Blut der Wölfin
auch gekotzt. Die haben sich an den …«
Sie brach ab, den Blick auf meinen Bauch gerichtet. »Tut mir leid. Jedenfalls kommt ihr nicht an den Schauplatz ran, und das willst du bestimmt auch gar nicht. Komm mit zur Seite, und ich erzähl dir alles. Es sei denn …«
Sie sah Clay an, als wartete sie auf eine Bestätigung, dass die Details eines Mordes in Anbetracht meiner »Verfassung« angebracht sein würden.
»Schon okay.« Ich tätschelte meinen Bauch. »Alles ruhig da drin – Schlafenszeit wahrscheinlich.«
Sie lachte. »Ich werde ganz leise sein, damit der kleine Kerl keine Alpträume kriegt.«
[home]
Kontakt
D ie junge Prostituierte war vorläufig als »Kara« identifiziert worden; der Familienname blieb unbekannt. Man hatte ihr die Kehle durchgeschnitten, ein tiefer Schnitt von links nach rechts, der offenbar von hinten ausgeführt worden war. Sie war sehr schnell gestorben, was ein Segen war angesichts dessen, was der Mörder als Nächstes getan hatte.
Sie war vom Brust- bis zum Schambein aufgeschnitten worden. Rita hatte gehört, dass mehrere Organe fehlten, obwohl das noch nicht offiziell bestätigt worden war. Der Mediziner arbeitete noch an der Leiche und redete nicht mit den Reportern. Was nicht bestätigt zu werden brauchte, waren die Verstümmelungen im Gesicht, die mehrere Zeugen gesehen hatten, bevor die Polizei eintraf … wobei einige sie bei dieser Gelegenheit gleich mit dem Handy fotografiert hatten. Rita zufolge hatte Kara mehrere tiefe Schnitte im Gesicht, von denen einer ihr die Nase aufgeschlitzt und ein weiterer fast das rechte Ohr abgetrennt hatte.
Ich versuchte, aus all dem keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.
»Und das ist genau das, was du auf der Titelseite der
Sun
lesen wirst, also wag es ja nicht, mir da zuvorkommen zu wollen«, sagte Rita.
Ich versuchte zu lächeln. »Wüsste gar nicht wie.«
Jeremy fing meinen Blick auf. Rita bemerkte es, und ihr Blick glitt über ihn hin.
»Ein Freund von dir?«
Ich nickte, aber ich hatte nicht vor, ihn einer menschlichen Bekannten vorzustellen, wenn ich es vermeiden konnte.
Sie sah immer noch prüfend zu Jeremy hinüber. »Solo?«
Ich wollte gerade etwas Unverfängliches antworten, als Jaime Ritas Blick bemerkte und näher an Jeremy herantrat; ihre Hand hob sich hinter ihm, bis es aussah, als läge sie auf seinem Rücken.
»Offenbar nicht«, murmelte Rita.
Clay machte ein Geräusch zwischen einem Schnauben und einem Lachen. Ritas Fotograf winkte zu ihr herüber.
»Ich muss los«, sagte sie. »Und diese andere Geschichte, die mit dem verschwundenen Mann? Ich gehe der Sache nach und melde mich bei dir.«
Wir waren noch drei Meter von Jeremy und Jaime entfernt, als ich sagte: »Warten wir besser. Die streiten über irgendwas.«
Jaimes Gesichtsausdruck war angespannt, und ihre Augen blitzten, während sie sprach. Jeremy stand zurückgelehnt da, die Arme verschränkt.
»Sieht mir nicht nach einem Streit aus«, sagte Clay.
Ich starrte ihn an.
»Yeah«, sagte er. »Ich nehme an, für Jeremys Verhältnisse
ist
das ein Streit.«
Wir versuchten, nicht zu lauschen, aber für Werwölfe ist das gar nicht so einfach.
»Ich spüre sie«, sagte Jaime. »Sie ist noch nicht übergetreten.«
»Was nicht bedeutet, dass du mit ihr sprechen musst.«
»Nein? Wenn ich einen Bericht aus erster Hand bekommen kann …«
»Berichte aus erster Hand von dem Opfer sind oft nicht verlässlich. Das gilt in besonderem Maß für den Geist von jemandem, der gerade ermordet wurde. Das hast du mir selbst erklärt. Du hast mir außerdem erzählt, wie schwierig es ist, den Kontakt mit ihnen herzustellen, und wie traumatisch …«
Jaime verschränkte die Arme, als Jeremy seine öffnete. »Ich habe nie etwas von
traumatisch
gesagt.«
Leute schoben sich zwischen uns, und Jeremy trat zurück, damit sie ihn nicht hörten. Ein paar Minuten später wandte Jaime sich abrupt ab und stiefelte davon. Jeremy zögerte und kam dann zu uns herüber.
»Das ist das Problem beim Umgang mit Nicht-Werwölfen«, sagte ich. »Es fehlt ihnen einfach dieses entscheidende ›Du bist der Alpha, du hast recht‹-Gen.«
»Ein sehr lästiger Aspekt«, sagte er trocken.
Er drehte sich um und sah zu Jaime hin, die auf der anderen Straßenseite auf und ab ging, und eine Sekunde lang glaubte ich etwas in seinen Augen zu sehen, das nicht nur freundschaftliche Besorgnis war.
»Sie hat recht, weißt du«, sagte ich leise. »Du kannst deine Meinung und deinen Rat anbieten,
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