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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Seelen zu finden. Keine zehn Minuten später hatte sie eine davon gefunden: Irene Ashworth, achtundsiebzig.
    Nur Jaime konnte Irene hören, insofern war die Unterhaltung für uns etwas einseitig. Nach ein paar Minuten, in denen Jaime mit Hilfe einiger Informationen aus der Zeitung Irenes Identität überprüfte, wollte sie sie wieder gehen lassen.
    »Noch nicht«, sagte Clay. »Wir müssen sichergehen.«
    »Bei was?«, fragte Jaime; sie flüsterte, damit Irene sie nicht hören konnte. »Du glaubst doch wohl nicht, dass das Jack ist? Aber sie ist doch eine F …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich sollte es wirklich am besten wissen. Es gibt keinen Grund, warum Jack the Ripper nicht eine Frau gewesen sein sollte. Aber sie hat alle Fragen korrekt beantwortet.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wenn sie innerhalb dieses Portals mit der echten Irene Ashworth in Kontakt gekommen ist, würde ihr das nicht weiter schwerfallen. Du musst sie etwas fragen, was nur jemand aus unserer Zeit beantworten kann – zum Beispiel was das Internet ist oder eine DVD .«
    » DVD ?« Jaimes Stimme wurde lauter, als sie auflachte. »In ihrem Alter können wir von Glück sagen, wenn sie weiß, was ein Videorekorder ist.« Jaime erstarrte und drehte sich dann um. »Oh, j-ja, natürlich haben Sie das gehört.«
    Pause.
    »Nein, Sie sind nicht taub. Ich wollte damit auch nicht sagen …«
    Pause.
    »Ja, natürlich, das Internet ist fantastisch, um Informationen zu recherchieren, und Sie haben selbstverständlich recht, Vo IP ist mit Sicherheit die billigere Alternative, wenn man sich in Frieden mit den Enkeln unterhalten will …«
    Unsere erste Vermisste konnten wir damit wohl von der Liste streichen.
     
    »Da ist schon der Nächste«, sagte Jaime. »Ich wünschte, es wäre genauso einfach, nach Geistern zu fahnden. Okay, da wäre er … ein Mann. Mitte dreißig. Hab ihn beinahe …«
    Die Beschreibung klang verheißungsvoll, wenn wir nach Jack the Ripper suchten, aber sie passte eben auch auf den zweiten Vermissten, Kyle Belfour, den sechsunddreißigjährigen Systemanalytiker, der eine Straße weiter wohnte und beim Joggen verschwunden war. Ein paar erste Vorstöße legten nahe, dass es sich tatsächlich um Belfour handelte, aber dann bekam Jaime bei ihren Fragen unerwartete Schwierigkeiten.
    »Wir brauchen einfach nur Ihren Namen und ein paar grundlegende …«
    Pause.
    »Um Ihre Identität zu …«
    Pause.
    »Warum wir die überprüfen müssen?«
    Sie sah sich hilfesuchend nach uns um. Ich murmelte einen Vorschlag.
    »Ja«, sagte sie. »Weil wir, wenn wir Sie da rausziehen, sicher sein müssen, dass das wirklich Sie sind.«
    Pause.
    »Wer es denn sonst sein könnte? Äh, also …«
    »Sag ihm einfach, er soll die verdammten Fragen beantworten«, sagte Clay. »Sonst lassen wir ihn halt drin.«
    Jaime setzte zu einer Antwort an und unterbrach sich dann. »Verschwörung in Regierungskreisen? Äh, nein, dies ist keine …«
    Pause.
    »Ja, doch, ich nehme an, Staatsfeinde in ein dimensionales Limbo zu schicken wäre gar keine so schlechte Idee, aber weder die CIA noch das Mil …«
    » CSIS «, sagte ich.
    Sie sah über die Schulter zu mir hin.
    »In Kanada heißt es nicht CIA , sondern CSIS . Erinnere ihn doch daran, dass dies, wenn es eine Operation des kanadischen Geheimdienstes oder Verteidigungsministeriums wäre, auf dem Mist des CSIS gewachsen und aus unserem Verteidigungshaushalt bezahlt worden wäre.«
    Sie tat es.
    Einen Moment später sagte sie: »Ja, ich nehme an, auf seine Art ist es tatsächlich komisch.«
    Pause.
    »Nein, nein, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie hatten wirklich eine Menge Stress. Wenn Sie uns jetzt einfach sagen könnten …«
    Pause.
    »Ein von amerikanischer Seite geplantes und finanziertes Projekt? Mit kanadischen Staatsbürgern als Versuchsobjekten?«
    Sie sah zu uns herüber. Clay verdrehte nur die Augen.
     
    Wir brachten Belfour letzten Endes doch nicht dazu, uns seinen Namen zu verraten. Aber das war auch nicht nötig. Nachdem er uns zehn Minuten lang von seiner Verschwörungstheorie erzählt hatte, in der die wachsende Militärmacht der Bush-Regierung, ein paar Verweise auf Experimente über Bewusstseinskontrolle der CIA ,
The Manchurian Candidate
und sogar eine beiläufige Erwähnung von
Akte X
auftauchten, war uns klar, dass unser Mann aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert stammte. Wir machten ihm die gleichen Zusagen, die wir auch Mrs. Ashworth gegenüber gemacht hatten, und ließen

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