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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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ein Spinnengewebe von einer Flamme. Zwischen den beiden Pfosten waren nur noch die kahlen Felsen zu sehen.
    Aber jene, die hier gewartet hatten, waren jetzt voller Eile, fortzukommen, als hätte die Zerstörung des einen Netzes nicht genügt, sie vor ihren Feinden zu retten. Kincar mußte sich mit den anderen in einer Reihe aufstellen, und er wagte nicht zu protestieren, sondern nahm alle Kraft zusammen, um dem zu begegnen, was immer bei seinem zweiten Gang durch das magische Tor geschehen mochte.
    Der Schmerz schlug zu, ärger und tiefer als zuvor. Kincar hatte das Gefühl, daß er laut aufgeschrien hatte, aber niemand um ihn herum beachtete ihn – vielleicht waren sie zu sehr damit beschäftigt, zu entkommen. Er bemerkte, daß der Himmel über ihm nicht mehr grau war, sondern in vertrautem Rosa schimmerte, und er hörte, daß Cims Füße durch raschelndes, trockenes Gras liefen. In seinem Arm rührte sich Vorken und jammerte leise.
    Benommen blickte er sich um. Hier war keine Einöde.
    Vor ihm lag eine weite Ebene, in der Ferne runde Hügel, und hinter den Hügeln erhoben sich Berge. Ein kalter Wind blies ihm ins Gesicht und brachte wirbelnde Schneeflocken mit sich, die immer dichter zu fallen begannen.

 
4.
     
    Kincar erschauerte in der Kälte. Vorsichtig begann er, Vorken aus seinem Mantel zu befreien, und zu seiner großen Erleichterung griff sie ihn nicht sofort wütend mit ihren messerscharfen Krallen an. Als er die letzten Falten fortzuziehen wagte, starrte sie still zu ihm auf, als hätten die Ereignisse der letzten Stunden auch auf sie ihren Eindruck nicht verfehlt.
    Kincar legte den Mantel um sie beide, aber seine Bewegungen waren mühsam, denn Wellen von Schmerz liefen über seine Brust, Schultern und Arme. Er war so sehr mit sich und Vorken beschäftigt, daß er auf den wachsenden Lärm ringsum nicht achtete. Immer noch halbbetäubt, begriff er immerhin soviel, daß die Sternenlords durch einen plötzlichen Angriff auf das äußere Tor zu einer Handlungsweise gezwungen worden waren, die sich als höchst gefährlich erweisen konnte. Und dann entstand ein Disput, der dann aber doch mit der Zerstörung des zweiten Tores endete – jenes Tores, das sie aus der grauen Welt in dieses Land gebracht hatte. Und wo immer sie nun sein mochten, und was immer sie erwarten mochte – hier mußten sie jetzt bleiben.
    Kincar untersuchte Vorkens verletzten Flügel und fand auf der ledrigen Oberfläche eine fingerbreite, offene Brandwunde. Vorken gestattete ihm nur eine kurze Inspektion, dann wandte sie den Kopf, leckte die Wunde mit der Zunge und begegnete jedem weiteren Versuch seinerseits, sich die Wunde näher anzusehen, mit warnendem Zischen. Er mußte froh sein, daß sie bereit war, mit ihm unter seinem Mantel zu reiten.
    Die Sternenlords riefen sie alle zusammen. Dieses offene Land in einem zunehmenden Schneesturm war für ein Lager nicht geeignet, und so wandten sie sich den Hügeln am Fuß der Berge zu, wo sie eher Schutz finden konnten.
    Kincar fand das Land merkwürdig verlassen. Hier war zu gute Erde, als daß sie nicht zu irgendeinem Lehen gehörte – und dennoch waren nirgends Mauern oder Feldbefestigungen zu entdecken, so weit er sehen konnte. Durch irgendeinen Zauber der Sternenlords mußten sie in ein Gebiet von Gorth gelangt sein, wo es überhaupt keine Lehen gab. Und Kincar war sicher, daß sie sich immer noch auf Gorth befanden. Der Himmel über ihnen war blaßrosa, und das trockene Gras, das in klumpigen Büscheln aus der immer dicker werdenden Schneeschicht ragte, war das Gras, das er sein Leben lang gekannt hatte. Ja, dies hier war irgendwo auf Gorth – aber wo?
    Auf einen Zuruf lenkte er Cim in die Marschreihe. In seiner Nähe war kein bekanntes Gesicht zu sehen, aber er war zu müde, zu sehr von Schmerzen geplagt, die der Tei verursachte, um nach Jonathal oder Vulth zu suchen, und zu scheu, sich Lord Dillan anzuschließen.
    Glücklicherweise wurden der Wind und das Schneetreiben nicht stärker, so daß keine Gefahr bestand, einander aus den Augen zu verlieren. Sie ritten in der unterdrückten Spannung von Menschen, die lange gejagt worden sind und nun eine Zuflucht suchen. Als die Hügel deutlich sichtbar vor ihnen lagen, lösten sich zwei Kundschafter von der Gruppe und galoppierten voraus, um dann jeder in einer anderen Richtung die Höhen zu untersuchen.
    Cim trottete nur widerwillig vor sich hin. Er hatte nichts mehr zu essen bekommen, seit sie ihr Lager unterhalb des Passes verlassen

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