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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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aber die Entscheidung liegt bei ihr.«
    Jeremy nickte, tat aber keinen Schritt in ihre Richtung. Ich wusste genau, er dachte das Gleiche wie ich – fragte sich, ob Jaime wirklich glaubte, helfen zu können, oder ob sie sich einfach nur verzweifelt wünschte, es zu versuchen, uns zu zeigen, dass sie nützlich sein konnte.
    »Wenn sie’s so oder so tun wird, können wir wenigstens danke sagen«, sagte ich.
    Jeremy stieß einen tiefen Atemzug aus, schob sich das Haar nach hinten und nickte dann.
    »Ich gehe und sage ihr, dass sie meine Erlaubnis hat«, sagte er.
    Als er sich zum Gehen wandte, berührte ich ihn am Arm. »Jeremy?«
    »Hm?«
    »›Erlaubnis‹ ist möglicherweise nicht die beste Formulierung. Diese Sache mit den Nicht-Werwölfen, weißt du noch?«
    Ein winziges Lächeln, dann setzte er sich in Bewegung. Ich sah sie eine Minute lang miteinander reden, dann ging Jaime auf einen nahen Durchgang zu. Als Jeremy Anstalten machte, ihr zu folgen, zögerte sie und sah sich nach ihm um. Er holte sie ein, und sie gingen weiter, ohne ein weiteres Wort zu wechseln.
    »Sie lässt sich von ihm bei den Vorbereitungen helfen?«, sagte Clay.
    »Sieht fast so aus.«
    »Hm.«
     
    Etwa zehn Minuten später streckte Jaime den Kopf aus dem Durchgang ins Freie und winkte uns zu sich herüber, während Jeremy sich entfernte – wahrscheinlich um Antonio und Nick aufzutreiben.
    »Wir haben bloß diesen einen Versuch, je mehr Gehirne dabei sind, desto bessere Fragen können wir stellen.« Jaime blieb etwa auf halber Strecke in dem Durchgang stehen. »Ihr Geist ist noch hier, ich muss also versuchen, sie zum Herkommen zu überreden – ein bisschen wie das, was ich da hinten bei dem Portal gemacht habe. Danach mache ich dann etwas anderes. Ich möchte, dass ihr die Antworten hört, also werde ich sie channeln. Das bedeutet, sie spricht durch mich, aber euch kann sie weder hören noch sehen, okay?«
    »In Ordnung.«
    Jeremy kam zurück. Hinter ihm sah ich Antonio und Nick, die an der Mündung des Durchgangs Posten bezogen hatten. Zwei Paare, die sich zusammen in den Schutz eines Durchgangs verzogen, waren in dieser Gegend wahrscheinlich nichts Ungewöhnliches, obwohl es etwaigen Zeugen vielleicht merkwürdig vorgekommen wäre, sie dort
reden
zu hören. Aber angesichts des Mordschauplatzes auf der anderen Straßenseite würden wir wahrscheinlich nicht viel Aufmerksamkeit erregen.
    »Ich werde ihr gar nicht sagen, dass ihr hier seid«, sagte Jaime. »Soviel sie weiß, sind es bloß sie und ich.«
    »Das …«, begann ich und brach dann ab.
    Jaime nickte mir zu.
    »Wird sie sich an das hier erinnern?«, fragte ich. »An irgendwas davon? Wenn sie den Schauplatz gesehen hat und das, was da mit ihr passiert ist …«
    »Alles weg, wenn sie übertritt. Sterbeamnesie – was auch der Grund ist, warum wir sie jetzt fragen müssen. Später wird sie vergessen haben, was passiert ist, und diese Unterhaltung auch.«
     
    »Dann bist du also so eine Art … Hellseherin? Wie diese Leute im Fernsehen?«
    Ein kleines Auflachen. »Genau so.«
    »Warst
du
schon mal im Fernsehen?«
    Jaime zögerte, aber auf ein Nicken von Jeremy hin erzählte sie der jungen Frau, wer sie war, und das Mädchen kannte sich mit den TV -Spiritistinnen gut genug aus, um beeindruckt zu sein – vielleicht sogar, um ein paar Minuten lang zu vergessen, was ihr zugestoßen war.
    »Okay«, sagte sie schließlich mit einem tiefen Atemzug, wie ein Kind, das entschlossen ist, sein Bestes zu tun. Ich fragte mich, wie alt sie war … und dann ging mir auf, dass ich es so genau wahrscheinlich gar nicht wissen wollte.
    Jeremy begann mit den Fragen – langsam, um sie schonend vorzubereiten; er fragte sie, was sie früher am Abend getan hatte, mit wem sie sich unterhalten hatte, die Sorte Fragen, die auch ein Polizist gestellt hätte; uns würden sie nicht weiterhelfen, aber es war menschlicher, als sie mit einem »Und wie bist du also gestorben?« zu überfallen.
    Wir kamen schließlich zu genau dieser Frage, obwohl Jeremy sie natürlich etwas anders formulierte.
    »Es war ein Typ«, sagte Kara und fügte dann mit einem schrillen Kichern hinzu: »Das hätte ich jetzt wohl nicht zu sagen brauchen, was?«
    »Hat er dich draußen auf der Straße angesprochen?«, fragte Jeremy.
    Jaime gab die Frage weiter.
    »Yeah, aber ich war da gerade in der Nähe von dem Durchgang. Ich hab, äh, müssen, weißt du, und das alte Mis … diese alte Hexe in dem Laden an der Ecke lässt uns

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