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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Lady.
    Lady Asgar trug die Murd ans volle Licht des Fensters und betrachtete den herabhängenden Flügel, ohne ihn zu berühren.
    »Eine Strahler-Wunde. Glücklicherweise hat nur der Rand des Strahles sie getroffen. Das kann geheilt werden …«
    Sie hielt Vorken an die Wand, und die Murd, als ob sie einem unausgesprochenen Befehl gehorchte, klammerte sich mit allen vier Füßen in Gesteinsritzen. Dort blieb sie hängen, während Lady Asgar aus einer Tasche eine Metallröhre holte. Diese richtete sie auf Vorkens Wunde.
    Was sie da tat oder warum, wußte Kincar nicht. Er wurde sich nur wieder des Teis bewußt, der auf seiner Brust zu flammendem Leben erwachte. Und vielleicht, weil dies nun das vierte Mal war, daß er solche Qual erdulden mußte, zuckte er zurück, bis er mit dem Rücken an die Mauer stieß.
    Er war sich nicht bewußt, daß sein Gesicht eine verzerrte Maske war und daß Lorpor ihn erstaunt und fast entsetzt beobachtete. Wie aus weiter Ferne spürte er, daß sich ein Arm um seine Schultern legte und ihn stützte, während Lady Asgar sich umwandte und ihre Verwunderung in echte Besorgnis überging.

 
5.
     
    Als der Schmerz nachließ, blickte Kincar auf und sah, daß es Lord Dillan war, der ihn festhielt. »Was ist es, Kincar?« fragte er freundlich.
    Aber der junge Mann befreite sich aus seinem Griff und stand, seine Nerven wieder unter Kontrolle, eine Hand auf der Brust seines Schuppenhemdes, aufrecht da. Er, der er einen Tei trug, war mit einer größeren Ehre, aber auch mit einer größeren Bürde bedacht worden als seine Mitmenschen, aber dieses Wissen war nicht für andere bestimmt – und schon gar nicht für die ferngeborenen Stemenmänner.
    Als er keine Antwort gab, wandte sich Lord Dillan an die Frau. »Was ist geschehen?«
    »Ich habe den Atomar benutzt – die Murd hat eine Strahlen-Brandwunde am Flügel.«
    »Den Atomar«, wiederholte Lord Dillan und richtete seinen Blick wieder auf Kincar, der sich nichts sehnlicher wünschte, als aus diesem Raum und den forschenden Blicken zu entkommen.
    »Er fürchtet sich vor den Sternenmaschinen …«, sagte ein Neuankömmling, und Verachtung lag in seinem Ton. Vulth stand an der Tür. »Er ist zurückgezuckt, als er durch die Tore gehen mußte – ich habe es selbst gesehen. Wahrscheinlich haben sie in seiner Burg noch an Nachtdämonen und heulende Geister geglaubt …«
    Kincar lag eine hitzige Erwiderung auf der Zunge, aber er hielt sie zurück. Immerhin war das eine gute Erklärung für sein Benehmen, wenn sie unbedingt eine haben mußten.
    Zwar ließ sie ihn weniger als Mann erscheinen, gewiß, aber wenn es auch schmerzlich war, in der Achtung dieser Männer zu sinken, so war es doch besser als zu enthüllen, daß er Träger eines Tei war.
    Eine braune Hand legte sich um das Gelenk seiner Schwerthand, und Lady Asgar stand neben ihm. Etwas in ihrer Haltung mußte Vulth und Lorpor einen stummen Befehl übermittelt haben, denn nach einem Blick auf ihr jetzt ausdrucksloses Gesicht und auf das von Lord Dillan gingen beide hinaus.
    Kincar wollte ihnen folgen, aber Lady Asgar hielt sein Handeglenk noch immer fest. Wenn er sich nicht gewaltsam losmachen wollte, mußte er bleiben. Als Lady Asgar jedoch sprach, vergaß er sein Verlangen, zu gehen.
    »Der Tei der Drei ist ein schweres Gewicht für den Träger …«
    Unwillkürlich legte sich seine Hand fest auf dieses Gewicht. Mechanisch gab er die gebotene Antwort: »Für den Träger ist es kein Gewicht, sondern es erleichtert Bürden, verkürzt die Wege und erhellt sowohl den Tag als auch die Nacht.«
    Jetzt ließ sie seine Hand los. »Ich dachte es mir!« Rasch skizzierten ihre Finger ein bestimmtes Zeichen in der Luft, und Kincar starrte sie verwundert an.
    »Aber«, murmelte er halb protestierend, halb ungläubig, »du bist ganz und gar vom Sternenblut! Du gehst nicht den Weg der Drei!«
    »Jede Rasse hat ihren Glauben«, erwiderte sie nachsichtig. »Auch wir haben unsere Mächte – obgleich wir vielleicht nicht die gleiche Art der Verehrung haben. Aber alle, die den Mächten des Lichts folgen, erweisen Treue und Glauben, wem es gebührt. Ich, die ich unter meinem Volk als weise Frau gelte, teile in mancher Hinsicht die Lehren der Drei. Könnte ich dir sonst diese Zeichen geben?« Wieder durchschnitt sie die Luft mit ihren braunen Fingern – diesen zehn Fingern, die Kincar angesichts seiner eigenen zwölf so fremd erschienen. »Aber dieses, Kincar, mußt du zu deinem eigenen Schutz wissen. Einige

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