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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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mehr Energie verbrauchte sie. Deshalb also hatte Hull bei Jeremy nur eine einfache Rückstoßformel verwendet.
    Und wenn Hull Shanahan antun konnte, was er ihm angetan hatte – warum hatte er nicht einfach eine Formel gegen Clay eingesetzt, um mich zu bekommen – gestern Abend auf dem Balkon zum Beispiel? Aus irgendeinem Grund war er vorsichtig. Vielleicht war er nach den hundert Jahren im Dimensionsportal aus der Übung, oder vielleicht waren seine Kräfte noch dabei, sich zu regenerieren …
    »Sie waren also die ganze Zeit unter Ihrer Kontrolle«, sagte ich in der Hoffnung, Jeremy etwas Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. »Und Sie sind aus dem Portal gekommen, nachdem sie Ihnen den Weg freigeräumt hatten.«
    Hull lachte. »Den Weg freigeräumt? Ich habe das Portal wenige Minuten nach meinem ersten Zombie verlassen. Sie waren alle so damit beschäftigt, ihm die Straße entlang zu folgen, dass Sie es nicht einmal gemerkt haben. Also bin ich Ihnen gefolgt. Es ist mir seltsam vorgekommen – Menschen, die dem Mann einfach folgten, statt um Hilfe zu rufen. Also habe ich eine kleine Formel gesprochen und festgestellt, was für ein Glück ich hatte. Ausgerechnet eine schwangere Werwölfin hatte mein Portal geöffnet.«
    »Sie waren gar nicht wegen des Briefs hinter mir her«, sagte ich.
    »Der Brief hat seinen Zweck erfüllt. Jetzt sind Sie es, die den größeren Wert darstellt.«
    »Ich tausche Elena nicht gegen …«, begann Jeremy.
    »Sie brauchen Ihr Mädchen gegen gar nichts einzutauschen. Das ist das Schöne an meinem Angebot. Sie bekommen sie und Ihren Jungen da zurück, gesund und wohlbehalten. Ich werde sogar die Kontrolle über meine Zombies aufgeben, Sie können sie also töten und das Portal schließen. Ebenso wie der Brief waren sie durchaus nützlich, sind inzwischen aber eher zu einem Klotz am Bein geworden. Sie haben meinen Segen, wenn Sie sie übernehmen wollen. Schließen Sie das Portal, heilen Sie Ihren Jungen … alles, was Sie wollen.«
    »Im Austausch gegen … ?«, fragte Jeremy.
    »Nein«, sagte ich durch die zusammengebissenen Zähne.
    Hull lachte leise. »Sie wissen natürlich schon, was ich verlangen werde, nicht wahr? Aber ich würde das Angebot nicht so überstürzt ausschlagen. Schließlich könnte ich mir auch einfach nehmen, was ich haben will, ohne etwas dafür anzubieten … das Portal offen lassen, Ihren Gefährten sterben lassen, Sie mit ihm zusammen sterben lassen …«
    »Was wollen Sie …«, begann Jeremy.
    »Nein!«
    Hull drehte das Messer. Jeremy sah die Bewegung und wurde weiß.
    »Ein fairer Austausch, finden Sie nicht auch? Zwei Leben gegen zwei Leben? Es wäre einfach genug, die Babys früher zu holen. Sie halten sich doch für einen guten Arzt, nicht wahr, Mr. Danvers? Vielleicht könnte auch dieser andere Arzt die Aufgabe übernehmen, wenn er dazu nicht zu wütend auf Sie ist.«
    »Sie …« Jeremy schluckte, als ob sein Mund zu trocken sei, um auch nur ein Wort herauszubringen. »Die Babys sind noch nicht weit genug entwickelt. Sie würden es nicht überleben.«
    »Das macht nichts. Ich brauche sie nicht lebend. Selbst wenn ich sie in diesem Zustand bekomme, würden sie es nicht lang bleiben.«
    Ich dachte nicht nach. Konnte nicht nachdenken. Ich reagierte ganz einfach, heulte auf, drehte mich, riss den Ellenbogen hoch, um ihn …
    Das Messer bohrte sich in meinen Bauch.
    Als ich erstarrte, hörte ich Jeremys Stimme; sie übertönte kaum das Donnern in meinen Ohren, aber sie bat mich, aufzuhören, still zu halten.
    Ich stand da, zitterte und rang nach Atem. Hull lachte, aber ich zwang mich dazu, Jeremy anzusehen. Ein leises Knacken drang durch die Bäume zu mir herüber, und Jeremy senkte kurz das Kinn, um mir zu sagen, dass sie kamen. Seine Augen waren wieder ruhig, die Panik war verflogen, und als ich es sah, spürte ich, wie meine eigene Angst abebbte.
    »Warum bieten Sie diesen Handel an?«, fragte Jeremy; seine Stimme war wieder gleichmäßig. »Wenn Sie, wie Sie selbst sagen, Elena und die Babys einfach nehmen könnten …«
    »Zu viel Durcheinander.« Hull klang ebenso sachlich. »Ich habe es gern ordentlich. Deshalb habe ich versucht, das ohne eine Konfrontation zu lösen. Hätten Sie mir gestattet, mit ihr zusammen ins Hotel zurückzufahren, hätten Sie sich allerlei Unerfreulichkeiten erspart – auch Mr. Shanahan hätte das sicherlich vorgezogen. Jetzt würde ich ein entsprechendes Angebot annehmen, wenn ich dazu die Zusage bekomme, dass

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