dennoch wertvollen Menschen in mein Büro bitten und zwei Tage lang persönlich verwöhnen? Ich behüte ihn wie
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