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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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zurückzuweichen, sich aus seiner Reichweite zu retten, aber er kam näher und stand schließlich genau über ihr. Ihre Lippen öffneten sich, um eine Formel zu sprechen, aber sie zitterte so sehr, dass sie die Worte nicht herausbrachte.
    »Clay«, murmelte ich.
    Er zögerte und trat dann zurück. Ich nahm seinen Platz ein.
    »Spielchen zu spielen kommt bei uns nicht so sehr gut an«, sagte ich. »Wir nehmen sie ernst.«
    Ich streckte die Hand aus und half ihr auf die Beine.
    »Setz dich da hin«, sagte ich, während ich auf einen Stuhl zeigte. »Und erzähl uns die wahre Geschichte zu dem Brief – die, bei der es einen Zusammenhang mit Unsterblichkeit gibt.«
    Sie versuchte immer noch zu protestieren und vom Thema abzulenken, aber irgendwann erzählte sie uns dann die Geschichte des Briefes – die Version, die sie bereits gekannt hatte, bevor sie Shanahan gebeten hatte, den Brief sehen zu dürfen.
    Der Geschichte nach hatte ein Magier das Portal geschaffen. Er hatte letzte Hand an ein Experiment gelegt, eins, das ihm eine Form der Unsterblichkeit versprach. Nicht gerade ein seltenes Experimentierfeld, aber etwas an seinen Experimenten hatte andere Paranormale annehmen lassen, er hätte tatsächlich eine Möglichkeit gefunden. Einige von ihnen wollten seine Forschungsergebnisse stehlen; andere wollten ihn am Weiterarbeiten hindern. Also hatte er das Portal geschaffen, um sich darin zu verstecken, und den Auslöser in das Papier gelegt, auf dem der
From-Hell
-Brief geschrieben wurde.
    Als Anita fertig war, erzählte ich ihr Hulls Version der Geschichte.
    Sie runzelte die Stirn. »Das hört sich an wie eine Mischversion der beiden Geschichten – der mit dem Halbdämon und der mit dem Unsterblichkeitsexperiment. Vielleicht enthält diese Lagerfeuergeschichte doch mehr Wahrheit, als man hätte meinen sollen.«
    Ich sagte nichts dazu. Nach einer Pause fuhr sie fort:
    »Die Gabe des Dämons mag Unsterblichkeit sein. Oder das Geheimnis der Unsterblichkeit. Der Magier hat das Portal nur geschaffen – es war der Halbdämon Jack the Ripper, der sich darin versteckt hat.«
    »Und herauskommen wird, um Entsetzen über die ahnungslose Welt zu bringen«, sagte Clay gedehnt. »Bisher sieht es eher harmlos aus, was er angerichtet hat.«
    »Vielleicht ist er ja noch in der Aufwärmphase.«
     
    Zwei Stunden später kam Jeremy in unser Hotelzimmer, sah sich um und seufzte.
    »So viel zum Thema Ausruhen«, sagte er, während er die zerbrochene Stehlampe wieder aufrichtete.
    »Wir waren’s nicht«, sagte ich. »Anita Barrington ist vorbeigekommen, und plötzlich war die Hölle los.«
    Wieder ein Seufzer.
    »Du glaubst, wir machen Witze? Es sieht ganz so aus, als wäre der Formelwirker, der gestern Abend unser Zimmer durchsucht hat, gar nicht Shanahan gewesen.«
    Wir erzählten ihm, was passiert war.
    »Und nach alldem – ganz abgesehen von der Tatsache, dass sie mir gestern Abend fast eine Gehirnerschütterung beigebracht hätte – besaß sie die Frechheit, mich noch mal zu fragen, ob sie mit Matthew Hull reden darf.«
    »Wahrscheinlich in der Hoffnung, dass er mehr weiß, als er sagt, was ich nach der Unterhaltung heute bezweifle. Aber was den Brief angeht – ich kann mir nicht vorstellen, was sie aus ihm zu erfahren hofft.«
    »Unsere Theorie? Sie hofft, ihn Shanahan gegenüber als Druckmittel einsetzen zu können. Angesichts der Tatsache, dass die Zombies ihn offenbar zurückhaben wollen – was könnte sie einem Mann Besseres anbieten, von dem sie annimmt, dass er möglicherweise das Geheimnis der Unsterblichkeit besitzt?«
    »Hast du sie darauf angesprochen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe gedacht, besser nicht. Vorläufig nicht.«
    »Gut. Sie könnte noch nützlich werden.«
     
    Nachdem unser erstes Mittagessen unterbrochen worden war, setzten wir uns mit Jaime, Nick und Antonio zu einem zweiten und verspäteten ins Hotelrestaurant. Das Lokal war hell und luftig, mit riesigen Fenstern und Marktschirmen – als äße man auf einer Terrasse, aber ohne die Mücken, die Hitze und den Smog.
    Jeremy erzählte uns, dass Hull etwa achtzig Prozent der Fragen, die er ihm über die Geographie und kleinere Ereignisse im London des Jahres 1888 gestellt hatte, richtig beantwortet hatte – für jemanden, der nicht dort gelebt hatte, wären sie schwer zu beantworten gewesen, und alles hätte auch ein Einheimischer nicht wissen können.
    Jeremy hatte sogar erwähnt, dass wir eine Quelle hatten, die heute Abend

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