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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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bin von Styr in den Bergen …« antwortete Kincar. Lord Bardons Schärfe, die anzudeuten schien, daß er kein Recht besaß, hier zu sein, beunruhigte ihn. Dennoch hatte Lord Dillan ihn bereitwillig aufgenommen – vielleicht war die brüske Art nur Lord Bardons Besonderheit. Da er niemals zuvor unter den Männern von reinem Sternenblut gewesen war, konnte Kincar nur beobachten, zuhören und versuchen sich ihren Bräuchen anzupassen. Aber er fühlte sich unter ihnen nicht heimisch wie die anderen Halbblütigen – wie Jonathal, Vulth und Lopor. Und zum erstenmal dachte er an seinen Vater. Warum hatte man ihn, Kincar, von Terranna fortgeschickt, zurück nach Styr, als er noch ein Kleinkind war?
    Gewiß, es war der Brauch, daß Burgtochterssohn dort lebte, wo er Erbe war, aber andererseits wurde ein solcher Junge nicht in solchem Maße von seines Vaters Verwandten ferngehalten. Kincar hatte seinen Vater stets für tot gehalten, aber jetzt … Was, wenn sein Vater noch lebte? Wenn er vielleicht sogar unter den Lords dieser Gruppe war? Aus irgendeinem Grund hätte Kincar es lieber barhändig mit einem Haufen Schwertern aufgenommen als den Lord nach jenem »Rud« zu fragen, dessen Namen er trug.
    »Styr Lehen …« wiederholte Lord Bardon, als versuche er sich zu erinnern. »Und deine Mutter war …?«
    »Anora, Lehenstochter«, erwiderte Kincar kurz. Sollte der Lord nur wissen, daß er kein Niedriggeborener war.
    »Lehenstochterssohn!« Wenn dies schon kein Echo bei Lord Bardon hervorrief, so machte es doch großen Eindruck auf Lorpor. Sein Blick drückte Verwirrung aus. »Und doch …«
    »Als Halbblut konnte ich Styr-Banner nicht erheben«, erklärte Kincar wider Willen. »Jord s’Murd, Lehenstochters Bruder, machte mir mein Recht streitig.«
    Lorpor nickte. »Ja, ich verstehe. Und Bruder gegen Bruder in den Kampf zu schicken, ist ein übel Ding. Du hast gut daran getan, dir eine andere Zukunft zu suchen, Lehenstochterssohn.«
    Aber Lord Bardon sagte gar nichts. Lorpor zog Kincar durch einen Torweg in eine Burghalle, die zweimal so groß war wie alle, die Kincar je gesehen hatte. Riesige Feuerstellen an jedem Ende gaben eine gewisse Wärme, wenn auch nicht von brennenden Holzklötzen, sondern von kleinen Kästen, die hineingestellt worden waren und Wärme verströmten – ein weiterer Sternenzauber. Reitpolster, aufeinandergelegt, boten Sitze, und Reisetaschen und Mäntel markierten die Belegung von einzelnen oder Familien. Über allem herrschte lebhaftes Stimmengewirr, in dem sich die tieferen Stimmen der Sternenlords wie fernes Donnergrollen ausnahmen.
    »Lege deine Tasche hierher …« Lorpor wies auf einen freien Platz auf den Polstern, »und dann bring deine Murd zu Lady Asgar.«
    Lorpor führte ihn aus der Haupthalle in eine Seitenkammer. Dort blieb er vor einem als Vorhang aufgehängten Mantel stehen und rief: »Lorpor, mit einem, der deine Heilkunst braucht, Lady.«
    »Dann laß ihn sogleich hereinkommen«, lautete die Antwort, und Kincar trat ein und stand vor einer Frau.
    Sie trug den kurzen, geteilten Rock der Reisenden, aber sie hatte alle Kopf- und Schulterhüllen abgelegt, bis auf einen goldenen und grünen Schal über ihrem einfachen, grünen Mieder. Vor allem war es jedoch ihr Gesicht, das Kincar so sehr fesselte, daß er fast all seine Manieren vergaß, denn dies war die erste Sternenlady, die er je gesehen hatte.
    Statt der langen Zöpfe einer gorthianischen Frau trug sie ihr Haar fast so kurzgeschnitten wie er das seine, aber es lag in goldenen Wellen um ihren Kopf, die sich von dem weichen Braun ihrer Haut um so heller abhoben. Ihre Augen waren sehr dunkel unter geraden Augenbrauen, und Kincar hätte ihr Alter nicht einmal erraten können, außer daß er sie nicht für ein junges Mädchen hielt.
    Sie erkannte sofort den Grund von Kincars Besuch und streckte mit einem zwitschernden Lockruf die Hände nach Vorken aus. Da Kincar wußte, wie ungnädig die Murd für gewöhnlich auf jegliche Berührung reagierte, versuchte er, die Lady zurückzuhalten. Aber zu seiner Überraschung kletterte Vorken an seinem Arm herunter und reckte ihren langen Hals und den häßlichen Kopf den braunen Händen entgegen.
    »Keine Angst, Junge«, lächelte die Lady. »Sie wird mir nichts tun. Wie heißt sie?«
    »Vorken.«
    »Ah – nach dem Dämon der Höhen. Der Name paßt sicher gut zu ihr. Komm her, Vorken, wir wollen uns mal deine Wunde ansehen.« Die Murd schlug mit ihrem gesunden Flügel und hüpfte auf den Arm der

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