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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Gedanken, dass sie Menschen jagten, während die Beteuerungen nur so aus ihnen heraussprudelten und der Atem dabei noch nach Menschenfleisch roch.
     
    Tolliver zögerte an der Tür des Besprechungsraums, als erwartete er, dass ein Wolf hinter ihr hervorspringen würde. Als Antonio die Tür hinter ihnen schloss, fuhr Shanahan zusammen, und seine Finger flogen hoch, als wollte er mit einer Formel beginnen.
    »Wenn du diese Formel wirkst, ist das Treffen vorbei«, sagte Jeremy.
    Während die anderen sich im Raum verteilten, flüsterte Clay schwach: »Nicky?«
    Nick fuhr zusammen, überrascht von Clays Ton, dem Rufnamen aus der Kinderzeit oder beidem. Clays Gesicht war immer noch so gerötet wie zu dem Zeitpunkt, als er von draußen hereingestürzt war, doch jetzt konnten weder die Hitze noch die Anstrengung daran schuld sein.
    »Du …«, begann ich.
    Clay brachte mich mit einem vielsagenden Nicken zu Jeremy hin zum Schweigen. Nick schob sich stirnrunzelnd neben ihn.
    »Pass auf Elena auf, okay?«, flüsterte Clay; seine Stimme war heiser, als kostete das Sprechen ihn mehr Anstrengung, als er sich leisten konnte.
    »Ist mit dir alles …«
    »Nein, ist es nicht. Also pass du auf sie auf. Bitte.«
    Jeremy fing meinen Blick auf, aber Clay hatte sich abgewandt, als würde er noch mit Nick reden. Jeremy winkte mich zu sich. Ich sah rasch zu Clay hin, aber seine Augen sagten mir, dass ich den Mund halten sollte.
    Jeremy begann: »Ich gehe davon aus, dass Dr. Tolliver Ihnen erzählt hat, was diese Woche passiert ist und welche Rolle Sie unserer Meinung nach dabei spielen.«
    »Ich …«, sagte Shanahan.
    »Sie wissen also, dass die Vorwürfe ernst sind. Wenn Sie behaupten, bei alldem keine Rolle gespielt zu haben, und ich feststelle, dass es anders ist, dann werde ich verlangen, dass unserer Rechtsprechung nach Recht gesprochen wird.«
    »Aber …«
    »Ein Mitglied meines Rudels ist in Gefahr, und weder der paranormale Rat noch die Kabale werden mir dies verweigern.«
    Shanahan schluckte. Sein Blick schoss zu Tolliver hinüber, aber der sagte nichts.
    »Wenn Sie Ihre Rolle bei alldem zugeben«, fuhr Jeremy fort, »und uns helfen, dieses Portal zu schließen, dann werde ich Sie der Cortez-Kabale oder dem paranormalen Rat übergeben – es ist Ihre Entscheidung, aber Sie haben mein Wort, dass ich allen Maßnahmen beiwohnen und dafür sorgen werde, dass Ihre Kooperation in dieser Sache berücksichtigt wird.«
    »Und wenn ich bei alldem nun
keine
Rolle gespielt habe?«
    »Dann würde ich Ihnen dringend raten, uns alles zu erzählen, das Sie entlastet, und alles, was uns helfen könnte, dieses Portal zu schließen … und zu beten, dass wir nie herausfinden werden, dass Sie gelogen haben.«
    Shanahan richtete sich gerade auf und sah Jeremy ins Gesicht. »Ich habe genau eine Rolle bei alldem gespielt.« Er sprach jedes Wort so betont aus, als könnte seine Ernsthaftigkeit zugleich auch seine Aufrichtigkeit bezeugen. »Und zwar als der ursprüngliche Besitzer dieses Briefs. Wenn ich ihn nicht hinreichend sicher aufbewahrt habe, dann ist meine einzige Entschuldigung die, dass ich keinen Grund zur Annahme hatte – nicht den allergeringsten Grund –, er könnte etwas anderes sein als das, was mein Großvater immer behauptet hatte.«
    »Eine Fälschung?«, fragte Jeremy.
    »Nein, streng genommen keine Fälschung. Ein Rohrkrepierer. Ein fehlgeschlagenes Experiment. Eine paranormale Kuriosität mit einer interessanten Geschichte dazu. Das war es, was mein Großvater gesammelt hat – Geschichten.«
    Jeremys Blick glitt zu den Fenstern hinüber, und seine Nasenflügel blähten sich. Die Fenster waren geschlossen, und er schüttelte leicht den Kopf, als sei das Wittern instinktiv geschehen. Alles, was ich draußen sah, war der leere Basketballplatz.
    »Und die Geschichte, die sich hinter diesem Stück verbirgt?«, fragte er. »Sie nennen es einen Rohrkrepierer.«
    Shanahan nickte nachdrücklich, als gäbe es bereits deutliche Anzeichen dafür, dass wir ihm die Geschichte abnahmen. »Er sollte angeblich wirklich der Auslöser eines Portals sein. Einer Art … Wartesaal.«
    »Für den Mann, den man unter dem Namen Jack the Ripper kennt.«
    »Nein, es gibt keinen …«
    »Dazu kommen wir noch«, sagte Tolliver. »Bleiben wir erst mal bei dem Brief und seinem angeblichen Zweck.«
    Sie erzählten uns eine Geschichte, die sehr ähnlich klang wie die, die Anita Barrington erzählt hatte – der Magier, der sich ein Portal

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