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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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hatten – war das wirklich erst heute morgen gewesen? Kincar überlegte, ob er aus der Marschreihe herausreiten und seinem Larng etwas Reisekuchen geben sollte, als einer der Kundschafter aufgeregt zurückgejagt kam. Irgendein wunderbarer Unterschlupf war ausfindig gemacht worden. Und, wie um die Notwendigkeit einer baldigen Zuflucht zu unterstreichen, heulte der Wind stärker über das verlassene Land und trieb immer mehr Schneeflocken vor sich her. Schwere Wolken zogen sich am Himmel zusammen. Ein Schneesturm war nicht mehr fern.
    Sie gelangten in ein schmales Tal, und nicht einmal die Dämmerung des sterbenden Tages konnte verbergen oder mindern, was sie dort erwartete. Kincar hatte manche Wunder gesehen, seit er aus Styr fortgeritten war, und dieses war auch noch nicht das letzte. Es war eine Burg wie ein Herr grenzenloser Äcker und Ländereien sie sich nur wünschen konnte. Die viereckigen Türme ragten hoch in den Himmel, und die Mauern waren ebenso massiv wie die Felsen der Schlucht, in die diese Burg hineingebaut worden war. Und sie überspannte das schmale Tal von einer Seite zur anderen, als ob es nicht nur als Festung, sondern gleichzeitig auch als ein massives Tor diente.
    In dem Eingang – der so breit war, daß drei beladene Larngs nebeneinander hineingehen konnten – stand einer der Sternenlords, in seiner Hand ein helles, leuchtendes gelbrotes Licht, das sie durch die Dämmerung und den Schnee führen sollte. Aber über ihm, in jenem dunklen Gemäuer und in den Türmen brannte kein anderes Licht – nichts als Schatten und tiefes Schweigen. Eine Stille, die sich auszubreiten, sie zu umfangen und die gedämpften Laute ihrer Karawane zu verschlucken schien. Kincar wußte instinktiv, daß diese Festung seit langem tot und verlassen war.
    Sie unterschied sich auch sonst etwas von den Lehnsburgen, die er gekannt hatte, nicht nur in der Größe, sondern auch im Bau. Die Baumeister dieser Burg hatten nicht erst an einer Burg wie Styr geübt – sie mußten andere Modelle gehabt haben. Dann meinte Kincar zu verstehen: Dies war eine versteckte Festung der Sternenlords. Wahrscheinlich bewachte sie das Feld, auf dem ihr letztes Schiff stand. Nur diese Geschichte mit den Toren mußte noch geklärt werden. Aber dies war das Ziel, das sie angestrebt hatten. Vorken im Arm glitt er von Cims Rücken herab und führte Cim in den bogenförmigen Eingang hinein. Durch einen von dem Licht des Sternenlords erhellten Gang gelangte er in einen Hof, eingeschlossen von den Wällen der Festung. Hier sank nur wenig Schnee herab; der Sturm wurde größtenteils von den Mauern abgehalten. Zwei weitere Fackeln beleuchteten überdachte Stallungen, und Kincar lenkte aus purer Gewohnheit seine Schritte dorthin.
    Vielleicht waren es die Nachwirkungen des Tei, daß er sich wie in einem nebelhaften Traum bewegte. Mechanisch führte er Cim in eine der Stallboxen und befreite ihn von Polster und Taschen. Der Anwesenheit von anderen war er sich kaum bewußt. Es war, als wären nur Cim, Vorken und er selbst wirklich lebendig an diesem Ort.
    Vorken saß auf dem oberen Rand der Boxentrennwand und sah zu, während er Cims nasse Flanken trockenrieb, bis Cim zufrieden brummelte. Aber mit jeder Bewegung wuchs Kincars Erschöpfung, und immer häufiger mußte er unterbrechen und sich ausruhen. Schließlich fütterte er den Larng mit zerbröckeltem Reisekuchen und reichte Vorken einen Streifen getrocknetes Fleisch aus seinem Vorrat hinauf.
    Kein Stroh lag auf dem harten Steinboden, aber Cim faltete sogleich seine langen Beine zusammen und begab sich in die merkwürdig unbequem aussehende Ruhestellung eines Larng. Die harten Krümel des Reisekuchens lagen immer noch auf Kincars Zunge, als er neben sein Reittier niederfiel. Er griff nach seinem Mantel und hüllte sich darin ein – und dann erinnerte er sich an nichts mehr. Eine Traumwelt umfing ihn, und schließlich verlor er sich in einer Dunkelheit ohne sichtbares Ende.
    Ein dumpfer Schmerz in seiner Brust – nicht mehr scharf und stechend wie zuvor – machte sich bemerkbar, und ein Zupfen an einem seiner Finger weckte ihn vollends. Ein gezähnter Schnabel reckte sich vor seinem Kinn, und rote Augen starrten ihn an. Vorken kauerte auf seiner Brust. Sein Kopf lag auf einem von Cims Vorderfüßen, und die Wärme von Cims Körper wärmte auch ihn. Aber sein Atem bildete eine frostige Wolke in der Luft.
    Jemand mußte die Stalltür geschlossen haben, denn er blickte jetzt auf altes, wurmstichiges

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